Neuer Schornsteinfeger in Emmerich
Der Glückbringer auf dem Dach
Lutz Reintjes übernimmt einen neuen Bezirk in Emmerich
Seit dem 1. März ist in Emmerich ein neuer Bezirksschornsteinfeger im Einsatz. Wir vom Stadtanzeiger haben uns mit Lutz Reintjes getroffen und viel über Aufgaben, Technik und die Kosten erfahren. Außerdem ging es darum, wie gefährlich es auf dem Dach ist und ob er als Schornsteinfeger Glück bringen kann.
VON DIRK KLEINWEGEN
EMMERICH. Mittlerweile darf sich jeder seinen Schornsteinfeger aussuchen. Der frühere Gebietsschutz wurde gelockert, weil sich das nicht mit dem EU-Recht vereinbaren ließ. Nur die hoheitlichen Tätigkeiten wie die Feuerstättenschau oder die Bauabnahme sind den bestellten Bezirksschornsteinfegern vorbehalten. Die Feuerstättenschau muss der bevollmächtigte Schornsteinfeger alle drei bis vier Jahre durchführen.
Das Schornsteinkehren fällt bis zu dreimal im Jahr an, die Messung nach Bundesimmissionsschutzgesetz alle ein bis drei Jahre und die Messung nach Kehr- und Überprüfungsordnung alle ein bis fünf Jahre. Das ist immer abhängig nach Brennstoff, Heizung, Alter und ob die Feuerstätte raumluftabhängig ist. Noch komplizierter wird das Ganze, wenn es um die Berechnung der anfallenden Kosten der Kehr- und Meßleistungen geht. Es gibt eine Gebührenordnung für die hoheitlichen Tätigkeiten. Und auch diese unterscheiden sich, ähnlich wie die Anzahl der Überprüfungen. Nur das Fegen und Messen kann jeder Schornsteinfeger für sich kalkulieren. „Mittlerweile gibt es 400 verschiedene Gebühren, die berechnet werden können. Die Bandbreite wird immer größer. Das ist Wahnsinn“, erklärt Reintjes, „es ist auch gar nicht so einfach den Kunden die Höhe der Gebühren zu vermitteln. Hinter jeder Messung steht auch noch Verwaltungsarbeit und auch die vielen Geräte müssen jeden Abend gewartet und aufgeladen werden. Das sieht der Kunde oftmals nicht.“
Die Arbeit auf dem Dach sollte man zwar nicht unterschätzen, aber die meisten Unfälle passieren in den Häusern, Stolperunfälle auf der Treppe oder Auszugsleitern, oder man stößt mit dem Kopf an ein Rohr. Im Haus ist man laut Reintjes unbedarfter. Auf dem Dach dagegen werden verschiedene Sicherheitseinrichtungen vorgehalten. Dadurch lässt sich sogar bei Regen das Dach gefahrlos betreten.
Eine besondere Herausforderung ist dagegen für den Schornsteinfeger, sich immer auf den aktuellen Stand zu halten. Es kommen ständig neue Wärmegeräte hinzu. Daher gibt es für Lutz Reintjes zweimal im Jahr Ganztagsschulungen, monatlich Kreisgruppenschulungen und weitere Fortbildungen. „Fortbildungen sind das A und O, Stillstand geht da gar nicht“, so Reintjes. Mittlerweile sind alle Messgeräte computergestützt, er hat zwei Schornsteinkameras oder auch ein Gerät zur Druckprüfung von Leitungen im Einsatz
Lutz Reintjes begann 1986 seine Lehre, 1989 legte er seine Gesellenprüfung und nochmal vierzehn Jahre später seine Meisterprüfung ab. Für den Bezirk Emmerich, Speelberg, Klein-Netterden und ein Teil des Industriegebietes ist er sein Anfang März der bevollmächtigte Bezirksschornsteinfeger. Privat ist er verheiratet und hat einen Sohn im Alter von 22 und eine Tochter von 20 Jahren. In seine Fußstapfen treten die beiden nicht, der Sohn studiert Umweltingenieurwesen, die Tochter auf Lehramt.
Bisher war der Schornsteinfeger in Dinslaken im Einsatz. Dort gibt es noch besonders viele Holz- und Kohleöfen. Bei diesen Heizungen muss besonders intensiv kontrolliert werden. Es kann sich in den Schornsteinen Glanzruß bilden. Der kann sich bei Erwärmung auf das zehnfache ausdehnen und ist hoch brennbar und schnell entzündlich. Wird der Glanzruß im Kamin bemerkt, muss er aufwendig und auch teuer mit Schlagketten herausgefräst werden. Vor rund sechs bis sieben Jahren hat er es erlebt, dass sich bei einem Kunden der Kamin entzündet hat.
Daher ist es äußerst wichtig, den Anweisungen des Schornsteinfegers zu folgen. Wird ein Mängel festgestellt, erhält der Kunde eine begründete Aufforderung, den Mängel zu beheben. Wird auch nach einer weiteren Erinnerung der Mängel nicht behoben, geht die Sache an das Ordnungsamt oder die Kreisstelle. Wird auch hier nicht reagiert steht irgendwann das Ordnungsamt mit Polizei und Schlüsseldienst auf der Matte und dem Schornsteinfeger wird auf diese Weise Zugang zum Gebäude gewährt. Soweit die Theorie, in Wirklichkeit hat Reintjes diesen Weg noch nie beschreiten müssen: „Ich versuche erst einmal den Leuten das in Ruhe zu erklären, bevor ich da mit der Brechtstange rangehe. Ich bin kein Freund von solchen Aktionen, ich rede lieber und versuche die Kuh vom Eis zu holen.“
Reintjes macht auf ein Problem in vielen Häusern aufmerksam. Dadurch das die Häuser immer dichter werden, ist kein ausreichender Luftaustausch mehr gegeben. Besonders gefährlich wird es auch, wenn Dunstabzugshauben, Wäschetrockner oder Badventilatoren die Luft aus den eigenen Räumen saugen. Die Verbrennung in den Öfen und Kaminen kann nicht mehr richtig erfolgen. Es entsteht das geruchlose, aber lebensgefährliche Kohlenmonoxid. Dadurch wurden schon ganze Familien vergiftet. CO-Warner bieten die Möglichkeit vor dem Kohlenmonoxid zu warnen. Der Fachmann rät: „Die Warner müssen richtig positioniert sein, die Anleitungen der Hersteller sollten genau beachtet werden. Anstatt Billiggeräte aus dem Baumarkt sollte man hier auf geprüfte Melder achten.
Und eine ganz wichtige Frage zum Schluss: Bringt der Schornsteinfeger denn wirklich Glück? In Zeiten, in denen Häuser überwiegend aus Holz gebaut waren, führte ein Brand schnell zur Katastrophe. Für die Bewohner brachte der Schornsteinfeger also Sicherheit und damit Glück ins Haus! Dieser Glaube hat sich bis heute erhalten.
Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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