Über DARC und die Emmericher Amateurfunker
Spezialisten ohne "Nerd-Faktor", die hinreichend Spaß an Gemeinschaft und Geselligkeit haben
Manchen mag es vorkommen, wie das langweiligste Hobby der Welt - nach Briefmarkensammeln. Ist es aber nicht! F. Wilhelm Thielen DC1WTH ist der lebendige Beweis fürs Gegenteil.
Schon bei der Vorbesprechung für diesen Artikel ist er Feuer und Flamme, als er erklärt: "Die Bezeichnungen hinter den Namen (DC1WTH) sind unsere Funkrufzeichen, die wir während der Funkgespräche benutzen (müssen). Jeder Funkrufzeichen ist einmalig auf der Welt, NIEMALS haben zwei Funker ein identisches Rufzeichen. Diese Rufzeichen werden in Deutschland von der Bundesnetzagentur zugewiesen."
Die Emmericher Hobbyfunker bezeichnen sich als Funkamateure. Thielen: "Amateure im besten Sinne, denn wir haben in unseren Kreisen absolute Spezialisten in Sachen Selbstbau von technischen 'Gerätschaften' (Funk-Sender und -Empfänger sowie Messgeräte und vor allem Antennen.) Und ganz wichtig, wir haben absolut keine kommerziellen Interessen. Wir verkaufen nichts und bieten auch nichts zum Kaufen an. Lediglich Werbung für unser Hobby, ja das machen wir und alles andere würde gegen unseren Ehrenkodex, den HAM SPIRIT, verstoßen.
(v. engl. HAM "Funkamateur" und spirit "Geist")."
Der Hobby-Funker betont: "Wir helfen uns gegenseitig, ohne irgendwelche Gegenleistungen zu erwarten, bei technischen Schwierigkeiten beim Antennenbau oder dem Abgleichen von Sendern und Empfängern an die jeweiligen baulichen und/oder geographischen Begebenheiten. Wir betreiben ein höchst technisches Hobby und der Gesetzgeber und die Bundesnetzagentur (BNetzA) verlangen deshalb, dass wir unsere Kenntnisse in Form einer schriftlichen Prüfung nachweisen müssen."
Das gestalte sich sich nicht ganz leicht: "Ohne Funker-Lizenz dürfen wir nicht auf Sendung gehen. Für uns lizenzierten Funkamateure gilt ein eigenes Amateurfunkgesetz (AFuG), das ist ein Bundesgesetz und regelt die Voraussetzungen und Bedingungen für die Teilnahme am Amateurfunkdienst. Auf den Frequenzen tummeln sich viele andere "Gemeinschaften" wie Polizei, Rettungsdienste, Flugsicherheit, Nachrichtendienste und kommerzielle Rundfunk- und Fernsehanstalten. Damit wir diese 'Gemeinschaften' nicht funktechnisch stören, müssen wir eben über umfangreiche technische und gesetzliche Kenntnisse verfügen und diese auch nachweisen.
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Interview
dibo: Wie viele organisierte Funker gibt es schätzungsweise zwischen Holland und dem Ruhrpott?
Thielen: Zum Distrikt Lima 04 gehören ca. 900 lizenzierte Funkerinnen und Funker, die im DARC e.V., unserem Dachverband, organisiert sind.
dibo: Seid Ihr normale Menschen oder der Prototyp des Nerds?
Thielen: (Smile), nein keine Nerds, wir lieben und leben die Geselligkeit und vor allem die Gemeinschaft.
dibo: Ist die Funker-Lizenz eine Hürde für Leute, die Spaß haben wollen?
Thielen: „Jein“, “JA“, es wird einiges an Fachwissen benötigt, die während einer schriftlichen Prüfung abgefragt wird. „NEIN“, wir Emmericher Funker haben in den letzten Jahren zirka 80 angehende Funker(innen) immer mit Erfolg auf die Prüfung(en) vorbereitet.
dibo: Nennen Sie doch bitte ein zwei Beispiele für Fragen aus der Prüfung.
