Berkant Canbulut, das Ass im Mittelfeld
(von Toni Bertrams)
Da staunt sogar ein Mann, der 317-mal in der Bundesliga gespielt hat. „Im ersten halben Jahr hat er richtig gute Leistungen gebracht. Das hätte man eigentlich nicht erwarten können, dass er sofort Stammspieler wird“, sagt Lothar Huber, der Trainer des Fußball-Westfalenligisten TSG Sprockhövel, über sein Mittelfeld-Ass, das am heutigen Mittwoch seinen 20. Geburtstag feiert: Berkant Canbulut.
Canbulut? Kanbulut? Wie wird der Name eigentlich gesprochen? C oder Ç? „Ohne Häkchen“, erklärt Berkant Canbulut. „Deshalb Dschanbulut.“ Hieße er Çanbulut, müsste man, so sieht es die türkische Lautschrift vor, Tschanbulut sagen.
Seinem Trainer aber ist dies alles ziemlich egal. Lothar Huber freut sich vor allem, dass er diesen Fußballer zu seinem Aufgebot zählen darf. Und dessen außergewöhnliche Qualitäten hat er auch schon früh erkannt.
„Als er sich bei uns vorgestellt hat“, erzählt der 59-jährige TSG-Coach, „habe ich gesagt: sofort nehmen.“ Obwohl doch der Sprung aus einer A-Jugend-Mannschaft, auch wenn die des TSC Eintracht Dortmund Westfalenligist war und immer noch ist, in ein Westfalenliga-Seniorenteam enorm ist. „Das geht aber eigentlich“, sagt Berkant Canbulut. „Die Umstellung war so mittel.“
Und bisher hat die Sprockhöveler Nummer 10 ihren Wechsel zum Baumhof noch zu keiner Sekunde bereut. „Ich fühle mich sehr wohl, und es ist auch eine sehr große Chance für mich“, sagt er. Vor allem nämlich auch eine Möglichkeit, an der Karriere zu basteln.
„Ich hoffe, dass er sich in der zweiten Serie weiterhin positiv entwickelt“, sagt Trainer Lothar Huber. „Dann ist er einer für die Zukunft, vielleicht auch für andere Vereine. Er hat gute Voraussetzungen, um auch höher zu spielen.“
Klar: Berkant Canbulut hört das gerne. Zunächst aber will er nur eines: mit der TSG den Aufstieg in die neue Oberliga schaffen. Zurzeit trennen ihn und seine Teamkollegen mit 23 Zählern vier Punkte vom fünften Rang, der das Aufstiegsticket garantiert. „Wir werden das schaffen“, sagt er sehr selbstbewusst. „Wir haben doch auch schon in der Hinrunde die Oberen geschlagen.“
Aber die Sprockhöveler haben auch ein paar Spiele ziemlich dämlich verloren. „Stimmt“, sagt Berkant Canbulut. „Wir brauchen mehr Konstanz. Wir hatten aber auch ein bisschen Pech.“
Konstanz hat der gebürtige Hagener insofern, als er einen Zweijahres-Vertrag hat, also auch noch in der nächsten Saison an die TSG gebunden sein wird. Und dann? Konkretes hat Berkant Canbulut noch nicht im Blick. „Der VfL Bochum oder Borussia Dortmund wären aber das Optimum“, sagt er. Huch, kein türkischer Verein? „Es könnte auch Galatasaray Istanbul sein. Das ist mein Lieblingsverein.“ Und wie heißt der deutsche Lieblingsverein? „Borussia Dortmund.“
Auf dem Weg in eine deutsche oder türkische Top-Liga muss Berkant Canbulut allerdings noch einiges verbessern. „Er muss lernen, den Ball schneller abzuspielen, und besser nach hinten arbeiten. Das fällt ihm noch schwer“, sagt Lothar Huber und kann sich dem zustimmenden Nicken seines Spielers sicher sein. Aber nicht nur das. „Mein Kopfballspiel ist atemberaubend schlecht“, sagt der Mann, der die interne TSG-Torschützenliste gemeinsam mit Alexander Meister und Maximilian Claus anführt. Sie haben alle bisher jeweils fünfmal getroffen. So schlecht kann es, so schlecht kann er doch also gar nicht sein.
Überhaupt nicht. „Er hat richtig gute Voraussetzungen, ein guter Fußballer zu werden“, lobt auch Lothar Huber. „Er hat eine gute Einstellung, er ist schnell, und er hat einen guten Schuss. Er hat eigentlich alles, was einen offensiven Mittelfeld-Spieler ausmacht.“ Und all diese Qualitäten haben in der ersten Serie der Saison dazu geführt, dass Berkant Canbulut fünfmal für die Reviersport-Elf des Tages der Westfalenliga-Staffel 2 nominiert worden ist.
Nur Kevin Brümmer von Spitzenreiter SG Wattenscheid 09 (siebenmal) und Stefan Oerterer vom Tabellenzweiten SpVgg. Erkenschwick (sechsmal), der mit 16 Treffern die Torschützenliste der Liga anführt, tauchen dort häufiger auf. „Darauf bin ich auch stolz“, sagt der TSG-Mann, der übrigens das einzige Canbulut-Kind ist, das von einer großen Fußballer-Karriere träumen darf.
Keine Geschwister? „Doch“, sagt er und lacht. „Ich habe einen kleinen, dicken Bruder.“ Der heißt Yusuf, ist 16 und steht jetzt auch mal in der Zeitung...
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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