"Zeit-Fenster" in der Hattinger Altstadt zeigt völkische Hetzkampagne
Gesamtschüler auf Spurensuche

Wie der jüdische Kaufmann und ehrenamtliche Stadtverordnete Josef Urias im Oktober 1923 zum Opfer einer völkischen Hetzkampagne wurde, darüber informiert eine historische Schaufensterinstallation, die im Rahmen der Gedenkwoche "Hattingen hat Haltung" am Haus Emschestraße 54 in der Altstadt zu sehen ist.

Das "Zeit-Fenster" ist Teil des Bildungs- und Ausstellungsprojekts "Demokratie als Feind - das völkische Westfalen", das der Förderverein des Geschichtsortes Villa ten Hompel in Münster gemeinsam mit lokalen Kooperationspartnern an insgesamt neun Standorten in Westfalen durchführt. Die Hattinger Schaufensterinstallation entstand in Zusammenarbeit der Gesamtschule Hattingen mit dem Stadtarchiv.

Gefährliche "Fake News"

Aufgeheizt durch gezielte Falschinformationen des Hüttendirektors Ernst Arnold in der Stadtverordnetenversammlung und Lokalpresse, gipfelten die Diffamierungen in der gewaltsamen Plünderung des Kaufhauses Urias. Erschüttert von den Übergriffen legte Josef Urias umgehend seine öffentlichen Ämter nieder und verließ mit seiner Familie die Stadt.

Schüler präsentieren ihre Forschungsergebnisse

Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte der Gesamtschule Hattingen begaben sich mit ihrem Lehrer Veysel Hezer auf die Spurensuche ins Hattingen der 1920er Jahre, sichteten eine große Anzahl historischer Quellen, erforschten die Hintergründe der Tumulte und stießen zudem auf überraschende aktuelle Bezüge: gezielte Falschinformationen und angeblicher "Klüngel" damals, Fake-News und Verschwörungstheorien heute.
Anhand historischer Text- und Bildquellen sowie eigens verfasster Artikel und Kommentare präsentieren die Schülerinnen und Schüler im "Westfälischen Boten" ihre Forschungsergebnisse. Diese nach dem Vorbild der 1920er-Jahre gestaltete Zeitung ist kostenlos im Rathaus, Bürgerbüro, Stadtarchiv sowie in der Stadtbibliothek erhältlich.

"Demokratie als Feind"

Das Projekt "Demokratie als Feind - das völkische Westfalen" veranschaulicht anhand ausgewählter historischer Ereignisse exemplarisch die Mechanismen, Aktionsformen und sozialen Praktiken, mit denen rechte und völkisch-nationalistische Akteure zur Zeit der Weimarer Republik die Demokratie in Westfalen systematisch bekämpften. Das Bildungs- und Ausstellungsprojekt "Demokratie als Feind - das völkische Westfalen" wird gefördert von der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen und der LWL-Kulturstiftung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe.
Das Schaufenster in der Emschestraße 54 wurde zur Verfügung gestellt von der Familie Wieschermann und Stalter Immobilien.

Autor:

Lokalkompass Hattingen aus Hattingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

9 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.