35. Borbecker Maienmahlzeit beschäftigt sich mit dem Thema Emscher-Umbau
Ruhrgebiet müsste in Emscherland umbenannt werden
35. Borbecker Maienmahlzeit beschäftigt sich mit dem Thema Emscher-Umbau "Wie Flussmanager die Zukunft des Reviers gestalten" - so war der Vortrag von Prof. Dr. Uli Paetzel überschrieben, der nun bei der 35. Maienmahlzeit zu erleben war. Der hauptberufliche Flussmanager und Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft nahm die Besucher bei seinem leidenschaftlichen Vortrag mit auf eine spannende Reise durch den Emscher-Umbau.
3,6 Millionen Menschen leben im Einzugsgebiet von Emscher und Lippe. 4.000 Quadratkilometer werden von Emschergenossenschaft und Lippeverband bewirtschaftet. Alleine 350 Pumpwerke, sorgen für eine Minimierung des Hochwasserrisikos und der Überschwemmungsgefahr. „Die Pumpen müssen auf ewig betrieben werden, damit das Gebiet nicht absäuft“, erläutert der Flussmanager. „Wenn es die Pumpen nicht gäbe, hätten wir eine Wasserfläche, 52-mal so groß wie der Baldeneysee, dann hätten 250.000 Menschen keine Heimat mehr“.
"Wir machen alles, außer Trinkwasser"
Beeindruckende Zahlen, doch das ist nur ein Bereich um den sich die 1899, als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband, gegründete Genossenschaft kümmert. Die Gewässerunterhaltung, der Hochwasserschutz, die Abwasserbeseitigung, das Regen- und Grundwassermanagement und eben die Renaturierung der Emscher sind vorrangige Aufgaben. „Wir machen alles, außer Trinkwasser“ schmunzelt Paetzel.
1992 trafen die Verantwortlichen gegen viele Widerstände eine mutige Entscheidung. Das Generationenprojekt Emscher-Umbau war auf 30 Jahre angelegt. Das Ziel: 429 Kilometer Abwasserkanäle und 326 Kilometer renaturierte Gewässer. „Wir bauen eine zentrale Wasserautobahn durch das Ruhrgebiet, von der Mündung in Dortmund Holzwickede bis zum Rheinzufluss in Dinslaken.“ 362 Kilometer der Kanäle mit einem Innendurchmesser von 2.80 Metern sind bereits fertiggestellt. 2018 wurde die Strecke von Dortmund bis Bottrop feierlich in Betrieb genommen.
Die Prachtlibelle ist zurückgekehrt
Auch 138 Kilometer der renaturierten Wasserläufe sind fertig. „Über 1.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten finden sich an den Bachläufen ein", freut sich Paetzel besonders über die Rückkehr der blauflügeligen Prachtlibelle. Auch die im Jahr 2017 im Borbecker Mühlenbach angesiedelte Emschergroppe, ein kleiner Fisch, der lange Zeit ausgestorben war, sei ein deutliches Zeichen für die ökologische Umwandlung der einstigen "Köttelbecke".
Begeisterung für Aufgabe
Doch nicht nur Flora und Fauna profitieren vom Emscher-Projekt. „Niemand hätte früher freiwillig die Emscher im Namen geführt“, weiß Paetzel. Holzwickede nennt sich jetzt 'Emscher Quellgemeinde', in Castrop-Rauxel gibt es ein 'Wohnen an der Emscher'. „Das Ruhrgebiet müsste eigentlich in Emscherland umbenannt werden“, ist sich der stolze Flußmanager sicher.
Die Begeisterung, die Paetzel für seine Aufgabe zeigt, und das Herzblut, mit dem er sich für deren Fortschritt einsetzt, springt auf das interessierte Publikum über – sein Vortrag wird mit lange anhaltendem Applaus belohnt.
Preis für Redaktionsteam
Zu applaudieren gab es am Abend der Maienmahlzeit viel in der "Dampfe". Christian Schigulski, Jazzsängerin Bianca Koerner und Gitarrist Jan Bierthe stellten Songs aus ihrer CD „Schwarz wie Kohle“ vor und begleiteten den Abend musikalisch.
Was jedes Jahr zur Maienmahlzeit dazugehört – die Verleihung der Auszeichnung „Hand in Hand“- war in diesem Jahr eine eher wehmütige Angelegenheit. Für besondere Verdienste um menschliches Miteinander und Füreinander in Borbeck wurde das Redaktionsteam der Borbecker Nachrichten, die im vergangenen August ihr Erscheinen einstellen mussten, ausgezeichnet. Susanne Hölter nahm die Auszeichnung stellvertretend für das ganze Team entgegen.
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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