Einen „Funker-Oscar“ für sein Lebenswerk

Hermann Römer, 2016, DF5EO
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Gäbe es einen „Oscar“ für Amateurfunker, dann hätte ER eine Nominierung sicher. Und ganz bestimmt würde er diesen „Oscar“ auch gewinnen, besser geschrieben, verdient!!!

Nun, wenn wir von einem Lebenswerk sprechen oder auch schreiben, dann stehen meistens wichtige Dinge im Vordergrund, die ein Anwärter für eine besondere Auszeichnung erfüllt haben sollte.

Lebenswerk bedeutet ja so viel wie: „Jemand, der die meiste Zeit seines Lebens „einer Aufgabe“ mit Herz und Verstand gewidmet hat UND andere daran auch profitieren ließ“.

In seinem Fall, hat er dies fast 60 Jahre immer gehandhabt. Heute ist er 72 Jahre und wer gut in der Schule aufgepasst hat, der weiß jetzt, so mit 12 Jahren, da „infizierte“ er sich mit einem „Funkervirus“, den er bis heute auch nicht mehr los werden konnte und auch nicht wollte.

Es begann alles mit einem 18 Meter hohen Funkmast, den er in seinen „vorjugendlichen“ Jahren erblickte. Jener Mast zierte das Anwesen des damaligen Vorsitzenden der Emmericher Amateurfunker.

Mit 14 Jahren beginnt er seine Ausbildung zum Elektriker und der besagte „18 Meter Funkmast“ läßt ihn einfach nicht mehr los und begleitet ihn wie einen „Leuchtturm“ durch sein ganzes Leben.

(Ja, ich weiß. Ich habe immer noch nicht seinen Namen geschrieben, kommt ja noch, lest erst mal weiter…)

Anfang 1959, also mit 15 Jahren, wird er Mitglied im Dachverband der Amateurfunker in Deutschland. Der DARC, Deutsche Amateur-Radio-Club e.V., damals noch mit Sitz in Kiel, heute Baunatal, ist der Dachverband für die heute gut 60.000 lizenzierten Amateurfunker. Und schon damals, 1959, gab es den Emmericher Ortsverband mit der Bezeichnung: L 04. (Lima Null Vier)

Unser Ortsverband feierte vor wenigen Monaten sein 60-jähriges Bestehen.)

Nun, jetzt will ich Euch auch verraten um wen es sich handelt. Es handelt sich um unseren Ortsverbandsvorsitzenden der Emmericher Amateurfunker,

Hermann Römer, DF5EO

Einige Jahre lauschte Hermann zunächst nur in den Äther hinein aber Mitte der 1970er Jahre war es dann endlich soweit. Nach intensiven Vorbereitungen, absolvierte Hermann die Prüfung vor der damaligen Oberpostdirektion (das ist heute die BNetzA, die Bundesnetzagentur). Die „Lizenz zum Funken“, die bekommt man nicht geschenkt. Umfangreiches Fachwissen ist gefordert und ein hohes Maß an technischem Verständnis wird bei der Prüfung abgefragt. Schließlich „tummeln“ sich auf den Frequenzbändern zahlreiche andere Institutionen, wie Militär, Geheimdienste, Flugdienste, Sicherheitsdienste, kommerzielle Dienste und und und. Da ist schon eine gewisse Disziplin erforderlich um nicht den „Anderen“ unangenehm in die Quere zu kommen.

Hermann lernte das natürlich während seiner Vorbereitung zur Prüfung und auch heute hat sich daran nicht viel verändert. Wer sich im Äther aufhält, muss einfach wissen, was er darf und was nicht.

Hermann nahm nach bestandener Prüfung via Kurzwelle (kennt Ihr noch diese rauschigen und faszinierenden Signale aus Euren Empfängern? Irgendwie „seltsam“ und unglaublich spannend die Signale von tausenden von Kilometer entfernten Radiostationen zu empfangen)mit Gleichgesinnten Funkamateuren Kontakt auf.

Nicht nur das. Das Spektrum der Funkwellen ist immens groß. Und wir Funker dürfen und können auf vielen Frequenzen auch auf UKW, der Ultrakurzwelle, und selbst via Amateurfunk Satelliten mit der ganzen Welt der Funkamateure sprechen und kommunizieren. Nicht nur mittels „Sprechbotschaft“ auch Standbilder (im Fachjargon SSTV genannt) und natürlich auch bewegte Bilder (Amateurfunk Fernsehen) .

Anfang 1978 gelingt Hermann etwas ganz besonderes, was bis dahin keinem europäischen Amateurfunker gelungen ist.

Eine SSTV-Verbindung über den „großen Teich“ nach Detroit (USA). Das ganze „natürlich“ via Satellit. Oscar 7, so heißt dieses fliegende Wunderding. 1974 wurde er von der Vandenberg Air Force Base in Kalifornien mit einer Delta Rakete in seine Umlaufbahn geschossen. Noch heute können Amateurfunker seine Signale empfangen.

