Wann wird er endlich steif?
Wenn Bernie, tief in einer persönlichen und künstlerischen Schaffenskrise steckend, die Nacht mit einem Edel-Callgirl verbringt, die junge Dame aber kein Geld von ihm nimmt, dann gibt es dafür nur einen Grund: „Ich hatte Urlaub“, tönt Angie, die nun gerne in Bernies Garten zelten möchte, um dort einen 70-jährigen Lüstling vorübergehend aus dem Verkehr zu ziehen. Der Rotlichtbezirk ist eben überall!
Aus dieser heiklen Kons-tellation entwickelt sich „Ein ganz spezieller Mord“, eine Komödie, mit der das „Theater Fidele Horst“ nach ausverkauften Vorstellungen im Wanne-Eickeler „Mondpalast“ lachbereite Menschen ins Herner Kulturzentrum locken möchte. Und das sollte problemlos gelingen, denn die Aufführung ist witzig, temporeich und steigert sich von Szene zu Szene. Regie führt Olaf Weichert. Der Mann sorgt für jede Menge gute Laune!
Natürlich nicht allein: Claudia Terkowski würzt das selbstbewusste Callgirl Angie mit einer gehörigen Portion Sex – ob als kurz berockte „Soldatin“ oder knapp bekittelte „Krankenschwester“. Der eigentlich stets leidende Bernie (Dietmar Kraschewski) spielt so lebensecht, dass sein Dackelblick vor allem in den Zuschauerinnen das Helfersyndrom weckt. Yasmin Pabst als resolute Schwangere Jutta sorgt für kleine Erdbeben auf der Bühne, weil sie partout eine Unterwasser-Geburt für ihr Baby einfordert. Wer jetzt fragend die Brauen hochzieht: Die Komödie spielt in einer Arztpraxis, die in diesem Fall nur ein Kinderplanschbecken zur Verfügung stellen kann.
Als patentes Töchterlein Sabrina und leicht überforderter Assistenzarzt Sebastian überzeugen Tina Menze und Tobias Weichert. Über allem thront Bernies Frau, die Gynäkologin Nicole, pendelnd zwischen blankem Entsetzen, Wut, Verzweiflung und Resignation: Maike Verwey macht das richtig gut.
Star des Abends
Star der Aufführung ist die fast 85-jährige Martha Schuster als leicht schusselige (oder besonders schlaue) Tante Elli, die gerne mal ihren Fuchspelz mit Sardinen füttert, weil sie ihn für eine Katze hält. Die Frau mit dem drögen Humor ist wohl die Tana Schanzara von „Fidele Horst“. Schon ihr verschmitzt-verschwörerischer Blick reizt die Lachmuskeln, denn schließlich sieht sie ständig Leute im Haus, „die gar nicht da sind“ und hält Angie für eine Krankenschwester aus dem Altenheim, in das sie unbedingt umziehen möchte.
Und sie ist die Gewinnerin des Abends: Sie schnappt sich den nur kurzzeitig an einem Herzversagen verstorbenen Lüstling Ernst-Friedrich (Bernd Vollmer) und schleppt ihn als Tanzpartner mit zum Ball. Angie und Bernie hatten es zuvor nicht geschafft, die vermeintliche Leiche („wann wird er denn endlich steif?“) im Rollstuhl aus dem Haus zu schaffen.
Sie sind jetzt ein bisschen verwirrt? Aufklärung ist nah: „Ein ganz spezieller Mord“ ist schon bald im Kulturzentrum Herne zu sehen: am 20. 4. um 19 Uhr und am 21. 4. um18 Uhr. Reservierung telefonisch unter 02325/37763-16 oder online: http://www.theater-fidele-horst.de
Autor:Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig |
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