Am 7. Oktober 2023 begangen radikalislamistische Terroristen in Israel das größte Massaker an Jüdinnen und Juden seit der Shoah und entführten Geiseln in den Gazastreifen. Noch immer sind Geiseln in Gefangenschaft. Auch in Deutschland stellt der 7. Oktober eine Zäsur da und viele Jüdinnen*Juden leben seitdem in großer Unsicherheit und denken aus Angst vor Gewalt darüber nach, ihre jüdische Identität zu verstecken.
Doch auch vor dem 7. Oktober war Antisemitismus ein attraktives Deutungsangebot in der deutschen Gesellschaft. Die heutigen antisemitischen Ausschreitungen erwachsen aus einem fruchtbaren Boden und haben eine historische Kontinuität. Lange wurde Antisemitismus vornehmlich als Ideologieelement der Extremen Rechten diskutiert. Seit der „documenta fifteen“ und den „Corona-Protesten“ wird in Deutschland nun breiter über Antisemitismus in linken und alternativen Zusammenhängen gesprochen: Dabei finden sich antisemitische Argumentationen nicht ausschließlich dort wieder, sondern reichen quer durch alle gesellschaftlichen Milieus – von der sogenannten „bürgerlichen Mitte“ über das Alternativ-Milieu und die radikale Linke bis hin zu religiös-fundamentalistischen Zusammenhängen.
Um dem zu begegnen, muss man Antisemitismus erkennen können. Dafür braucht es einen starken Begriff davon und in diesen einzuführen, ist das Vorhaben unseres Workshops. Was genau ist eigentlich Antisemitismus, welche Spielarten gibt es und warum stellt er ein so attraktives Deutungsangebot quer durch alle gesellschaftlichen Milieus dar? Wieso sprechen wir von Antisemitismus als „Alltagsreligion“, die mit der bürgerlichen Gesellschaft verwoben ist? Wie erarbeite ich mir eine antisemitismuskritische Haltung?
In sechs Stunden (inkl. Mittagspause) werden wir uns der Thematik methodisch und interaktiv nähern, um gemeinsam den verschiedenen Dimensionen des Antisemitismus und deren gesellschaftlichen Funktionen auf den Grund zu gehen. Wir werden uns gemeinsam ein Begriffsfundament erarbeiten, das uns in unserem (politischen) Alltag weiterhelfen kann. Gleichzeitig soll der Diskussion und der Anwendung für eure Alltagsbeispiele genug Platz eingeräumt werden. Der Workshop richtet sich in erster Linie an alle Interessierten ohne oder mit wenigen Vorkenntnissen. Alle anderen sind auch sehr willkommen.
CN: Es wird mit antisemitischen Fallbeispielen in Form von Bildern gearbeitet.
Sofia Sboui (sie/ihr) ist Sozialwissenschaftlerin mit den Schwerpunkten Antisemitismuskritik und feministische Rechtsextremismusforschung.
Verpflegung bitte selber mitbringen! (Eine Bäckerei ist in der Nähe.)
Anmeldung per E-Mail an: s.sboui@posteo.de
Sa. 23 November 2024, 10:00–16:00 Uhr
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