Die Kleine Kirche an der Böllenstege ist ein „Raum der Stille und der Kultur“. Ein besonderer Raum der Stille, eine Andachtskapelle – angebaut an die Kleine Kirche, reift allmählich der Vollendung entgegen und soll am 30.6. feierlich eingeweiht werden. Ein kultureller Schwerpunkt in der Kleinen Kirche sind neben zahlreichen Konzerten Kunstausstellungen, die in unregelmäßigen Abständen angeboten werden.
Am Samstag, dem 19.5., wird um 11 Uhr wieder eine solche Ausstellung in einer kleinen Feierstunde eröffnet. Willi Plätz, Jahrgang 1925, ein Künstler aus Kleve und Mitglied der evangelischen Kirchengemeinde, stellt unter der Überschrift „Poesie des Gegenständlichen“ eine Auswahl seiner Zeichnungen, Graphiken und Aquarelle aus den Jahren 1945 bis 2000 vor. Die Ausstellung ist bis zum 30.6. mittwochs von 15 bis 17 Uhr und samstags von 11 bis 13 Uhr in der Kleinen Kirche zu besichtigen.
Willi Plätz, in Duisburg geboren, hat nach Krieg und Kriegsgefangenschaft zunächst viele Jahre als Elektro- und Informationstechniker gearbeitet. Als er mit 55 Jahren aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf aufgeben musste, erfüllte er sich einen seit seiner Jugend gehegten Wunschtraum: er entschied sich für die Bildende Kunst, die er von nun an zum Mittelpunkt seines Lebens machte.
Er studierte an der Europäischen Akademie für bildende Kunst in Trier und an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Professor Rolf Sackenheim. Unter der Anleitung dieses Lehrers entschied er sich bewusst für die gegenständliche Darstellung und lernte immer mehr, die scheinbar unspektakulären Dinge des Alltags aus ihrer gewohnten Umgebung zu entführen und zu eigenständigen Kunstwerken werden zu lassen.
Prof. Sackenheim urteilte über ihn: „Die Souveränität in der Anwendung der Mittel gab ihm die Freiheit, seine geplanten Absichten zu verwirklichen.“ Und was Willi Plätz in dieser Zeit erlernte, gab er später selber in seinen Radierkursen an der Wasserburg Rindern an viele erwachsene Schüler/innen weiter.
Nach verschiedenen Ausstellungen im Ruhrgebiet und am Niederrhein (auch in Kleve) wird Willi Plätz nun noch einmal 46 kleine und größere Werke aus seinem umfangreichen Schaffen der Öffentlichkeit seiner „Wahlheimat“ vorstellen: Aquarelle, Bleistift- und Silberstiftzeichnungen, Lithographien und Radierungen. Ein kleines Ensemble von Farnkräutern, ein Karton mit Eiern, ein Blechteller, ein Löffel und eine ausgediente Konservendose aus der Zeit der Kriegsgefangenschaft in Frankreich – unscheinbarste Dinge werden durch seinen Stift oder Pinsel wie mit Zauberhand zu poetischen Gebilden, zu Zeugnissen vom Schauen und Staunen, vom Dank und der Freude am Leben in seiner verborgenen Schönheit, die der Künstler ans Licht und zum Leuchten bringt.
Autor:Lokalkompass Kleve aus Kleve |
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