Oma und Opa auf tour, Teil 1

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Annas 8. Geburtstag

Ob Klein-Lotta uns noch erkennen würde? Mich vielleicht, mich hatte sie ja noch letztens gesehen, aber den Opa?

Mit Sack und Pack, diesmal ohne Kinderwagen, dafür aber mit dem riesigen Geburtstagshasen für Anna, der säuberlich zusammengefaltet in zwei Mammuttaschen schlummerte, fuhren wir mit dem ICE Richtung Frankfurt.
Diesmal holten uns Anna und Max samt Papa am Flughafen ab.
Anna war überglücklich, dass wir zu ihrem Geburtstag kamen. Und dann auch noch ihr geliebter Opa. Wie zwei ausgeflippte Papageien schrien die Kinder um die Wette. Wir konnten unser eigenes Wort nicht mehr verstehen. Jedenfalls blieb in dem Begrüßungstumult die große Tasche unentdeckt. Keine Fragen: was ist da drin, Oma? Ist das für mich, Opa?

Zuhause war Lotta gerade von ihrem Mittagsschläfchen erwacht. Auf Mamas Arm, in sicherem Abstand, beäugte sie uns neugierig. Dann grinste sie mich an, wobei ich zum ersten Mal ihre beiden kleinen Mausezähnchen unten entdeckte, und ihre Augen blitzten. Oma erkannt. Aber der Mann daneben? Da war doch mal was? Prüfend checkte sie sein Gesicht, dann beschloss sie, ihn auch zu kennen und strahlte flächendeckend für uns beide. Uns ging das Herz über.

Der Hochsommer kam zu Besuch, der Asphalt kochte.
An ihrem Geburtstagsmorgen kroch Anna in aller Herrgottsfrühe unten zu mir in mein Bett. Aber schon nach ein paar Minuten war es vorbei mit der Ruhe.
„Ich bin einfach so aufgeregt, ich kann nicht mehr schlafen“, vertraute sie mir an und seufzte. Dann beschloss sie, den Opa zu wecken. Auf ihre unnachahmliche Art prallte sie ohne Vorwarnung von oben auf ihn herab wie ein Adler auf seine Beute und zerrte an seinen Ohren: „Nimm die Ohrstöpsel raus!“
Und noch ehe der Opa wusste, wie ihm geschah, war er wach. Aber richtig.
„Opa, ich habe heute Geburtstag!“ Sie schmiegte sich in voller 8-jähriger Länge auf ihn, und dann kam der Satz, der morgens unweigerlich kommt: „Opa, du hast Mundgeruch!“
„Wenn du auch immer so früh kommst…. Ich schlafe doch noch."
„Opa, dreh sofort deinen Mundgeruch nach oben!“
„Verschwinde aus meinem Bett, du hast dir selber die Zähne noch nicht geputzt.“

Sie kicherte und kuschelte sich noch enger an ihn.
„Opa, was hast du da für geriffelte Sachen?“ Ihre Hand spielte an seinem Hals und Adamsapfel.
Ich biss fast lautlos in die Bettdecke. So ging es weiter bis 7 Uhr. Dann gab es kein Halten mehr, und wir standen auf. Ungeduldig zappelte Anna von einem Bein aufs andere, denn ins Wohnzimmer durfte sie noch nicht.
Max hatte derweil auf der Couch schon den knuffigen Hasen entdeckt.
„Oh, ist der schön. Und so weich!“ Andächtig streichelte er das seidenweiche Fell. „Krieg ich auch so einen? – Lotta, komm mal gucken, ist der nicht schön?“
Lotta robbte auf ihren Knien Richtung Couch, patschte auf den dicken, flauschigen Riesenfuß und zog den Hasen mit einem kräftigen Ruck in die Waagerechte. „Lotta, nicht!“ Aber Lotta lachte ihr tiefes Lachen und sah uns alle der Reihe nach triumphierend an: „tatataia!“ Und zerrte noch einmal mit aller Kraft an dem Stofftier.

Als die Kerzen brannten und Hasi wieder aufrecht in seiner Couchecke thronte, durfte endlich auch das Geburtstagskind herein.

Alle Geschenke waren nichts gegen Hasi.

Auch diese Geschichte ist ein Auszug aus meinem Buch "Himbeerrote Knallbonbons"

Autor:

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein

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