Frau weg, Sohn weg, Job weg
„Ich habe Dir doch nur gesagt, dass der Herd nicht geputzt ist“, Andreas redet sich in Rage, „ich verlange lediglich das Eingeständnis Deines Versäumnisses. Ich verachte Dich nur deswegen.“ Doch Jo, die Angesprochene, ist nicht mehr da. Sie hat Andreas nach zwei Jahrzehnten Ehe verlassen und den gemeinsamen Sohn gleich mitgenommen. Vorher hat sie ihm noch ein paar rüde Zeilen verpasst: „Lieber Andreas, wenn es Dir nicht passt, wie ich den Herd putze, dann putz' ihn doch selbst.“
Martin Lindow ist Andreas. Der Grimme-Preisträger hat den Roman „Haus. Frauen. Sex.“ von Margit Schreiner selbst für die Bühne bearbeitet. Er führt Regie und übernimmt die Hauptrolle. Nebenrollen kann es bei einem solch fulminanten Solo natürlich nicht geben.
Und weil der Essener TV-und Bühnen-Star Lindow mit Chistian Stratmann befreundet ist, kommt nur ein Spielort in Frage: Die Kammerspielchen in Wanne-Eickel. „Dieser Darsteller ist für mich wie ein Lotto-Gewinn“, äußert sich der Prinzipal mit einem zufriedenen Lächeln. „Auch große Schauspieler finden den Weg zu uns.“
In der Tat, es lohnt sich zu beobachten, wie Andreas im halbfertigen Haus langsam, aber stetig den Boden unter den Füßen verliert. Die Liebe seines Lebens hat sich unwiderruflich abgesetzt, weil er ein pedantischer Spießer mit krankhaftem Ordnugssinn ist, der auch noch seine Stelle verloren hat. Er grollt und trinkt, ist erbärmlich und erbarmungswürdig zugleich. Der verlassene Verlierer hat nichts mehr als Worte und riesige Wut. Seinen tragikomischen Monolog würden Frauen sicher so kommentieren: „So sind sie halt, die Männer.“ Und Männer wären sich sicher: „Ja, da hat er auch recht.“
Premiere von „Haus. Frauen. Sex.“ ist am 6. Oktober in den Kammerspielchen. Weitere Vorstellungen gibt es am 7. 10., 13. und 14. 11. sowie am 15. und 29 .12, alle jeweils um 20 Uhr. Kartentelefon: 02325/588 999.
Autor:Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig |
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