Schüsse, Krankheit, Tod

Der Schönheitssalon ist die Seele der Kleinstadt (von links): Anja Braun, Julia Behrens, Kristina Keppler und Sonja Kitsch. | Foto: Komödie am Park
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  • Der Schönheitssalon ist die Seele der Kleinstadt (von links): Anja Braun, Julia Behrens, Kristina Keppler und Sonja Kitsch.
  • Foto: Komödie am Park
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„Natürliche Schönheit? So etwas gibt es nicht“ – das ist das Motto von „Truvy‘s Beauty Palace“, der soeben von Schüssen erschüttert wird, weil draußen ein wütender Nachbar die Vögel aus den Bäumen verjagt.

In den Südstaaten der USA werde eben alles, was sich bewegt, entweder geschossen, ausgestopft oder geheiratet, da sind sich die Frauen in „Magnolien aus Stahl“ zutiefst einig. Das Stück hatte jetzt Premiere in der „Komödie am Park“.
Frauen mit rauer Schale und weichem Kern, eben die „Steel Magnolias“, und ein Schönheitssalon spielen die Hauptrollen. Es fängt alles ganz lustig an mit knuffigen Zitaten wie: „Ein Gramm Snobismus ist so viel wert wie ein Kilo Kuhmist“ – aber unter der Oberfläche aus Frotzelei und Gemeinheiten brodelt es gewaltig.
Der Sohn einer Familie hat sein Coming-Out als Schwuler, was in den konservativen Südstaaten wohl heute noch eine mittlere Katastrophe darstellt. Der Mann der Salon-Mitarbeiterin Annelle klaut nicht nur deren Schmuck und handelt mit Drogen, sondern landet auch noch im Knast. Seine Ehefrau wendet sich daraufhin verstärkt den Baptisten zu. Die Söhne der Chefin Truvy kränkeln zuerst und sorgen dann für Ärger; zwei der Kundinnen befinden sich zudem in einem nervenaufreibenden Dauerstreit.
Besonders übel spielt das Schicksal aber der eigentlichen Hauptperson Shelby mit. „Ich bin schwanger“, erklärt die Frischverheiratete fröhlich, was eine Frau aus dem Publikum flugs mit: „Das habe ich mir gedacht!“ kommentiert. Aber so einfach ist das nicht: Shelby hat Diabetes, ihr Baby kommt drei Monate zu früh. Doch die junge Mutter ist nicht nur zuckerkrank, ihre Nieren funktionieren nicht mehr richtig; sie hängt an der Dialyse, wartet auf eine Nierenverpflanzung. Die eigene Mutter spendet ihr eine Niere – die Operation misslingt. Shelby „schaut aus dem Himmel auf uns herab“, sagen die Kundinnen des „Beauty Palace“ und geben sich Halt.
Ein bisschen viel menschliches Leid, dargestellt auf einer Bühne, die sonst eher dem Bouleveard-Theater einen Raum gibt. Die Darstellerinnen agieren denn auch nicht ganz so überzeugend, wie man das von ihnen gewohnt ist. Während die Tanzszenen zu Recht heftig beklatscht werden, wirken die ernsthaften Passagen etwas aufgesetzt, manchmal zu fröhlich, manchmal zu hölzern.
Holzhammerartig sickert die Botschaft in den Zuschauerraum: Gemeinsam sind wir stark, mag das Schicksal noch so hart zuschlagen, mögen Zwist und Gezänk noch so heftig sein. Das ist schön, aber irgendwie berührt es einen nicht. Vielleicht war einfach die Stückauswahl unglückselig.
Machen Sie sich selbst ein Bild! Die nächsten Vorstellungen in der „Komödie am Park“, Hautpstraße 25, sind am 24./25. März, 21./22. April, 12./13. Mai und am 16./17. Juni – samstags um 19.30 Uhr und sonntags um 18 Uhr.

Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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