Schädel ist Kult

Alle Fotos: Detlef Erler
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Als Reliquie verehrt, als Trophäe gesammelt oder als Mode-Accessoire genutzt – mit mehr als 300 Exponaten steht der menschliche Schädel im Mittelpunkt. Bis zum 14. April 2013 zeigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in seinem Museum für Archäologie auf rund 800 Quadratmetern die Sonderausstellung „Schädelkult – Mythos und Kult um das Haupt des Menschen“.

Die Besucher gehen in der Sonderausstellung nicht nur auf eine geschichtliche Reise, sondern tauchen auch in die Kulturen der Kontinente ein.

Ein trapezförmiges Loch in der Schädeldecke, das auf einen chirurgischen Eingriff schließen lässt, weist der Kopf eines Mannes aus der Jungsteinzeit auf. Er wurde aus einem über 5400 Jahre alten Steinkammergrab in Warburg geborgen. Möglicherweise wurde er geöffnet, um Kopfschmerzen zu mildern: Spuren im Inneren des Schädels deuten auf eine Hirnhautentzündung oder auf die Stoffwechselkrankheit Diabetes hin. Zum Schaben, Schneiden und Bohren für Öffnung und Operation nutzten die Menschen zum Beispiel Klingen aus Feuerstein. Betäubung und Narkose waren seinerzeit natürlich kein Thema. Doch der Mann lebte nach dem Eingriff noch längere Zeit weiter. Die Wunde verheilte.
Dieser Kopf ist ein besonderer Schatz der Ausstellung „Schädelkult“ im Herner Archäologie-Museum. Es findet sich dort auch eine mit mehreren Stoffschichten aus unterschiedlichen Jahrhunderten umwickelte Schädelreliquie aus einem Kloster im Kreis Höxter.
„Der Schädelkult war nirgendwo so ausgeprägt wie in Europa“, stellt der LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind fest. Aber auch aus Amerika, Afrika, Asien und Ozeanien sind eindrucksvolle Häupter zu sehen.
Der Besucher staunt über kunstvoll bemalte Köpfe aus sogenannten Beinhäusern, Kristallschädel und Schrumpfköpfe, Kopfjagd und Voodoo-Kult, eine aus zwei Schädelschalen gefertigte Doppeltrommel , einen kunstvoll beschnitzten und mit Blei überzogenen Ahnenschädel und für Rituale verwendete Ahnenmasken. Schauerlich: Mitunter hat man auch abgeschlagene Köpfe von Feinden mit einem dicken Eisennagel durchbohrt.
Das älteste Objekt mit 170.000 Jahren ist eine Neanderthaler-Schädel-Hohlform. Höhepunkte sind Kristallschädel, „da Vinci“-Schädel, erstmals gezeigte kolumbianische Ahnenschädel und ein Kopfjagd-Bootmodell von den Salomonen. Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr: 9 bis 17 Uhr; Do: 9 bis 19 Uhr; Sa, So, Feiertage: 11 bis 18 Uhr. Eintritt: Ewachsene fünf, Kinder und Jugendliche zwei Euro. Ermäßigungen für Schulklassen. Weitere Infos: www.schaedelkult.lwl.org

Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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