Von Transylvania ans MiR
Regisseur Johannes Reitmeier ist mit seiner Inszenierung von Richard O‘ Brians „Rocky Horror Show“ am MiR ein echter Schocker gelungen. Das Premierenpublikum feierte die Show mit Standing Ovations und lang anhaltendem Applaus und gab auch bei der interaktiven Show so ziemlich alles.
Blütenblätter blieben in der Tüte
Nicht ganz alles gab das Publikum, weil irgendwie der Einsatz für die Blütenblätter statt Reis nach der Hochzeit, an der Brad und Janet teilnehmen, misslang. Aber ansonsten wurde das Innenleben der von der ELE gesponserten Rocky-Horror-Tüten sehr gut genutzt. Was die Putzfrauen weniger freuen dürfte, machte dem Publikum sehr viel Spaß.
Denn die Zuschauer erhoben nicht nur das Musical zum Kult, sondern auch zum interaktiven Spektakel, bei dem das Publikum mit Wasser, Konfetti, Toast, Leuchtstäben und vielem mehr auch aktiv am Bühnengeschehen teilnimmt.Dabei ging es im MiR noch recht zivilisiert zu, denn das wenigste der Tüteninhalte landete auf der Bühne.
Ein gar nicht "langweiliger" Erzähler
Dafür wurde stilecht der Auftritt von Joachim G. Maaß als Erzähler regelmäßig von „langweilig“ oder „boring“ Rufen begleitet, Dr. Scott ausgebuht und die Erwähnung von Eddie mit Trauerbekundungen geschmückt.
Das blutige Ende von Eddie
Und Eddie alias Lars-Oliver Rühl wurde, wie Johannes Reitmeier es im Vorfeld versprochen hatte, regelrecht gemetzelt und zwar stilecht in einer Kohlenlore, denn Eddie tauscht am MiR das Rockeroutfit gegen Bergmannskluft.
Insgesamt begeisterte die Show durch ein Ensemble, dem die Spielfreude anzumerken ist und das sich in seinen durchaus skurilen und gewagten Szenen durchaus wohlzufühlen scheint. Da geizt Magenta (Christa Platzer) nicht mit weiblichen Reizen, die Herren beweisen ihr Können auf Highheels und geben sich lasziv in Strapsen und Korsagen.
Tolle Besetzung in allen Rollen
Wenn Rüdiger Frank als Riff-Raff mit seiner knarrenden Stimme gern einmal dazwischen funkt, sorgt er für wahrlich für eine Gänsehaut und beweist, dass er der Herr im Haus ist und nicht etwa der Wissenschaftler Frank N. Furter. Dessen Rolle scheint Henrik Wager regelrecht auf den Leib geschrieben, denn er gibt den durchgeknallten und Sex besessenen Transsexuellen mit einer beeindruckenden Hingabe.
Annika Firley gibt eine hinreißende Columbia, die ihre gefühlsmäßige Zerrissenheit in die Waagschale wirft und damit punktet. Bele Kumberger als Janet und Tim Al-Windawe überzeugen als prüdes Paar, das durch Frank N. Furter auf den Geschmack gebracht wird und einmal vom süßen Leben genascht, gleich süchtig wird. Im Falle von Janet kein Wunder angesichts der von Frank geschaffenen Kreatur Rocky alias Christian Funk, der nicht nur durch seine Stimme beeindruckt, sondern auch durch seine Modelqualitäten.
Die Band auf der Bühne in erhobener Position
Die Band um Wolfgang Wilger sorgt für den echten Rocky Horror-Sound und geht sofort von den Ohren bis in die Beine. Die Bühne von Michael D. Zimmermann sorgt für das passende düstere Ambiente und die Idee, die Phantome als Bergleute aus dem Zuschauerraum magnetisch auf die Bühne zu ziehen passt einfach zum Musiktheater im Revier.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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