Nadia knüpft Knoten in Köpfe

Junge Künstler und Ausstellungsmacher unter sich (von links): Joanna Koslowicz, Olivia Jankowska, Chris Wawrzyniak, Jutta Laurinat und Nadia Ihjeij. WB-Foto: Detlef Erler
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  • Junge Künstler und Ausstellungsmacher unter sich (von links): Joanna Koslowicz, Olivia Jankowska, Chris Wawrzyniak, Jutta Laurinat und Nadia Ihjeij. WB-Foto: Detlef Erler
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„Guten Morgen!“ heißt das optimistische Bildnis des Zähne putzenden Mädchens. „Destruktionstrieb“ funktioniert auf einer ganz anderen Schiene, zeigt Menschenbeine in der Badewanne, in die auch ein Fön gefallen ist. Doch düs-tere Gedanken vertreibt sofort ein Rehbockgeweih mit Playboy-Bunny-Aufdruck: „modern trophy III“.
Wir befinden uns in den Flottmann-Hallen, mitten in der „2. Europäischen Jugendkunstausstellung 2012“. 50 Teilnehmer, zwischen 14 und 24 Jahren alt, einige aus der Partnerstadt Konin, zeigen ihre Werke: Malerei, Zeichnung, Grafik, Fotos, Collage, Plastik, Illustration. Annabelle Vossen, die in Dortmund an der TH Kunst studiert, hat „einfach im Haus rumgeknipst“. Sie zeigt ihre Eltern in typischen Haltungen, ist gerne mit ihrer Kamera in der Speisekammer zu Gast.
„Knoten in Betrachter-Köpfe“ knüpft Nadia Ihjeij besonders gerne. „Manchmal überkommt mich eine Idee, und dann schreibe ich was, zum Beispiel mit Buchstabennudeln auf Pappe.“ Das liest sich dann so: „Haben wir doch nichts als uns selbst – und das bisschen Mitleid verdient sich doch fast von allein.“
Jenny Breitkreuz rückt in ihren Kompositionen Afrika in den Fokus. Da findet der Betrachter Blutspritzer, Politiker-Fotos, Kindersoldaten, Landschaftszeichnungen und Zeitungsfragmente, begrenzt von den Umrissen zum Beispiel Burundis.
Die drei jungen Frauen gehören ebenso wie Tim-Willi Thomczyk und Anna Meier zu den Sonderpreisträgern, die von einer fachkundigen Jury ausgewählt wurden. Sie dürfen während der Osterferien in Hernes Partnerstadt Konin reisen. Dort ist unter anderem ein Künstleraustausch vorgesehen. „Aber gewonnen hat natürlich jeder, dessen Werke gezeigt werden“, betonen die Ausstellungs-Macher Jutta Laurinat und Chris Wawrzyniak.
Alle jungen Künstler nehmen an einem Workshop teil, den die Geschwister Julia und Patrick Praschma in den Flottmann-Hallen anbieten. Er beginnt heute und morgen und wird jeweils freitags von 16 bis 20 Uhr fortgesetzt. Besucher können gerne zuschauen. „Wir nennen unser Projekt ‚Camera City‘ und wollen Guckkästen erarbeiten, die vergangene Zukunftszeit enthalten“, verrät Patrick Praschma das vielschichtige Konzept.
Wer die Ausstellung besuche, könne sich regelmäßig über den Fortgang der Arbeiten informieren, denn der Workshop findet im gleichen Saal wie die Schau statt. Mitten zwischen „Hundebett“, „Blutdurst“, Tiger in bunt“ und „Koboldjagd“, um nur vier weitere spannende Werke zu nennen.
Die „2. Europäische Jugendkunstausstellung 2012“ in Herne ist bis zum 4. März in den Flottmann-Hallen zu sehen (Di bis So, 14 bis 18 Uhr). Ihr Pendant in Essen auf der Zeche Zollverein XII dauert nur bis zum 12. Februar. Die beiden Städte kooperieren. Der gemeinsame Katalog für die Ausstellung in Herne und Essen kostet acht Euro.
Bochum, beim ersten Mal im Jahr 2010 noch kräftig dabei, macht nicht mehr mit: Die Stadt hat dafür kein Geld.

Junge Künstler und Ausstellungsmacher unter sich (von links): Joanna Koslowicz, Olivia Jankowska, Chris Wawrzyniak, Jutta Laurinat und Nadia Ihjeij. WB-Foto: Detlef Erler
Foto: Europ. Jugendkunstausstellung
Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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