Hattingen Marketing: Viele Erfolgsmomente, aber leider auch Trittbrettfahrer
Tourismus, City-Management, Veranstaltungen: Das sind die drei „klassischen“ Säulen des Stadtmarketings – auch in Hattingen. Und gerade war auch noch turnusmäßig Jahreshauptversammlung bei Hattingen Marketing.
Alfred Schulte-Stade ist seit dem nicht mehr dabei. Warum? „Alfred Schulte-Stade hat als Groß-Gastronom, Landwirt und Unternehmer einfach keine Zeit mehr“, wiegelt der im Amt bestätigte Vorsitzende Horst Lubitz etwaige Vermutungen gleich ab. „Er ist selbstverständlich weiterhin im Hintergrund für uns da, bleibt natürlich weiterhin Mitglied und steht nach wie vor beim Weihnachtsmarkt in der ersten Reihe. Leider für uns ist er momentan geschäftlich stark ausgelastet und im Begriff, seine Kinder als künftige Nachfolger aufzubauen.“
Für ihn rückt Lothar G. Stalter als Beisitzer in den neuen Vorstand, der bis auf diese Position auch der alte ist. Komplettiert wird er demnach durch Bürgermeisterin Dr. Dagmar Goch (stellvertretende Vorsitzende und als städtische Vertreterin „per Amt“ im Vorstand), Günter Beck (Schatzmeister) und Heinz Prygoda (Beisitzer).
Und dann gibt es natürlich auch noch Geschäftsführer Georg Hartmann, dessen Einstellung nach der Vereinsgründung am 27. April 2006 nicht nur die erste Tat des Vorstands war, sondern: „Dass wir uns für ihn entschieden haben, das haben wir bis heute noch nicht einmal bereut“, sagt Horst Lubitz.
Eine weitere Großtat des noch jungen Vereins war vor sechs Jahren die Anschaffung der Weihnachtsbeleuchtung für die Innenstadt. Wie auch der STADTSPIEGEL regelmäßig in der Vorweihnachtszeit berichtet hatte, hatte es bis dahin immer ein großes Hin und Her gegeben, ob sie Weihnachten tatsächlich hängen wird oder aus Kostengründen doch nicht. Vorbei – zum Glück. Wer weiß, ob ansonsten der Hattinger zu einem der schönsten Weihnachtsmärkte Deutschlands erkoren worden wäre. Oder ob der WDR mit seinem Fernsehprogramm tatsächlich vom Weihnachtsmarkt übertragen hätte. Wohl eher nicht.
Aber auf beides ist Georg Hartmann sehr stolz, auch wenn extra für die Kameras Frau Holle noch einmal mit ihrer Pferdekutsche über die Heggerstraße ziehen und für die Nacht noch ein Leierkastenmann her musste. „Das Ergebnis hat sich gelohnt“, ist er überzeugt. „Dadurch sind noch viel mehr Menschen nach Hattingen gekommen. Solch eine Werbung ist natürlich unbezahlbar für einen Verein, der nur einen Etat von rund 140.000 Euro zur Verfügung hat.“
Zusammen setzt sich das Budget aus den Beiträgen der heute 193 Mitglieder – los ging es mit 60 – und Sponsoren und Unterstützern.
Georg Hartmann: „Damit lässt sich das Rad nicht neu erfinden, aber das war ja auch gar nicht nötig. Am Weihnachtsmarkt etwa, da gab es nur ein bisschen zu feilen. Und hätten wir nicht schon längst einen Kulinarischen Altstadtmarkt, dann hätte ich den sicher nach Hattingen geholt. Weihnachtsmarkt, KAM, Hattingen Live – eine Vorgabe des Vorstands, die Gastronome mehr ins Boot zu holen, und das habe ich erfolgreich umgesetzt – und natürlich auch das Altstadtfest, das sind alles Mosaiksteine im großen Ganzen. Hattingen ist ein Klasse-Produkt und ich werde nicht aufhören, das jedem zu erzählen.“
Altstadtfest ist ein Stichwort für Horst Lubitz: „Ich hatte wirklich Angst davor, dass wir uns an diesem Happen verschlucken. Wo sollte all die Manpower herkommen, habe ich mich nur gefragt. Das war und ist schon eine Riesenaufgabe und –herausforderung, bei der wir hinter den Kulissen viel bewegen mussten. Da ist das Engagieren der Künstler noch die kleinste Sache. Aber wir haben es stemmen können.“
Dennoch hoffen er und sein Geschäftsführer, dass die Zukunft ihnen weitere Unterstützer schenkt, um noch mehr bewegen zu können.
Sie erinnern sich an die Anfänge vor sechs Jahren, als es für sie nicht so einfach gewesen sei, verkrustete Strukturen aufzubrechen. Horst Lubitz: „Das ist uns beim Verkehrsverein, der momentan in der Auflösung begriffen ist, nicht so gelungen. Dafür aber umso mehr beim Einzelhandel, nachdem dort zunächst abgewartet worden war, wie es bei uns läuft. Peter Schneider von der früheren Werbegemeinschaft hingegen ist immer ein Ansprechpartner für uns und bringt sich auch bei uns ein.“
Der Stadtmarketing-Vorsitzende Horst Lubitz lobt die gute Zusammenarbeit im Vorstand und auch mit Geschäftsführer Georg Hartmann: „Bei uns gibt es keine Selbstdarsteller. Allen geht es nur um die Sache. Natürlich wird vieles kontrovers diskutiert, aber bis jetzt haben wir immer einen Konsens gefunden.“
Unter anderem deshalb gibt es inzwischen nur noch alle zwei Monate eine Vorstandssitzung, in den Anfängen doppelt so häufig. Darin geht es um Finanzen („Was eingenommen wird, wird auch wieder ausgegeben.“), Manöverkritik und allgemein Inhaltliches.
Leider zögen jedoch die Händler nicht immer mit, wie der Reinfall mit dem „Moonlight-Shopping“ gezeigt habe, meint Horst Lubitz: „Ich wünsche mir einfach noch mehr Interesse am Stadtmarketing. Was wir auf die Beine stellen mit Veranstaltungen, davon haben schon viele etwas. Aber es gibt in Handel und Gastronomie nach wie vor zu viele Trittbrettfahrer. Das ist schade.“
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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