Der geneigte Leser fragt sich jetzt hoffentlich, was ist denn SSTV? Heißt auf Deutsch „Slow Scan Television“ (grins). Das ist eine Betriebsart im Amateurfunkdienst und dient der Übertragung von Standbildern. Man könnte es in etwa mit einer TELEFAX-Übertragung vergleichen, nur eben nicht mit Faxgeräten, sondern mit Funkgeräten.

Und was wäre eine Laudatio, wenn diese nicht ein paar wichtige „zeitliche Stationen“ der zu ehrenden Person aufzeigen würde.

25 Jahre Ortsverbandsvorsitzender (OVV)

Nun, was bedeutet das? Ortsverbandsvorsitzender? Ist das so etwas wie ein Abteilungsleiter oder ein Geschäftsführer oder sogar Niederlassungsleiter?

Die erstaunliche Antwort lautet: von jedem etwas! Er steht mit Rat und Tat einer Fachgruppe zur Seite, packt selbst mit an und korrigiert gewisse „Unschärfen“. Er hält seine „Abteilung“ zusammen und „verteidigt“ sie gegen „ungemache äußere Einflüsse“ und fordert und fördert seine „Mitstreiter“. Er hat viel „Papierkram“ zu erledigen, leitet Sitzungen, ist präsent bei allen wichtigen Gremien, hört anderen zu, akzeptiert auch mal konträre Meinungen, sagt seine Meinung und handelt auch so, bleibt dabei geradlinig und lässt sich nicht vom rechten Wege abbringen. Leitet seine „Niederlassung“ immer im Sinne des „Großen und Ganzen“ (wo hab ich das denn jetzt her?, egal..), im Sinne seiner großen Leidenschaft, dem Amateurfunk.

Ein viertel Jahrhundert als OVV, fachlich und menschlich immer präsent zu sein, manchmal private Dinge hinten anstellen zu müssen, dass bedeutet letztendlich Vorsitzender eines Ortsverbandes zu sein.

33 Jahre Ausbildung in Emmerich

Gut 70(!) zunächst an der „Funkerei“ interessierten Mitmenschen hat Hermann in den letzten Jahren zur Prüfung verholfen. Und das bedeutet, umfangreiche Vorbereitungen und vor allem ein nicht zu unterschätzender Zeitaufwand. Gut ein halbes bis zu einem Jahr dauert die Ausbildung, damit die „Probanden“ ihre Prüfung ablegen und bestehen können.

Und ich weiß, ALLE haben ihre Prüfung bestanden. Technische Zusammenhänge interessant präsentieren zu können, das ist nicht immer einfach.

Viel „Stoff“ will gelernt werden. Formeln, Gesetze und Betriebstechnik. Schon bald wie ein „kleiner Ausbildungsberuf“. Und tatsächlich, mit dem Wissen als Funkamateur hat so manche berufliche Laufbahn begonnen. Das ist das Schöne an unserem Hobby. Gerne erinnert sich Hermann auch an die Ausbildung gehandicapter Mitmenschen. Das war schon eine besondere Herausforderung. Einem Menschen, der blind ist, den ganzen Stoff zu vermitteln und zwar so, dass er es auch versteht und behält. Hermann ließ sich was ganz besonderes einfallen und präparierte technische Bauteile und Modelle so, dass sie ein blinder Mensch ertasten und begreifen konnte. So prägte er den Begriff „Begreifen durch greifen“. Es war schon ein bewegender Augenblick, als sein „Schützling“ die Prüfungsurkunde, die Lizenz zum Funken, in seinen Händen hielt

Über 30 Jahre DX Referent

Für „Nicht-Funker“ ist diese Überschrift vielleicht mit drei großen Fragezeichen versehen. Also, wir tasten uns mal langsam an das Thema heran und bringen ein wenig Licht ins dunkle. „DX“ bedeutet in der Funkersprache in etwa „große Entfernung“. Ein Referent ist ein „Gutachter“, der etwas auswertet, bewertet. Im erweiterten Kontext, der DX Referent kümmert sich um die Auswertung von Funkverbindungen mit weit entfernten Stationen. Also, zum Beispiel, Funkverbindungen von Deutschland nach Japan, China, USA oder auch Australien usw. Der Referent wertet Verbindungsdaten der Funker aus, die die meisten Verbindungen zu den entlegensten Teilen auf unserer Erde erreicht haben. Er organisiert jährliche Treffen der „DXer“ und würdigt die Leistungen mit Ehrenurkunden und Pokalen.

Also, so eine Art von „Olympiade unter Funkern“.

