Mensch im Mittelpunkt / Heimatmuseum wird neu gestaltet
Man wolle im Heimatmuseum die Geschichte vom Menschen her erzählen, erklärte Museumsleiter Dr. Oliver Doetzer-Berweger im April letzten Jahres an dieser Stelle. In den Monaten zuvor war die Neuausrichtung der Räume an der Unser-Fritz-Straße Thema in den bürgerschaftlichen Gremien der Stadt gewesen.
In „Arbeitsteilung“ mit Schloss Strünkede, das die alte Geschichte der Region zeigt, soll das Wanner Haus sich in Zukunft dem Zeitraum ab Beginn der Industrialisierung widmen. Diese Zukunft hat jetzt begonnen.
Für die nächsten drei Jahre ist der Historiker Ralf Piorr damit beauftragt worden, das Museum der geschilderten Vorgabe entsprechend umzuplanen. Sicher keine einfache Sache, denn in der ehemaligen Schule an der Unser-Fritz-Straße hat sich in den Jahren einiges angesammelt. Wie es ja auch die Aufgabe eines solchen Museums war, eines Heimat- und Naturkundemeuseum eben. Der zweite Teil des Namens, die Darstellung von Flora und Fauna der Stadt, wird nach der Umstrukturierung Geschichte sein, daran lässt Piorr keinen Zweifel.
Heimatkunde wird es weiter geben. Verstärkt sogar und nicht dem Zufall überlassen, sondern getragen von einem klaren Konzept. Gezeigt wird die Geschichte der Menschen von der Zeit der Industrialisierung, also der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an. Der Zeit, in der sich Menschen aus vielen Teilen Deutschlands, Polens, Italiens, Griechenlands sowie anderer südeuropäischer Länder hier ansiedelten, um ihr Brot in den Zechen und ihrem Umfreld zu verdienen. Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts kamen Arbeitskräfte aus der Türkei und später ihre Familien hinzu.
Die Geschichte dieser sich über Jahre entwickelten Zuwanderung, heute gerne Migration genannt, will das Museum erzählen. Aber nicht ausschließlich. „Wir werden kein Migrationsmuseum“, sagt Ralf Piorr. Aber sie sei ein gewichtiger Bestandteil der Stadtgeschichte. Besonders wichtig ist dem Museumsmacher, dass sie so erzählt wird, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Nicht „trocken“, einfach nur präsentiert, sondern mit Geschichten zu den Dokumenten. Ein Beispiel, das sich bei der Vorstellung des Konzepts vor Mitgliedern des Integrationsrats ergab: Die Fahrkarte eines türkischen Gastarbeiters von Istanbul nach München. Ein Stück Papier nur, aber wenn der Reisende dazu seine Erinnerungen erzählt, wird es bestimmt spannend.
Der Historiker ist derzeit bei Vereinen und Verbänden auf Werbetour, bittet, zuhause nachzuschauen. Da müsse es doch einiges an Bildern, Dokumenten und Erinnerungstücken geben, vermutet er und hofft auf viele Meldungen. Telefon.: 02325/ 588 918.
Siehe auch Kommentar: Abschied und Neubeginn!
Autor:Rainer Rüsing aus Herne |
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