Thielen: Was bedeuten die gebräuchlichen Abkürzungen "TX", "RX" in dieser Reihenfolge?
A Sender, Empfänger, B Empfänger, Sender, C Tonqualität, Bildqualität, D Bildqualität, Tonqualität (Antwort A ist richtig).
Welchen Frequenzbereich umfasst das 70-cm-Amateurfunkband in Deutschland?
A 430 - 440 MHz, B 50,08 - 51 MHz, C 144 - 146 MHz, D 1240 - 1300 MHz (Antwort A ist richtig)
dibo: Formulieren Sie einen Aufruf, der insbesondere Frauen zur Mitgliedschaft verlockt.
Thielen: Das Wort „Aufruf“ mögen wir „Funker“ nicht so sehr (was unser Hobby angeht). Wir sind für alle Geschlechter offen und hoffen natürlich auch, dass unsere Öffentlichkeitsarbeit dazu beiträgt, ja zugegeben, mehr weibliche Funkerinnen in unsere Reihen zu bekommen. Denn, die „Funkerei“ soll und wird niemals eine reine „Männerdomäne“ sein oder auch werden!
dibo: Was macht den Reiz der „Funkerei“ aus?
Thielen: Mit einem Schuhkarton großem Funkgerät Menschen auf der ganzen Welt zu erreichen. Funkwellen kennen keine Landesgrenzen, schon gar nicht politische, religiöse oder gesellschaftliche Unterschiede.
dibo: Wie beteiligen sich Funker an der Gesellschaft?
Thielen: Bei „Katastrophen“, wenn Handy und/oder Internet ausfallen, dann stellen wir Funker unser Equipment den Hilfsorganisationen OHNE Gegenleistung zur Verfügung. Wir verfügen über genügend technisches „Know-how“, dort Hilfe anbieten zu können, wo sie gebraucht wird.
dibo: Wie technisch versiert sind die Funker?
Thielen: Wir gehen immer mit, mit den technischen Möglichkeiten. Egal ob analogen Sprechfunk, Digitalfunk oder auch morsen. Aber auch Kontakte zu anderen Erdteilen via Amateurfunk-Satelliten oder auch Amateurfunk-Fernsehen und vor allem das Wissen über technische und physikalische Zusammenhänge. Wir bilden uns immer weiter und experimentieren mit den Funkwellen.
dibo: Seit wann gibt es den DARC und die Emmericher Funker?
Thielen: Der DARC wurde 1950 gegründet und wir Emmericher Funker feiern 2025 unser 70-jähriges Bestehen.
dibo: Was wünschen sich die Funker für die Zukunft?
Thielen: Wie alle Menschen, Frieden und Freiheit und Gesundheit und eine gesunde Umwelt, in der wir weiterhin unser Hobby ausleben dürfen.
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Hintergrund
Alle Amateurfunker sind versammelt in einem Dachverband, dem DARC. e.V. (Deutscher Amateur-Radio-Club mit Sitz in Baunatal. Der DARC untergliedert sich deutschlandweit in 24 Distrikte mit rund 1.000 Ortsverbänden. Wir Emmericher Funker gehören zum Distrikt LIMA 04 (umfasst das Ruhrgebiet und angrenzende Städte und Gemeinden) und sind ein eigenständiger Ortsverband in unserem Dachverband, dem DARC. Wir selbst, die Emmericher Funker, sind KEIN eingetragener Verein sondern ein Teil des eingetragenen Vereins des DARC. Von den bundesweit 63.000 lizenzierten Funkerinnen und Funkern sind gut 33.000 im DARC. Der DARC ist deutschlandweit die größte und weltweit die drittgrößte Vereinigung der Lizenz-Funker.
Autor:Dirk Bohlen aus Hamminkeln |
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