Eine schottische Hochzeit in Edinburgh- auf high heels

im Schlosshof
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Kürzlich waren wir zur Hochzeit von der besten Freundin unserer Tochter nach Edinburgh eingeladen zu einer typisch schottischen Hochzeit.
Es war von jeher der Traum der Braut, dort oben im SChloss in der 1000 Jahre alten St.Margaret's Chapel zu heiraten. Da passen gerade mal 18 Leute rein, rechts 10 und links 8. Das bedeutet, dass die meisten Hochzeitsgäste draußen im scharfen Wind ausharren mussten. Wir nicht, wir durften mit rein, weil wir ja ihre "German parents" sind.
Es war ein einmaliges Erlebnis. Allein der Anblick der Herren im Kilt und vollem Ornat. Das hat schon was. Ein Dudelsackspieler geleitete uns.
Gefeiert wurde später in einem uralten Gewölbe in den Katakomben unterhalb der Stadt. Mit schottischer Musik und schottischen Volkstänzen. Mit nichts hier bei uns zu vergleichen. Eine völlig andere Kultur. Ich kann es gar nicht beschreiben. Und ich hätte es unendlich genossen, wenn...

wenn ich nicht in der Nacht vor unserem Flug eine Vision gehabt hätte: ich sah mich im Kleid mit high heels zur Hochzeit schreiten. Also habe ich morgens noch ein paar äußerst elegante, echt hochhackige Pumps gekauft, das ursprünglich geplante Hosen-Outfit ad acta gelegt und ein Kleid eingepackt...

Was soll ich sagen: zurzeit wird ganz Edinburgh straßenmäßig erneuert. Unser Taxi, das uns zum Schloss hoch bringen sollte, lud uns schon mindestens einen halben Kilometer vorher aus. Und der Weg zum Schloss hoch ist mindestens so steil und steinig wie der Weg in den Himmel. Oder gefühlsmäßig eher in die Hölle, jedenfalls, wenn man mit arthrösen Füßen auf high heels bergan staksen muss. Hätte ich das auch nur ansatzweise vorher geahnt, ich hätte glatt meine alten Treter angezogen.

So aber eierte ich an den Arm meines Mannes geklammert inmitten von hunderten Japanern und andere Touris mit Kameras im Anschlag mit schmerzverzerrtem Gesicht Richtung Schloss. Um uns herum klickten die Digis und fingen begeistert die neuen, unerwarteten Motive ein, die wir ihnen in unserem Hochzeits-Outfit lieferten.
Ich wusste schon bald vor Schmerzen nicht mehr, warum ich auf dem Weg zur Kapelle unbedingt über Canossa gehen musste.
Niemand wollte mich tragen, und ich fühlte mich wie Aschenputtels Schwester in den falschen Schuhen. Als wir endlich oben im Schloss ankamen und ich erleichtert aufatmen wollte, entdeckte ich zu meinem Entsetzen, dass die kleine Kapelle noch etliche Kopfsteinpflaster- Serpentinen höher lag und meine Qual noch längst nicht beendet war.
Und noch immer wollte mich niemand tragen...

Zurück dieselbe Tortur. Nur noch heftiger w/ bergab.
Als wir dann endlich vor Hunger und Durst ganz schwach, von meinen Schmerzen ganz zu schweigen, in dem Lokal ankamen, begann nach einem Glas Champagner (ich hatte 2!) die Sightseeing Tour in den unterirdischen Gewölben unter der Stadt. Der Führer warnte die Pumps-Damen vor dem unebenen Lehmboden. Das war mein Stichwort. Ich die Schuhe aus. Auf Strümpfen (einer unkaputtbaren Stützstrumpfhose aus dem Nachlass meiner Mutter) tapperte ich glückselig durch die eisigen Gruften.

Auch später habe ich meine hübschen Schuhe nicht mehr angezogen und bin auf Strümpfen nachts zurück ins Hotel.

Denn es wollte mich ja keiner tragen...

Autor:

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein

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