Vom Kleinen Theater auf die große Bühne

Fabio Stolp möchte nach ersten Fernsehrollen Profischauspieler werden

Es war die erste große Rolle für den Herner Nachwuchsschauspieler Fabio Stolp. Im Oktober sollte auf RTL2 die neue Familien-Serie „Waidendorf“ laufen, doch nach einigen Folgen wurde sie abgesetzt. Allzu groß war die Enttäuschung des 21-Jährigen allerdings nicht. Denn für ihn geht es weiter. Seitdem hat er in einem kleinen Filmprojekt mitgewirkt und zurzeit bewirbt er sich an mehreren Schauspielschulen.

Schon sein halbes Leben steht Fabio Stolp auf der Bühne. Angefangen hat er 2010 als Zehnjähriger im Kleinen Theater Herne, wo seine Tante im Vorstand aktiv war. Im Stück „Wirbel um Weihnachten“ spielte er einen Wolf. Die Inszenierung um Märchenfiguren, die den Weihnachtsmann vertreten, kam so gut an, dass sie mehrere Jahre zur Weihnachtszeit gezeigt wurde. In den folgenden Jahren stand Stolp auch in anderen Rollen immer wieder im Kleinen Theater auf der Bühne. „Der Applaus war toll, und ich habe viel positives Feedback bekommen“, schildert er, was ihn am Schauspiel begeistert hat. „Die Leute hatten einen schönen Abend, und das hat mich angespornt.“
Fabio Stolps Spaß am Theaterspielen war so groß, dass er es nicht bei seinen Auftritten auf der Herner Bühne belassen hat. Parallel dazu hat er regelmäßig an Workshops teilgenommen. „Ich wollte dazulernen und habe alle Workshops besucht, die ich gefunden habe.“ So übte er sich etwa in Schauspiel, Tanz und Gesang bei einem Musicalworkshop am Stage-Apollo-Theater. Einer der letzten Kurse, den er besuchte, war an der Jugendkunstschule Herne, um sich im Bereich Gesang auf die Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule vorzubereiten.

Casting für Fernsehrollen

Das erste Mal vor einer Fernsehkamera stand Stolp 2018, als er eine Minirolle in der VOX-Serie „Das Wichtigste im Leben“ mit Jürgen Vogel ergatterte. Das Casting hatte er selbst im Internet gefunden und sich beworben. „Es ist sehr schwer, in Deutschland ohne Agenten an Rollen zu kommen“, hat der Herner gemerkt. „Es gibt nur wenige offene Castings.“
Auf seine bislang größte Rolle in der RTL2-Serie „Waidendorf“ machte ihn ein Bekannter aufmerksam. Nach einem E-Casting, für das Fabio Stolp Videos eingereicht hatte, nahm er an drei Castings in Köln teil, bevor er die Zusage für die Rolle bekam. Im Juni, gerade nachdem er seine Ausbildung als Immobilienkaufmann („Das war mein Plan B.“) abgeschlossen hatte, fanden die Dreharbeiten in Köln statt. Für die Rolle musste er Traktorfahrstunden nehmen, und er selbst wurde von einem Fahrer zum Set gebracht. „Da habe ich mich wie ein Star gefühlt“, erzählt der 21-jährige aus Röhlinghausen lachend. Nach der Ausstrahlung der ersten Folgen im Oktober hat er viele positive Nachrichten von Zuschauern auf seinem privaten Instagram-Konto erhalten, aber der Sender setzte die Serie schnell wieder ab. Komplett war sie nur beim Streamingdienst TVNow zu sehen.

Entscheidung für Schauspielschule

Fabio Stolp hat von den Dreharbeiten jedoch sehr profitiert. Denn bis dahin hatte er vor, seinen Traum vom professionellen Schauspielen sowohl auf der Bühne als auch im Film zu verwirklichen, ohne eine Schauspielschule zu besuchen. Im direkten Vergleich mit ausgebildeten Darstellern merkte er allerdings, dass er trotz seiner vielen Workshops noch nicht alles beherrscht. „Es war eine super Erfahrung. Ich habe viele gute Tipps bekommen.“ Darüber hinaus lernte er am Set einen Coach kennen, der ihn und die übrigen Jungdarsteller unterstützte. Ihn besucht er nun ab und zu in Köln, um sich mit ihm auf die Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule vorzubereiten.
Bei vier staatlichen Schulen hat Fabio Stolp sich bereits beworben und Videos eingesandt. Weitere sollen folgen. Ob er zu Vorsprechen eingeladen und letztlich angenommen wird, wird sich in den kommenden Monaten entscheiden.