Neues Buch von Norbert Kozicki
Mitglied der DGB-Geschichtswerkstatt Herne:

Friedrich Eberts Regierungstruppen nach der Novemberrevolution
Die Geschichte des Freikorps Aulock, der 3. Marine-Brigade Loewenfeld und des Freikorps Epp
Beiträge zum Ursprung des deutschen Faschismus
Trafo Verlag Berlin

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die vorbereitenden Arbeiten für den Druck meines neuen Buchs sind abgeschlossen, die Druckfahnen sind korrigiert, die Fotos und Dokumente eingearbeitet.
Im Folgenden erlaube ich mir, das Vorwort von Klaus Gietinger als Inhaltsangabe beizufügen. Dieses Buch ist in einem gewissen Sinn das Nachfolgewerk von unserem gemeinsamen Buch mit dem Titel „Freikorps und Faschismus-Lexikon der Vernichtungskrieger“ (2022).
Besonders danke ich dem Kollegen Ulrich Objartel, der er sich freiwillig angetan hatte, die rund 500 Seiten in der ersten Fassung Korrektur zu lesen.
Bei Interesse bitte ich um Vorbestellungen beim trafo verlag Berlin oder im Buchhandel.
Mit besten Grüßen
Norbert Kozicki

Vorwort von Klaus Gietinger

Wenn Historiker versagen, müssen Sozialwissenschaftler einspringen.
Norbert Kozicki ist so einer. Aber warum einspringen? Die Forschung über die Freikorps der 20er Jahre hat nach verharmlosenden Darstellungen in der BRD in den 60ern, nach Anregungen, aber auch Verkürzungen aus der Geschichtswissenschaft der DDR, nach Aufbrüchen in den 70ern, längst wieder zum Rollback und zu alten Mustern gefunden. Das Gewaltpotential, die Demokratiefeindlichkeit, ja der Präfaschismus der meisten dieser Verbände, sowie ihre Zusammenarbeit mit der SPD-Regierung, bzw. der der Weimarer Koalition (SPD, DDP und Zentrum) wird seit Jahren unter dem Label der Abwehr des Bolschewismus wieder goutiert, im besten Fall relativiert.
Auch jüngere Forschungen fragen nun nicht mehr warum es zum deutschen Faschismus, zur schlimmsten Gewalt- ja Vernichtungsherrschaft der Geschichte kam, sondern betreiben unter der Überschrift, alles sei ergebnisoffen gewesen, Positivismus (scherzhaft auch auch Fliegenbeinzählerei genannt) und vernachlässigen soziale und sozialpsychologische Faktoren. Mit dem Ergebnis, dass die schlimmsten Freikorps bis heute nie wirklich untersucht wurden.
Norbert Kozicki ist es zu verdanken, dass drei besonders gewaltmächtige Freikorps, das Freikorps Aulock, das Freikorps Loewenfeld und das Freikorps Epp erstmals quellenbasiert analysiert und historisch eingeordnet werden. Sie waren Vorreiter des deutschen Faschismus und walzten den Weg frei für noch schlimmere Verbrechen im Zweiten Weltkrieg, an denen ihre Anführer teils vollverantwortlich mitgewirkt hatten. Alle drei Freikorps waren beteiligt am Kapp-Putsch 1920 und an der regierungsamtlich organisierten Niederschlagung des durch den Putsch verursachten Generalstreiks und der in fast ganz Deutschland entstandenen Aufstandsbewegung, die von der Basis der USPD, der KPD und auch der SPD getragen wurde. Alle drei Freikorps inszenierten während dieses Putsches und danach bis dahin in Deutschland nicht gekannten Terror gegen die eigene Zivilbevölkerung, der schon mit Antisemitismus („Tod den Juden“) und Hakenkreuzschmierereien, ja Befehlen das Hakenkreuz am Stahlhelm zu tragen, verbunden waren.
