Till Brönner: grandioses Konzert in der Gebläsehalle

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Wie gut, dass Till Brönner ein Deutscher ist. Vielleicht konnte der Ausnahmetrompeter und Professor an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden ja hinter der Bühne der Gebläsehalle seinen Kollegen im Quintett erklären, dass das Verhalten des Publikums in Hattingen diesen exzellenten Musikern gegenüber für dieses unser Land (leider) „normal“ ist.

Manche des begeisterten (Fach-)Publikums haben sich aber sicherlich dafür klammheimlich geschämt, dass zu viele nicht einmal die Zugabe abwarten wollten, die nach diesem grandiosen Konzert im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr einfach unbedingt folgen musste. So kamen die Musiker nach minutenlangem rhythmischem Klatschen der wahren Fans zurück auf die Bühne – und blickten erst einmal auf die Rücken von sicherlich einem Drittel der zahlenden Meute, das Richtung Ausgang drängte. Peinlich.
Das war aber auch das einzig Negative, was zu diesem Ereignis für unsere Stadt zu sagen ist. Till Brönner, dieser – Verzeihung – „Gott“ an Trompete und Flügelhorn, dieser Mann mit dem unglaublich langen Atem, der nach schwindligen Läufen über ungezählte Takte immer noch Luft hat für den allerletzten überblasenen Ton, dieser Künstler par excellence – wenn er nicht gerade sang – hatte sich kongeniale Musiker zur Seite geholt.
Allen voran Saxofonist und Flötist Magnus Lindgren, in seiner Heimat Schweden vielfach ausgezeichnet – wer Donnerstagabend in der natürlich lange ausverkauften Gebläsehalle war, der weiß warum.
Jasper Soffers saß an den Keyboards und brillierte ein ums andere Mal mit seinen gefühlvollen Soli. Während Bassist Christian van Kaphengst eher unauffällig, aber solide seine Linien spielte, hockte mit dem Neu-Berliner David Haynes ein weiterer begnadeter Solist hinter den Toms und Becken. Sein großartiges Solo im Schlussstück wird nicht nur den Connaisseurs unter den Besuchern lange in Erinnerung bleiben.
Dabei fing das gut zwei Stunden dauernde Konzert (plus halbstündiger Pause zur Halbzeit) eher durchwachsen an. Till Brönner und Magnus Lindgren spielten sich gegenseitig die Bälle, ähh Läufe um die Ohren, was einmal Hochgenuss war, aber dreimal hintereinander eher in die Langeweile führte.
Doch danach war das Quintett wohl warm. Mit „Lazy Afternoon“, das Barbra Streisand herself zum Klassiker erhoben hat, begann die Wende. Es folgte eine Samba-Komposition von Magnus Lindgren, welche beim Publikum erstes rhythmisches Gliederzucken erkennen ließ, und fuhr bis zum (zu frühen) Ende nach gut 120 Minuten fort mit einem Höhepunkt nach dem anderen.
Leider wusste das nicht jede(r) in der Gebläsehalle zu würdigen. Das war mehr als schade. Peinlich eben – siehe oben...

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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