10 Jahre QSL Manager

Schon wieder so eine seltsame Abkürzung? Nun, der Ausdruck „QSL“ kommt ursprünglich aus der Morsetelegrafie und bedeutet „Ich gebe Empfangsbestätigung“. Funker lieben es, sich gegenseitig QSL-Karten für erfolgreiche Funkverbindungen zu schicken (ich habe in diesen Bericht einige Bilder von QSL-Karten eingebaut). Diese schöne Tradition besteht trotz Internet, SMS und Co. und wie sie alle heißen, immer noch. Hermann hat so schätzungsweise 10.000 QSL-Karten in seinem Besitz. Ein QSL Manager sorgt dafür, vereinfacht beschrieben, das eingehende und ausgehende QSL-Karten ihren richtigen Empfänger erreichen.

Und „last but not least“ aber auch nicht ganz am Ende soll noch eine weitere Tradition, die Hermann innig pflegt nicht unerwähnt bleiben.

50 Jahre Treffen mit niederländischen Freunden (natürlich alle Funker) in URK

Urk? Was ist das denn?
A) Der Marktplatz in ´s Heerenberg (Niederlande)
B) Ein unentdeckter Platz in der Hetter (niederländische Seite)?
C) Ein geheimer unterirdischer Tunnel (zwischen Emmerich und Ulft (Niederlande)? Oder…
D) Alles falsch

Jeep, Antwort „D“ ist richtig. Urk ist ein altes Fischerdorf, liegt in der niederländischen Provinz Flevoland (Ijsselmeerküste). Hat ungefähr 20.000 Einwohner und einmal im Jahr sind es ein paar mehr. Treffen sich dort nämlich eingefleischte niederländische und deutsche Liebhaber der „Funkerei“ in diesem bezaubernden Ort mit drei Buchstaben.

Hier werden Drahtantennen gebaut und getestet und natürlich „von morgens bis abends“ mit der ganzen Welt gefunkt.

1966 erkundete ein niederländischer Funker (Piet, PA0WID, übrigens ein Onkel von Hermann!) das traumhaft schöne Fischerdorf Urk und baute seine Funkstation (einen UKW Sender) auf um heraus zu finden, welche Verbindungsmöglichkeiten zu anderen Funkern möglich wären. Es war Pfingsten und Piet war mit seinen Versuchen sehr zufrieden und beschloss von da an jedes Jahr an die gleiche Stelle in Urk zurück zu kehren. Das war die „Geburtsstunde“ für das jährliche Treffen. Noch heute, 50 Jahre später, trifft sich immer noch eine handverlesene Gemeinschaft zum „Special event“ in Urk an der Ijsselmeerküste.

Und jetzt kommen wir noch nicht zum Ende sondern machen weiter (seid ihr noch da??, also lehnt Euch zurück….ja ich weiß, der Text ist lang...)

Hier noch ein paar ausgewählte zeitliche „Funk-Eckpfeiler“

1959 Eintritt in den DARC, dem Dachverband der Funkamateure in Deutschland

1975 Hermann absolviert erfolgreich seine Funkamateur Prüfung

1978 SSTV Verbindung mit USA

1981 Wahl zum 2. Vorsitzenden (stellvertretender OVV)

1983 Hermann beginnt mit der Ausbildung angehender Funkamateure

1988 wird Hermann mit der „Ruhrgebiet-Distrikt-Ehrennadel“ bedacht.

1991 Herman wird zum OVV (Ortsverbandsvorsitzenden) gewählt

1992 folgt die „Goldene Ehrennadel“ des DARC für seinen unermüdlichen Einsatz für das Amateurfunkwesen.

1995 ernennen ihn russische Funkamateure aus der Republik Komi zum Ehrenmitglied

2005 Bürgerpreis der Stadt Emmerich am Rhein für sein besonderes ehrenamtliches Engagement.

2009 Ehrung anlässlich seiner 50-jährigen Mitgliedschaft im DARC.

2016 - Auf die Frage, was ihn nach so vielen Jahren „Funkerei“ mit diesem Hobby so sehr verbindet, antwortet Hermann Römer:

“Die Faszination liegt einfach darin begründet beim Senden in Bruchteilen von Sekunden mit Amateurfunkern in der ganzen Welt kommunizieren zu können. Egal ob sie -um die Ecke- oder -am anderen Ende der Welt- zu Hause sind!“

In diesem Sinne und noch viele QSO’s (Funkersprache: Verbindungen mit anderen Funkern) wünschen wir Dir….

DARC e.V.

Deutscher Amateur-Radio-Club e.V.

Ortsverband Emmerich am Rhein, Lima 04
F. Wilhelm Thielen, DC1WTH
Pressesprecher der Emmericher Funkamateure

Allen Leserinnen und Lesern ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2017.

Autor:

F. Wilhelm Thielen aus Emmerich am Rhein

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