Strecke noch nie so lange gesperrt

Seit Freitag werden die alten Signalanlagen von der Landesgrenze bis nach Wesel abgebaut. Fotos (3): Jörg Terbrüggen
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Emmerich. Es war beinahe gespenstisch auf den Bahnhof in Emmerich. Keiner, der auf den nächsten Zug wartete, keine quietschenden Bremsen von alten Güterwaggons und keine Durchsage aus den Lautsprechern. Fast war es so, als wäre der Emmericher Bahnhof tot.

Doch das genaue Gegenteil war der Fall, denn seit den frühen Morgenstunden des Freitags waren 53 Arbeiter im Einsatz, um für einen reibungslosen Übergang des alten Stellwerkes zum neuen elektronischen Stellwerk zu sorgen. Dafür musste Weiche für Weiche umgeschaltet werden und auch die neuen Signalanlagen, die schon seit dem Sommer letzten Jahres entlang der Strecke errichtet wurden, gingen ans Netz.
Dafür ruhte der komplette Zugverkehr. Menschenleer war der Bahnsteig, die Kunden mussten auf Busse ausweichen, die im Pendelverkehr zwischen Wesel und Emmerich verkehrten. Derweil wurde an den alten Signalen kräftig geschraubt und die Leitungen durchsägt, damit die Signale vom Zweiwegebagger abtransportiert und beiseite gelegt werden konnten. „Die alten Anlagen kommen nach Wuppertal“, so Manfred Ziegerath, Pressesprecher der Deutschen Bahn. Allerdings nicht in ein Museum. „Sie werden noch gebraucht, schließlich ist da ja nichts dran und das Netz der Bahn ist groß“, so Ziegerath weiter.
Ralf Leidereiter, Bezirksleiter Betrieb Bahn, war seit vier Uhr nachts auf den Beinen. „So eine lange Sperrung gab es seit 1856, als die Strecke in Betrieb genommen wurde, noch nicht. Das ist einzigartig.“ Während auf dem einen Gleis die Signalanlagen abgebaut wurden, waren an einem anderen Gleis die Techniker damit beschäftigt, die neuen Achszähler und Zugbeeinflussungssysteme zu installieren. „Das sind unsere Nebenkriegsschauplätze, die uns richtig viel Arbeit kosten“, erläuterte Ralf Leidereiter.
Insgesamt 115 Stunden ist der weit über 50 Kilometer große Abschnitt zwischen Emmerich und Wesel gesperrt. „Alle arbeiten hier im Schichtbetrieb Tag und Nacht. Sonst kriegen sie das hier nicht gebacken“, erläuterte Manfred Ziegerath. Bis Montag um 12.30 Uhr sollte alles soweit funktionieren, dass der Betrieb in den frühen Morgenstunden des mittwoch wieder wie gewohnt anläuft. „Bis dahin wissen wir, ob alles funktioniert“, so Ziegerath. Denn immer wieder werden Probe- und Messfahrten auf den Gleisen gemacht. Dies soll sicherstellen, dass auch tatsächlich jede Weiche und jedes Signal tatsächlich funktioniert. „Sollte das nicht klappen, gibt es einen Notfallplan mit verschiedenen Szenarien“, so Ziegerath.
„Insgesamt werden entlang der Strecke von der Landesgrenze bis nach Friedrichsfeld rund 220 Signale abgebaut, die alle noch aus den 60er Jahren stammen“, gab Hubert Bothen bekannt. Samstag Nacht und Sonntag finden die Arbeiten in Wesel statt. „Übrigens wird zeitgleich auch auf niederländischer Seite an der Betuwe-Route gearbeitet. Bis nach Kijfhoek, dem Ende der Betuwe-Linie“, bemerkte Ralf Leidereiter. Hier hat sich die Bahn mit den Kollegen in den Niederlanden abgestimmt. „Es ist ja auch sinnvoll, wenn wir es zur gleichen Zeit realisieren.“
Wenn alles glatt läuft und die Arbeiten im abgesteckten Zeitrahmen erledigt sind, wird die Strecke in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ab 23.30 Uhr für den Güterverkehr wieder frei gegeben. Mittwochmorgen startet dann auch der Regionalverkehr.

Mehr Bilder finden Sie in der Bildergalerie.

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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