Das Freikorps Aulock errichtete, flankiert vom Freikorps Loewenfeld im März 1920 in Breslau eine Terrorherrschaft, mit Folterkellern und Morden an Arbeitern und Juden. Das Freikorps Loewenfeld ließ im Ruhrgebiet Arbeiter, die verdächtig waren der Roten Ruhrarmee anzugehören, ihr eigenes Grab schaufeln, „Üb immer Treu und Redlichkeit“ singen und sie dann erschießen. Alle drei machten, im Regierungsauftrag (SPD, DDP, Zentrum) als Antwort auf den basisdemokratischen Abwehrkampf der Arbeiter und Arbeiterinnen des Ruhrgebiets gegen den Kapp-Putsch, keine Gefangenen, folterten, vergewaltigten und mordeten massenhaft. Judengeschäfte wurde mit Hakenkreuzen beschmiert, Juden mit dem Tode bedroht. All das war gebilligt von der SPD-geführten Regierung, die zuvor bedroht vom Kapp-Putsch den Generalstreik gegen die Putschisten selbst ausgerufen hatte und diese, unter Leugnung des Aufrufs nun freistellte ihre terroristische „Bolschewismusabwehr“ mit Strömen von Blut zu realisieren.
Norbert Kozicki ist der erste, der den Weg dieser drei Freikorps minutiös nachverfolgt und all ihre Schandtaten samt deren Billigung auflistet.
Er leistet damit über 100 Jahre nach diesem Putsch Pionierarbeit, die die business as usual Geschichtswissenschaft auch nach so langer Zeit einfach nicht leisten will. Der Leser soll sich von der Fülle des Materials nicht abschrecken lassen. Kozicki reiht Mosaikstein an Mosaikstein und ist dabei nie langweilig. Er zeigt wie eine unvollendete Revolution, in der eine dem Preußentum und Wilhelmismus geprägte Sozialdemokratie es nicht wagte, die für Militarismus und Weltkrieg verantwortlichen Machteliten zu stürzen, ja im Gegenteil aus Machtkalkül und Bolschewismusfurcht mit Ihnen paktierte und somit einem neue Militarismus Vorschub leistete, ja den Weg für Schlimmeres mit eben half.
Der Weg aller drei intensiv beleuchteten Freikorps führte schließlich mit in die Katastrophe, weil die Sozialdemokratie und die Weimarer Koalition nicht den Mut hatten, die Freikorps zu zerschlagen und eine demokratische Armee von unten aufzubauen, wie es ihre Basis aus SPD und USPD im Reichsrätekongress im Dezember 1919 gefordert hatte. Friedrich Ebert hintertrieb in Kooperation mit der alten Generalität jegliche Demokratisierung der Armee wie er und seine Partei-Oligarchie auch die Beschlüsse der Basis zur Sozialisierung im Sande verlaufen ließen. Als schließlich seine Regierungstruppe gegen ihn putschte, ließ er sich vom Generalstreik befreien, um ihn im selben Augenblick zu leugnen und die die noch kurz zuvor gegen ihn geputscht hatten als Schlächter im Ruhrgebiet für Friedhofsruhe sorgen. Dass er danach al Reichspräsident seinen preußisch-autoritären Vorstellungen von der „Heerstraße des Parlamentarismus“ glaubte, geräuschlos installieren zu können, war ein fataler Irrtum. Als er, angegriffen von seinen ehemaligen rechten Bündnispartnern 1925 starb, folgte ein General und Kriegsverbrecher ihm als Reichspräsident nach. Stück für Stück wurde eine Demokratie demontiert, die schon halbtot geboren worden war. Zu den Kindsmördern gehörten die Freikorps Aulock, Loewenfeld und Epp.
Dass ihnen endlich nach 50 Jahren, nach den Standardwerken von Erhard Lucas wieder und in der erforderlichen Breite Aufmerksamkeit gewidmet wird, ist Kozicki zu verdanken.

Autor:

Aydin Sahin aus Bottrop

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