Der Vortrag des Kunsthistorikers Prof. Dr. Claus Volkenandt seziert in der Bürgeruniversität am 28. April in Haus Witten, Ruhrstraße 86, ab 20 Uhr Rembrandts berühmtes Gemälde „Anatomiestunde des Dr. Nicolaes Tulp“.
Rembrandts „Anatomie des Dr. Tulp“ ist 1632 entstanden und zeigt historische Personen: den Arzt Nicolaes Tulp, Mitglieder der Amsterdamer Chirurgengilde und die am Arm sezierte Leiche ist ein kurz zuvor hingerichteter Krimineller. So weit, so gut. Schauen wir aber genauer hin, werden wir irritiert: Was passiert eigentlich im Bild? Keiner der Chirurgen schaut auf den sezierten Arm oder auf Dr. Tulp. Warum sind die Chirurgen so aufgeregt? Außerdem soll das Bild ein Gruppenporträt sein - aber keiner der Dargestellten wendet sich so richtig an den Betrachter, um möglichst gut ins Bild zu kommen. War der junge Rembrandt mit dem Bild künstlerisch überfordert?
Zudem gibt es einige historische Ungereimtheiten, wenn sich das Bild auf die öffentliche Anatomie bezieht, die tatsächlich im Januar 1632 im anatomischen Theater in Amsterdam stattfand. Diese öffentliche Anatomie hatte ein anderes Hauptthema als den sezierten Arm. Ebenso stimmt die Abfolge der Anatomie im Bild nicht: die Gliedmaßen wurden zum Schluss seziert, gerade nicht zu Beginn. Und schließlich: nach allem was wir wissen, sah das anatomische Theater in Amsterdam anders aus als der von Rembrandt im Bild angedeutete Raum. Wie mit den genannten Eigentümlichkeiten des Bildes umgehen? Wird dieses Bild vielleicht zu unrecht als Meisterwerk angesehen, da es mehr Fehler als Einsichten enthält?
Der Vortrag geht diesen Fragen nach, um sie zu einer überraschenden Lösung zu bringen. In ihr liegt auch die Faszination des Bildes bis heute.
Die „Montagsreihe“ ist eine gemeinsame Veranstaltung der Fakultät für Kulturreflexion/Studium fundamentale der Universität Witten/Herdecke und der Volkshochschule Witten/Wetter/Herdecke.
Autor:Annette Schröder aus Bochum |
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