Vorbild für Nächstenliebe

Landrat Wolfgang Spreen (links) überreichte Agnes Biermann das Bundesverdienstkreuz am Bande und einen Blumenstrauß. Mit dabei Ehemann Manfred. Foto: Jörg Terbrüggen
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Rees. Es war ein kleiner Hinweis auf einem Zettel, ein paar Zeilen nur. Dass daraus ein großer Artikel werden könnte, hatte Agnes Biermann nicht gedacht. Es war der Startschuss zu ihrem ersten Basar in Gedenken an den verstorbenen Sohn.

In dem Haus am Melatenweg wurde eifrig gebastelt, gestrickt und im Keller zauberte Ehemann Manfred wunderschöne Adventgestecke- und kränze. Es war ein Schicksalsschlag, den Agnes Biermann und ihr Mann verkraften mussten, denn ihr Sohn war an Leukämie verstorben. Hilfe fand das Paar damals bei der Elteninitiative für krebskranke Kinder. Die dort erfahrene Unterstützung wollten sie nun ein stück weit zurückgeben.
Es war die Geburtsstunde einer beispiellosen Geschichte, denn der erste Basar musste schon nach wenigen Stunden geschlossen werden, weil alles restlos ausverkauft war. Das passierte zwar in den folgenden Jahren nicht mehr, doch die Reeser wussten, dass die Einnahmen einem gutem Zweck zugeführt wurden. Und so kamen sie Jahr für Jahr in Scharen. Mittlerweile hatte sich das Engagement der Familie in Rees herumgesprochen und so mancher verzichtete zu Geburtstagen auf Geschenke und bat um Geldspenden für die krebskranken Kinder.
Agnes Biermann engagierte sich auch Jahre nach dem schweren Verlust noch für die Kinder und so manches, was vielleicht nicht hätte angeschafft werden können, konnte durch die Spenden besorgt werden. Auch als das große Hochwasser im Oderbruch die Menschen schockierte handelte die Familie. Agnes Biermann informierte die Presse, Ehemann Manfred besorgte einen Lastwagen und die Spendenbereitschaft kannte auch hier keine Grenzen. Mit seinem Sohn Peter und seinem Bruder fuhr Manfred Biermann den Lkw in das überflutete Gebiet.
Im Jahr 2005 musste Agnes Biermann dann allerdings schweren Herzens ihr Engagement einstellen. Eine schwere Krankheit ließ es nicht mehr zu. Doch mit den noch vorhandenen Mitteln wurde ein krebskranker junger Mann und die Essener Elterninitiative unterstützt. Im Jahr 2006 wurde Agnes Biermann mit der Silbernen Ehrennadel der Stadt Rees und dem Bürgerpreis der Stadtsparkasse geehrt.
2007 entschloss sich Agnes Biermann dazu, eine Stiftung unter ihrem Namen zur Förderung krebskranker Kinder zu gründen. So entscheidet sie selbst über die Ausschüttung der Stiftungserträge. Sie achtet sehr darauf, dass die finanzielle Hilfe auch wirklich dort ankommt, wo sie gebraucht wird. Ortsansässige Vereine, Bürger und auch Schüler zahlreicher Abschlussklassen haben sie in den vergangenen Jahren unterstützt. Mehr als 300.000 Euro kamen so zusammen.
Landrat Wolfgang Spreen zeichnete Agnes Biermann jetzt mit dem verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus. Der Bundespräsident verlieh ihr die Ehrung für ihr langjähriges Engagement im sozialen Bereich. „Es hat mir immer Spaß gemacht und ich würde es sofort wieder tun, wenn ich es könnte“, bemerkte Agnes Biermann.

„Sie haben bewiesen, dass Solidarität und Hilfe für Menschen auch über räumliche Distanz möglich sit. Sie sind ein Vorbild für Nächstenliebe und haben sich ein großes Maß an Sympathie und Anerkennung erworben“, so der Landrat in seiner Laudatio in den Räumen der Stadtsparkasse Emmerich-Rees.

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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