Hilfe für die Helfer
Emmerich. Es kann schnell passieren: Eine Verletzung, eine schwere Krankheit. Und schon wird ein Angehöriger zum Pflegefall. Die Pflege zuhause übernehmen oftmals Familienangehörige. Doch beim Übergang von der stationären Behandlung in die häusliche Pflege beginnen oft die Probleme.
Im Auftrag des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat die Uni Bielefeld ein Modellprojekt entwickelt, welches genau an dieser Stelle ansetzt. Das Willibrord-Spital in Emmerich beteiligt sich dank der Unterstützung der AOK daran und gab nach dem Startschuss im Mai im Rahmen einer Pressekonferenz erste Ergebnisse bekannt.
Das Projekt „Familiale Pflege“ setzt an der Schnittstelle zwischen Krankenhaus und häuslicher Pflege an. Es geht um die Beratung und Schulung von menschen, die sich erstmals um Pflegebedürftige unmittelbar nach einer Krankenhausentlassung kümmern müssen. Iris Ellering kümmert sich schon im Krankenhaus um den Kontakt, fragt nach Pflegediensten und Angehörigen, die sich kümmern könnten.
Noch viel wichtiger aber ist hier die Tatsache, dass Mitarbeiterin Andrea Zweering sich vor Ort in der häuslichen Umgebung umschauen kann und dort viel mehr Eindrücke gewinnt, die in die hilfreiche Unterstützung einfließen kann. „Meist ist es nur eine beratende Tätigkeit, denn wir können nicht den Pflegedienst ersetzen. Aber die häusliche Situation ist ja eine völlig andere, als die im Krankenhaus.“
„Die Angehörigen erfahren durch das Projekt Beratung, Anleitung und Unterstützung“, erläuterte Pflegedienstleiterin Claudia Beckmann. Vor zwei Jahren wurde sie von der Uni Bielefeld angerufen, ob sich das Krankenhaus an dem Modellprojekt beteiligen würde, das seit 2006 bereits durchgeführt wird. „Seit Mai sind wir nun dabei“, so Beckmann. Die entsprechenden Mitarbeiter wurden ganz gezielt durch wissenschaftliche Weiterbildungen auf ihre Tätigkeit vorbereitet. „Wir stellen fest, dass der Bedarf in diesem Bereich sehr groß ist.“ Dies konnte auch Iris Ellering bestätigen.
„Der Bedarf ist viel höher als wir angenommen haben.“ Der Erstkontakt im Krankenhaus entsteht durch die Mitarbeiterinnen des Sozialdienstes. Daraufhin wird der Kontakt zur extra ausgebildeten Pflegetrainerin hergestellt. Sie kann bis zu sechs Wochen nach der Entlassung Anleitungen vornehmen.
„Oftmals reicht es schon aus, den Angehörigen eine Bestätigung zu geben, dass er die Arbeit gut macht. „Die Beratung gibt ihnen zusätzliche Sicherheit“, fügte Claudia Beckmann hinzu. Das Projekt ist zunächst auf zwei Jahre begrenzt, kann aber jederzeit verlängert werden. Verwaltungsleiter Jürgen Gerhorst: „Wir haben hier im Krankenhaus viel Fachkompetenz und müssen jetzt mal die Entwicklung abwarten. Dann werden wir schauen, inwieweit wir die ganze Sache auch personell noch ausbauen.“ Denn zurzeit besucht Andrea Zweering die Patienten zuhause alleine.
Autor:Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein |
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