Am Dienstag wird es in der Universität Witten/Herdecke (UW/H) ab 20 Uhr leidenschaftlich: Dann lesen Blanche Kommerell und Mitglieder des Theaterensembles der Universität im Audimax aus dem Briefwechsel zwischen Marina Zwetajewa und Rainer Maria Rilke.
Marina Zwetajewa, heute neben Anna Achmatowa die bekannteste russische Dichterin des vergangenen Jahrhunderts, ist immer wieder ihre Maßlosigkeit im Leben und Schreiben vorgeworfen worden. Es war aber ihre außergewöhnliche Kraft, die sie lange ein schweres Leben bestehen ließ: Erst die Zeit des Hungers in und nach der Revolution, dann die Zeit der Emigration in Prag und bei Paris, und schließlich die Leiden nach ihrer Rückkehr in die Sowjetunion, wo sie viele Demütigungen erfuhr und keine ihrer Dichtungen veröffentlicht wurde. Ihr Thema war immer die Liebe, die glückliche und die unglückliche, die gelebte und die ungelebte: Sie war mit Boris Pasternak und Rainer Maria Rilke befreundet und schrieb ihnen, und nicht nur ihnen, glühende Liebesbriefe - und Gedichte. Das war ihre Art, zu überleben. Deutschland und deutsche Dichtung liebte Marina Zwetajewa von Kindheit an; Rilke, den “deutschen Orpheus“, wie sie ihn einmal nannte, vergötterte sie geradezu. Die Beziehung in Briefen, die wenige Monate des Jahres 1926 dauerte, war von ihrer Seite leidenschaftlich wie körperlos-„überirdisch“: die innige Berührung zweier Dichterseelen.
Autor:Annette Schröder aus Bochum |
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