Beruf, Abi und Lebenskraft
Nathalie ist mit der Hiberniaschule sozusagen aufgewachsen: Schon im Kindergarten gehörte sie dazu, ihr Freundeskreis rekrutiert sich fast ausschließlich aus Mitschülerinnen und Mitschülern. Im kommenden Jahr macht die 19-Jährige Abitur. Gleichzeitig hat sie eine Ausbildung in Kinderpflege erhalten. Die Berufsausbildung ist neben dem regulären Unterricht ein zentrales Angebot der Hiberniaschule, die in der vergangenen Woche ihren 60. Jahrestag feierte.
Glückliche Gesichter ringsum: Schülerin Marie schätzt vor allem Klassenfahrten und Projekte wie das Sozialpraktikum: „Ich habe sechs Wochen in Nordirland verbracht und micht dort um Menschen mit Behinderungen gekümmert – ich habe in deren Werkstatt und auf dem Feld gearbeitet.“ Wenn die 19-Jährige 2013 Abitur macht, wird sie zugleich ausgebildete Damen-Maßschneiderin sein.
Kristina, ebenfalls 19, genießt es, in der Hiberniaschule vieles ausprobieren zu können. Besonders schön findet sie „Kochen und Knüpfen. Aus Seilen geknüpft haben wir Taschen und Hängematten.“ Aber sie arbeitet auch gerne mit Holz und baut Regale.
Gefeiert wurde der 60. Jahrestag der Hiberniaschule am Mittwoch mit einem Festakt, an dem auch Sylvia Löhrmann teilnahm, NRW-Ministerin für Schule und Weiterbildung. In dieser Veranstaltung konnte man eine besondere künstlerische Uraufführung erleben: Die „Carmina Burana“ von Carl Orff. Über 200 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe brachten das Werk mit Chor und Orchester zum Klingen.
Das äußerst vielseitige Programm des folgenden Projekttages umfasste unter anderem eine Diskussion mit dem Schauspieler und ehemaligen Hiberniaschüler Wotan Wilke Möhring über Mobbing im Internet.
Schüler fertigten indianische Stirnbänder und „Traumfänger“ an, kochten Wildkräuter-Menüs, bauten Wurfspeere, schrieben an der 60-Jahreschronik, übten Impro-Theater ein und mikros-kopierten. Am Freitag eröffnete der Markt der Möglichkeiten seine Pforten. Spiele, Gesprächsgruppen, ein Auftritt der Lehrerband und zahlreiche Schüler-Aktivitäten waren angesagt: Sie reichten von Blindführung und Jonglage über Kistenstapeln, Sackhüpfen und Feldhockey bis zu Beinrennen, Schachturnier und Trommeln basteln.
Schon seit ihrer Gründung vor 60 Jahren ist es für die Hiberniaschule als Schule in freier Trägerschaft immer wichtig gewesen, ein eigenständiges pädagogisches Konzept zu haben und dieses weiter zu entwickeln. Unter anderem wird in stabilen Lerngruppen von der ersten Klasse bis zum Berufsabschluss gemeinsam gelernt. Das geschieht ohne Leistungsauslese durch Sitzenbleiben. So wird jedem Schüler eine ganzheitliche und altersgemäße Entwicklung ermöglicht.
Wichtiges Prinzip der Hiberniaschule ist es, dass durch eine späte Spezialisierung alle Schüler eine fundierte Grundlage für ihren beruflichen Werdegang und das Abitur im Zweiten Bildungsweg erhalten. So ist der Abituranteil eines Jahrganges an der Hiberniaschule von über 70 Prozent zu erklären.
Derzeit besuchen rund 900 Schüler die Hiberniaschule, die bereits mit einer Gruppe für unter Dreijährige beginnt. Im 12. Schuljahr schließen die Schüler ihre Schulzeit mit einer den Kammerprüfungen gleichgestellten Berufsschulabschlussprüfung ab, die in der Regel den Fachoberschulabschluss beinhaltet. Das ab der 12. Klasse integrierte Institut zur Erlangung der Hochulreife führt dann nach zwei weiteren Jahren schließlich zum Abitur.
Die Schule entwickelt sich ständig weiter: Zurzeit entstehen eine neue Sporthalle und ein Gebäude für die Naturwissenschaften. Bereits fertig gestellt sind zehn neue Klassenräume und Werkstätten. Kontakt: 02325/919-0.
Autor:Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig |
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