Rezension vonne Ruhr
Eigentlich hat das Herz nur zwei Kammern, eine rechte und eine linke. Nun hat Monika Buschey ein Buch „Von Menschen und Orten“ herausgegeben, dass von „Expeditionen in die Herzkammern des Ruhrgebiets“ handelt, und das sind gleich fünfzehn.
Fünfzehn Autorinnen und Autoren die von den unterschiedlichsten Orten im Revier berichten, einig in der Liebe zu diesem durch Schwerindustrie und Zuwanderung geprägtem Landstrich, dessen bäuerlicher Ursprung hier und da noch zu erahnen ist. Es sind oft die Orte der Kindheit, die liebevoll beschrieben werden, zum Beispiel „Unser Hof –Zentrum allen Geschehens“ von Heinz Georg Schmenk, der wohl in Oberhausen-Sterkrade lag, oder „Der kleine Erker vom Hedwigplatz“ in Gelsenkirchen-Erle, den Inge Tonk portraitiert. Es sind auch Erinnerungen an eine Jugend im Ruhrgebiet, etwa an die „Dorfschenke Friemersheim“ von Michael Hüter, die heute in Duisburg-Rheinhausen ein Fotostudio beherbergt. Erinnerungen, die fast immer milde verklärt sind, nur bei Inge Meyer-Dietrich „Im Wiesental...“ stürzen Mauerreste eines zerbombten Hauses ein.
Erinnerungen, die bleiben
Sonst kommt der Krieg nicht vor, auch die Krise der Montanindustrie kann man allenfalls in „Stahlhausen“ erfahren. Arbeitslosigkeit und Hartz 4 sind keine Themen, aber das gab es in der Kindheit und Jugend der AutorInnen auch noch nicht. Manche Orte sollte man aufsuchen, sei es der Baldeneysee oder Haus Kemnade an der Ruhr oder den Ewaldsee an der Emscher, auch sie werden in ganz unterschiedlicher Sprache beschrieben. Wer das Ruhrgebiet mag, wird hier seinen Lieblingsplatz finden, je nach Alter, Geschlecht und Wohnort. Meiner ist in der ersten Reine der „Filmbühne“ in Essen-Altenessen (T.D. Reda), die ich gar nicht kenne, die mich aber sehr an das „Lito“ in Wanne-Eickel der 50er und 60er Jahre erinnert. Und die Orte der Erinnerung bleiben uns, auch wenn es sie gar nicht mehr gibt.
Autor:Jörg Höhfeld aus Herne |
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