Was für ein zäher Vogel
Werth. Was hatte Vogelbauer Andreas Dunkerbeck wohl für einen Leim verwendet? Oder hatte er kleine Drahtgestelle in das hölzerne Federvieh eingearbeitet? Man weiß es nicht. Jedenfalls erwies sich der Vogel in diesem Jahr als besonders zäh.
So etwas hatten die Schützen der Schützengesellschaft Werth in ihrer langjährigen Tradition noch nie erlebt. 500 Schuss Kleinkalibermunition ballerten sie auf den rechten Flügel ab. Der wackelte auch das ein oder andere mal bedenklich, blieb jedoch in luftiger Höhe am Rumpf des Vogels „kleben“. Egal was die Männer am Gewehr auch anstellten, wohin sie auch schossen, er purzelte nicht zu Boden. „Hat jemand Rasierzeug dabei, falls das mal länger dauert“, scherzte ein Schütze. Und ein anderer bemerkte lachend, dass er sich vorsichthalber schon mal bis Mittwoch frei genommen hätte.
Eigentlich war schon die Zeit gekommen, da man in Werth den König ermittelt. Doch um 12.37 Uhr die letzte Ansage: „Noch 15 Schuss mit KK-Munition, dann wechseln wir auf Schrot.“ Den Vogel beeindruckte das wenig, der Flügel hielt. Um 12.42 Uhr wurde das Gewehr gewechselt und Schrot geladen. Ein Schuss, ein Treffer. Endlich war der rechte Flügel unten. Klemens Baumann hieß der Glückliche. Mit dem nächsten Schuss knallte das linke Gegenstück zu Boden, worüber sich Horst Möller freute. Den Kopf hatte zuvor Karsten Rieger abgeschossen.
Nun durften die Königsbewerber ran. Fünf an der Zahl hatten sich gemeldet, einer strich noch vor dem ersten Schuss die Segel. Als das Quartett den Kampf aufnahm, musste ein weiterer aufgeben: die Königin hatte nein gesagt. So blieb ein Trio übrig: Kurt Hübers, Heinz Jürgen Schöter und Hans Jansen. Um 12.57 ging es los. Wer allerdings auf ein schnelles Ende gehofft hatte, der wurde entäuscht.
150. Schuss waren von Nöten, um die winzigen Reste von der Stange zu holen. Um 13.52 Uhr hatte es Hans-Jürgen Schöter geschafft. Jubelnd reckte er beide Arme hoch und nahm die Glückwünsche entgegen. Der 57-jährige Unternehmensberater hatte sich ganz spontan am Montag entschlossen. „17 mal habe ich es in Rees versucht und es nicht geschafft. Hier hat es gleich im ersten Versuch geklappt“, strahlte der neue Regent, der Monika Seggewiss zur Königin erkor.
Im Rahmen des Schützenfestes wurden zwei Kameraden für 40-jährige Zugehörigkeit zur Schützengesellschaft geehrt: Hermann van Thiel und der amtierende Kaiser Werner Nienhaus.
Autor:Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein |
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