Im Dialog mit Gott

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Obwohl ich getauft wurde und zur Kommunion ging - somit also den typischen Weg eines Katholiken bestritten habe - bin ich nicht unbedingt ein sehr gläubiger Mensch. Zumindest nicht im katholischen Sinn.

Aus diesem Grund war ich sehr gespannt, was mich in den zehn Minuten in der Algundiskirche an Eindrücken erwarten würde. Es bedarf schon einer großen Kraftaufwendung die schwere, eisenbeschlagene „Pforte“ in das Innere der Aldegundiskirche zu öffnen. Jedes mal wenn ich eine Kirche betrete, fühlt es

Als diese sich hinter mir schließt, stehe ich in mitten dieses mächtigen Gebäudes und komme mir so klein vor, wie nie zuvor. Wie immer, fällt mir als erstes der sehr eigensinnige Geruch auf. Es duftet nach Holz, ein klein wenig nach Weihrauch und es ist vor allem kalt. Doch fühlt sich diese Kälte nicht unangenehm an. Sie fördert eigentlich nur mein Gefühl von absoluter Ehrfurcht.
Dass eine Kirche ein Ort höchster Spiritualität ist, lässt sich schon alleine durch die althergebrachte Kunst, die sich in diesen wundervollen Fenstern, in Figuren oder Wandmalereien widerspiegelt, feststellen. Sie ist nicht nur atemberaubend, sondern für mich auch eine Verbindung in eine andere Welt. Für mich steht in diesem Moment fest, dass Glaube und dadurch erzeugte Spiritualität der Meister dieser Werke sein musste.

Schon als Kind hat mich der alljährliche Kirchgang an den Weihnachtstagen in höchste Ehrfurcht versetzt. Zugegebenermaßen eher dadurch bedingt, dass jenes noch so leise Geräusch widerhallte und es den Menschen in der Messe somit sehr leicht machte, den „Störenfried“ sofort zu identifizieren.

Für ein Kind ist es halt nicht leicht, über eine Stunde ruhig zu sitzen und keinen Laut von sich zu geben. Und ich zählte definitiv nie zu den eher introvertierten Kindern. Doch hätte ich es in der Kirche niemals gewagt, die Aufmerksamkeit der Menschen durch irgendwelchen Unsinn auf mich zu lenken.

Der wichtigste Aspekt, der sich mir hier in dieser leeren Kirche aufdrängt, ist die absolute Stille. Diese verpasst mir eine Gänsehaut, die ich sonst eher durch ein schönes Musikstück verspüre. Ich nehme auf einer der vielen Bänke Platz und sehe mich um. Da ich ja nun einmal ein “Mädchen“ bin, träume ich in diesem Moment des Verweilens - wie wohl viele andere Frauen auch - von einer Hochzeit in weiß. Vielleicht weniger traditionsbewusst und eher etwas unkonventionell, aber diese Vorstellung ist in meinem Kopf ebenfalls fest mit dem Thema Kirche verankert.
Während ich auf etwas wackeligen Beinen - angesichts des massiven Eindruckes, der sich meiner ermächtigt- durch diese Kirche laufe, fällt mir das besondere Licht auf, welches durch die riesigen bunten Fenster fällt. Da ich mich sonst ausschließlich zur „dunklen Tageszeit“ an den Weihnachtsabenden in einer Kirche befand, ist mir dies noch nie so aufgefallen.

Mein Blick schweift allerdings auch zu all den prunkvollen Figuren, die mich mit ihren Blicken zu verfolgen scheinen. Das erinnert mich daran, warum ich es als Kind auch immer etwas gruselig empfand, eine Kirche zu betreten.
Hier ist der Ort, an dem wir Hoffnung und Ruhe finden heißt es, an dem wir in uns gehen können und zu Gott beten. Dieses Gebäude spendet Trost und man fühlt sich sicher und geborgen, wenn auch klein und unbedeutend, angesichts dieses beeindruckenden Bauwerkes.

All diese Gefühle bekomme ich in den zehn Minuten in der Aldegundiskirche und wieder einmal muss ich feststellen, dass sich manche Dinge ganz anders anfühlen, wenn man sich nur einmal die Zeit nimmt, sie in aller Ruhe zu betrachten.

Autor:

Betty Schiffer aus Emmerich am Rhein

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