Kaplan Olding war sichtlich gerührt

Kaplan Christian Olding war von der Aktion sichtlich gerührt. Die letzten Tagen haben ihn sehr mitgenommen. Fotos: Ralf Beyer
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Das war schon beeindruckend, was sich da heute (Donnerstag) auf dem Aldegundiskirchplatz abspielte. Hunderte von Menschen trotzten der Kälte, hielten sich Hand in Hand, sangen und beteten. Eine Menschenkette wurde gebildet, die schier kein Ende nahm.

Es war lausig kalt und es regenete zudem. Doch den Menschen schien das an diesem Abend völlig egal zu sein. Mit Kerzen in den Händen standen sie vor der Kirche, hielten Plakate und Transparente vor die große Schar surrender Kameras. Emmerich stand im Scheinwerferlicht. Nicht gewollt, aber vom Bistum in Münster dazu gezwungen. Denn egal ob groß oder klein, jung oder alt - sie alle vereinte an diesem Abend der Glaube. Der Glaube an zwei Geistliche, die vielen Menschen in der Grenzstadt neuen Mut gaben, sie zurück in den Schoss der Kirche führten.

Ich bin erschüttert und gerührt

Pfarrer Karsten Weidisch war nicht vor Ort, Kaplan Christian Olding stand zunächst auf der Mauer und schaute etwas benommen auf das, was sich vor seinen Füßen abspielte. „Ich bin erschüttert und gleichzeitig gerührt, was hier passiert, aber es ist auch nötig. Die ganze Sache macht mich sehr nachdenklich und die letzten Tage waren schlimm. Ich kann das alles noch gar nicht einordnen und verarbeiten.“ Einen Kommentar zu den letzten Tagen wollte er aber dennoch nicht geben. „Jeder Kommentar würde die ganze Sache nur unnötig beeinflussen.“
Vor den Kameras sagte er: „Ich bin beeindruckt von den Jugendlichen und zutiefst dankbar. Ich hoffe, dass dies hier wahrgenommen wird, wie viel den Menschen an der Kirche liegt. Es passiert etwas sehr Zeichenhaftes in diesen Tagen.“ Max Puttkammer sagte in einer sehr bewegenden Rede, dass man nicht um sich selbst darzustellen gekommen sei, sondern der Sache wegen. „In der Öffentlichkeit sind in den letzten Wochen kaum mehr Tränen geflossen als vorher.“ Es werde die Aufgabe aller sein, auf die Menschen zuzugehen, die dafür verantwortlich seien und sie nicht auszugrenzen. Er bat Gott einen Weg zu finden, „damit wir am Ende doch sagen können: Gott sei Dank, wir haben es geschafft.“

Münster hätte nach Emmerich kommen müssen

Mitten im Vater unser setzte dann auch plötzlich der Regen aus. Als wäre es ein göttliches Zeichen, als hätte er die Gebete der Menschen aus Emmerich erhört. Andrea Schaffeld vom Rat der Seelsorgeeinheit drückte ihr Gefühlsleben so aus: „Etwas Besseres können wir hier nicht haben.“ Den Weg, den man in Emmerich in den letzten Wochen gegangen sei, der werde sich innerhalb der Kirche nicht mehr wiederholen. „Man wird künftig gemeinsam nach Lösungen finden müssen.“ Hat man selbst etwas falsch gemacht? „Wir hätten uns viel früher an Münster wenden müssen. Vom Bistum hätte ich erwartet, dass es nicht auf ein Personalproblem (Weidisch) reduziert wird. Münster hätte sich die Zeit nehmen und sich die Mühe machen sollen, vor Ort zu schauen, wie tickt eigentlich diese Gemeinde.“
Der damalige Moderator, eigentlich ein sehr erfahrener Mann, habe schon nach dem ersten Gespräch das Handtuch geworfen. Max Puttkammer: „Ihm ist von den Speelbergern vorgeschrieben worden, wie er zu handeln hätte. So etwas wie heute hier in Emmerich ist eine absolute Premiere. Es zeigt, dass das, was im zweiten Vatikanum festgelegt ist, nämlich die Mitverantwortung der Laien in der Kirche, in Emmerich realisiert wurde. Nur das ist die Kirche der Zukunft.“ Nach den letzten gespräche habe man wieder einen großen Funken Hoffnung, dass es zu einer guten Einigung kommen könnte.

Ich hoffe, dass man das in Münster sieht

Spotan hatte sich der Malteser Hilfsdienst zum Ausschank von 100 Litern warmen Tee bereit erklärt. „Bei uns wird seit Tagen über dieses Thema gesprochen. Wir würden sehr viel verlieren, wenn Karsten Weidisch geht. Wir hatten so einen Pfarrer wie ihn, der sich so um uns gekümmert hat, bisher noch nie. Für uns wäre das ein riesiger Verlust“, erklärte Pascal Wieners.
Chelsea Wagener, eine der Organisatorinnen aus der veni-Gruppe sagte uns: „Die letzten Tage waren ziemlich stressig. Es hat sehr viel Kraft gekostet. Mit so vielen Leuten haben wir nicht gerechnet, ich bin allen sehr dankbar. Es zeigt, dass unser Kampf etwas gebracht hat und ich hoffe, dass man das auch in Münster sieht und die Geschichte am Ende positiv ausgeht. Die ganze Geschichte hat sehr an mir genagt. Aber die ganze Aktion hat uns als Gruppe noch enger zusammengeschweiß. Wir verstehen uns noch besser.“
Die veni-Jugendlichen trugen übrigens allesamt T-Shirts mit der Aufschrift: „Veni ohne Olding ist wie Knast ohne Türen.“ Auf einem Plakat stand geschrieben: „Lieber Bischof Glenn. Wir g,lauben an Gott, den heiligen Vater und seinen Sohn. Wir möchten so gerne auch weirter an seine Kirche glauben.“
Die Menschenkette ging übrigens von der Aldegundiskirche über die Rheinpromenade bis hin zur Martinikirche. So etwas hat Emmerich noch nicht gesehen.

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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