mit der MS AMADEA unterwegs nach Dubrovnik - letzter Teil
Mittwoch, der 29. Oktober 2014, war Seetag.
Wir schipperten durch die Adria auf Dubrovnik zu. Die letzte Station vor dem Urlaubsende. Natürlich war das wieder ein Grund für einen zünftigen Frühschoppen auf Deck neun. Das Wetter spielte wieder zu unseren Gunsten, also konnten wir uns wunderbar draußen aufhalten und ab und an sogar mal das Gesicht in die Sonne halten.
Das Buffet auf den Tischen nahm langsam Gestalt an und wurde bayrisch schweinisch. Aber solange Fleisch noch in Originalgestalt daher kommt und mich womöglich noch mit anklagenden Augen anschaut, kann ich es nicht essen. Auch nicht, wenn die Musi lustig spielt und sich überall Lederhosen und stramme Waden tummeln.
Gegen Mittag kam uns unsere ältere Schwester entgegen: die MS ALBATROS, bestens bekannt aus der Fernsehserie „Verrückt nach Meer“. Sie fuhr die Adria runter, wir rauf. Wenn es möglich gewesen wäre, hätten sie sich bestimmt umarmt. So blieb es beim Rufen und Winken und dem tiefen Dröhnen der Schiffshörner, tuut – tuuut! Ich schätze, die Fische tief unter uns haben die Augen verdreht: Los, Leute, abtauchen, da oben ist Karneval!
Es war schon ein Erlebnis: zwei ähnliche, fast gleich große, weiße Schiffe, die mitten auf der Adria mit grün schäumender Heckwelle aneinander vorbei ziehen. Aber während die ALBATROS als die White Lady über die Weltmeere schippert, ist unsere AMADEA die First Lady.
Abends wurde es Ernst mit Abschiednehmen von dieser aufregenden Reise. Bevor alle Klamotten wieder im Koffer verschwinden würden, sollten sie sich noch einmal von ihrer besten Seite zeigen.
Sektempfang mit dem Kapitän, der in der Lounge noch einmal seine Mannschaft vorstellte. Danach zum letzten Mal ein absolut köstliches Diner, das Kapitäns Abschieds Abendessen.
Ich sag nur, zum Beispiel: Halber Langustenschwanz vom Grill, Soße Maltese, zweierlei Spargel, Kartoffelmousseline – zwischen kalter Vorspeise und Salatkreationen, Suppe, Sorbet – und Desserts und Petits Fours.....
Und das Schöne bei der AMADEA ist, man kann die Speisekarte rauf und runter essen, was besonders lecker schmeckt, auch zwei-oder dreimal. Je nach Lust und Laune. An unserem Tisch wurde der Langustenschwanz von fast allen zweimal bestellt. So köstlich hat er geschmeckt.
Aber ich hatte mir ein Rinderfiletsteak mit Erdnusskruste bestellt, dazu Asia-Gewürzreduktion, sautierte Sesambohnen, Reisküchlein... (Und zwar nur einmal, möchte ich betonen)
Unser Ober Rodel blieb nach dem gleichzeitigen Servieren mit seinen Jungs immer am Kopfende stehen, die Hände verschlungen, seine Augen huschten noch einmal flink von Teller zu Teller und dann zu seinem Gedächtnis, bevor er mit einem tiefen Atemzug anfing, unsere einzelnen Gerichte zu benennen. Deutsch verknotet den armen Jungs die Zunge, und obwohl sie Deutschunterricht an Bord haben, ist es für einen Philippiner sehr schwer, die Wortkreationen auf First-Class-Speisekarten blind aufzusagen. Aber es klappte immer. Fast.
Einmal fing er ganz normal an: Gebratenes Wolfsbarschfilet mit ...(Blackout)....... trallala!
Wir haben lang gelegen. Der gute Rodel ist nicht nur ein perfekter Ober, er ist auch ein gnadenloser Charmeur, dazu sehr gefühlsbetont und ein bisschen crazy. Mit einem Kumpel tritt er als „Disaster Duo“auf. Und seine Gäste lieben ihn.
