Von der Klagemauer zum Traumschloss

Die Klagemauer steht. Sie wurde später eingerissen und ein Traumschloss entstand. Fotos: Jörg Terbrüggen
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War es nur ein Luftschloss, was Kinder, Jugendliche und Erwachsene da im Stromland vor der alt ehrwürdigen Martini-Kirche aufgebaut hatten? Man könnte es glauben, denn nach einem leichten Luftstoß brach das Kartonschloss in sich zusammen. Es hatte, wenn auch nicht gewollt, etwas symbolisches, denn für viele, die hier standen, war vor Monaten auch etwas eingestürzt. "Wer hat denn den windigen Bischof eingeladen?" scherzte Ralf Langela.

Es war schon erstaunlich, was die, die vor Wochen aus dem Rat der Seelsorgeeinheit ausgetreten waren, und viele Gleichgesinnte hier binnen kürzester Zeit auf die Beine gestellt haben. "Hallo, wir sind noch da", hätte man auch sagen können. Denn es war eine einzige SMS, die den Ausschlag für diese einzigartige Aktion mit dem Bau einer Klagemauer aus Kartons gegeben hatte. "Innerhalb von einer Woche ging es dann per Mail und Telefon an die verschiedenen Leute", erzählte Dirk Kraayvanger. Er strahlte, ob der guten Resonanz. Doch tief im Innern ist auch er noch sehr verbittert. "Da werden vom Weihbischof Theising Hausgespräche geführt, aber ohne jegliche Resonanz. Er hat doch aber eine Fürsorgepflicht für diese Gemeinde."
Viele fühlen sich hier immer noch vom Bistum im Stich gelassen. So wie Silvia Hanterman. Sie hatte vor kurzem Besuch vom Weihbischof. "Er hat aus Xanten angerufen und um ein Gespräch gebeten, da ich einen Brief an den Bischof geschrieben hatte. Ich fand das Gespräch allerdings sehr unbefriedigend. Ich hatte nicht das Gefühl das ihm klar ist, dass sich die Kirche mehr einbringen muss. Sie hätte deutlich Stellung beziehen müssen, aber sie schauen mehr und beobachten was passiert." Viel Zeit sei verstrichen, ohne das etwas Konkretes passiert wäre. "Hilfe aus Münster wäre hier nötig gewesen, sie hätten in den letzten drei Monaten die Gemeindearbeit unterstützen können", so Dirk Kraayvanger. Andrea Schaffeld meinte dazu nur: "Wir haben Monate in einem Vakuum verbracht. Der Bischof hätte hier etwas anbieten müssen, zum Beispiel Gesprächstermine."
Mittlerweile war die Klagemauer doch schon recht groß geworden. In Dreier- und Viererreihen standen sie übereinander gestapelt. Bunt bemalt oder einfach nur beschrieben. Auch die Malteser-Jugend hatte einige davon mitgebracht. "Wir wünschen uns, dass wir einen Pastor wie Weidisch bekommen, der mit Kinder und Jugendlichen gut umgehen kann", sagte Nadine Stöcker. Und obwohl Karsten Weidisch nicht mehr in Emmerich weilt, scheint er immer noch ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Sein Wirken ist nachhaltiger zu spüren, als manche das glauben. Doch wie soll es jetzt eigentlich weitergehen? Der Rat der Seelsorgeeinheit exestiert quasi nicht mehr. Von ehemals neun Mitgliedern sind acht ausgetreten. Wo also soll sich der neue Pfarrer, wenn er denn erst einmal gefunden ist, denn bitte vorstellen?
"Solch eine Situation hat es im Bistum Münster in der Form noch nicht gegeben", bemerkte Dirk Kraayvanger. Das Bistum sei damit überfordert, denn eigentlich hätte man längst einen neuen Rat der Seelsorge wählen können. Denn die Nachrücker, die tatsächlich exestieren (das sind diejenigen auf der Liste, die es damals nicht geschafft hatten) sind vom Weihbischof bisher nicht gefragt worden. Und wie sieht es mit Versöhnung aus? Hier scheinen die Gräben immer noch sehr tief zu sein. Von gemeinsamen Gesprächen keine Spur. Und so viel das Traumschloss dann doch in sich zusammen. Und auf einem Stück stand geschrieben: "Hoffentlich werden die Hintergründe doch noch aufgeklärt."
Viele der Träume und Wünsche gingen jedenfalls in die Richtung, dass die Kirche Jugendliche ernst nehmen soll und man auf einen Pfarrer hofft, der einen Draht nicht nur nach oben, sondern zu den Mitgliedern in der Gemeinde aufbaut. Am liebsten hätten sie natürlich Karsten Weidisch zurück.

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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