Am Donnerstag Morgen lagen wir vor Dubrovnik/ Kroatien. Perle der Adria, Weltkulturerbe der UNESCO. Eine Stadt mit einer historisch bedeutsamen Altstadt, eine ehemalige Bastion mit gewaltigen Wehrtürmen. Teile davon sind noch heute erhalten. Obwohl der furchtbare Krieg Anfang der Neunziger sehr viel zerstört hat, merkt man heute nichts mehr davon. Vielleicht, höchstens, das unterschiedliche Mauerwerk vieler Häuser. Ansonsten denkt man, die Stadt ist noch ursprünglich. Uralt. Dank der UNESCO, die den Wiederaufbau ermöglicht hat.
Wir machten uns mit einem Stadtplan per Taxi auf den Weg in die Innenstadt. Zu Fuß wäre es ein bisschen zu weit gewesen. Am Piletor wollten wir den Stadtrundgang auf der 1.949 Meter langen Befestigungsmauer beginnen. Sie ist das bekannteste Merkmal der Stadt. Diese mächtige, begehbare Stadtmauer, an der sich früher bestimmt sämtliche Feinde die Zähne ausgebissen haben.
Die Währung in Kroatien ist Kuna. Im Leben nicht gehört. Auch noch nie im Portemonnaie gehabt. Aber genau die verlangten sie am Eingang zur Mauer. Oder Kreditkarte. Wir hatten aber alle nur Euro dabei, und unsere Kreditkarten lagen sicher verwahrt auf der Kabine im Safe. Da, wo sie bei Landgängen hin gehören.
Na gut, dann also nicht! Wir können die Stadt auch von unten besichtigen!
Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte, sogar noch viel interessanter. Mittendrin, hautnah, fühlen, riechen, spüren, den Pulsschlag der Stadt aufnehmen. Eine breite Prachtstraße, Fußgängerzone, rechts und links enge Gassen bergan, die Franziskanerkirche mit dem Kreuzgang und der alten Apotheke, einer der ältesten Europas von 1317, die noch im ursprünglichen Zustand ist. Kirchen, Kirchen, Paläste, Museen, der Glockenturm, wuchtige Gebäude, die anscheinend seit Urzeiten hier stehen, der Hafen, überall die Quader der Stadtmauer, eine Seilbahn, die auf den Berg hochfährt...
Immer wieder neue Ausblicke, hier noch mal um die Ecke, da noch mal lang. Der intensive Duft nach Lavendel zeigte uns den Weg zum Markt. Ein kleines Museum mit Fotos der überwiegend jungen, sehr jungen Männer, die im Balkan-Krieg 91/92 ihr Leben verloren haben. Dazu schreiende Videos von Bomben, Inferno, Feuer und Blut. Zerstörung und Tod.
Wir liefen, bis unser Rücken jaulte und die Schuhsohlen nach der Feuerwehr schrien. Wir mussten zurück zum Schiff.
Obwohl wir noch eine halbe Stunde Zeit gehabt hätten.
Obwohl Theo das Herz blutete.
Schließlich mussten wir
auch noch Koffer packen. Dann noch einmal fürstlich zu Abend essen, Showprogramm, ein letztes Mal in 617 zu Bett gehen und dann – finito. Venedig – Abflug! Adieu!
Der Abschied am nächsten Morgen war sehr bewegend. Vorbei die Gemeinschaft, jetzt ging jeder wieder seine eigenen Wege. Hedwig und Theo hatten Nachprogramm in Venedig, Isa blieb noch zwei Wochen an Bord, unsere Jungs, allen voran unser Rodel, sowieso; Hannelore, Marlis und wir flogen heim. Sie in den Norden, wir nach Westen.
Ende einer abenteuerlichen Kreuzfahrt. Einfach kann schließlich jeder...
Oder, Travel...???
Autor:Christel Wismans aus Emmerich am Rhein |
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