Die heile Welt im Vorgarten von Theo van Lier aus Elten

Hier ist die Welt noch in Ordnung. Die Heide blüht um das Franziskanerkloster, und vom Aussichtsturm hat man einen schönen Blick über die Papierfabrik und die alte Molkerei auf den Bahnhof mit seiner geöffneten Schranke. Der Blick schweift auf das große Schloss mit seinen schönen Türmen, auf das Lehrerseminar und das graue Krankenhaus. Heile Welt im Vorgarten von Theo van Lier. So schön war und ist Elten.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht mindestens ein Passant am schmucken Vorgarten in der Sandstraße in Elten stehen bleibt. Hier hat Theo van Lier in den letzten drei bis vier Jahren all das nachgebaut, woran sich nur noch die Ältesten aus dem Ort erinnern können. "Auf dem Aussichtsturm bin ich selbst noch gewesen", erzählt uns der stolze Erbauer der Eltener Geschichte. Das alte Kloster war sein Premierenstück, das er aus Naturstein geschlagen hat, gefolgt vom ehemaligen Krankenhaus.
Doch dann fing der gelernte Maurer an, seine Bauwerke zu formen. Das handwerkliche Geschick und der Umgang mit den nötigen Materialien waren dem Rentner noch aus seiner Berufszeit als Maurer bestens bekannt. Und das nötige Fingerspitzengefühl war ebenfalls nicht abhanden gekommen. Und so setzte sich Theo van Lier dann nach einer umfangreichen Recherche, die er zu jedem seiner Objekte im Vorfeld ausführt, an den Tisch und skizzierte das zu schaffende Werk. Später zog er sich dann in seine Werkstatt im Garten zurück, wo er in aller Ruhe dem Gebäude den letzten Schliff gab.
Die Liebe zum Detail ist in all seinen Werken erkennbar. Er versucht die Gebäude so naturgetreu nachzubauen, wie sie einst im Ort gestanden haben. Doch so langsam aber sicher scheint ihm der Platz in dem kleinen Vorgarten auszugehen. Denn mit dem Schloss Grondstein hat ein weiteres Objekt den Weg in den Vorgarten gefunden. "Die Idee dazu hatte ich schon länger, angefangen habe ich damit im Februar", so van Lier. "Ich kenne den Ort ganz genau", erzählt er, "1961 haben wir dort die alten Stallungen abgebaut und neue hingebaut. Heute wird der Hof aber nicht mehr bewirtschaftet, er ist jedoch noch bewohnt." Theo van Lier kennt sich aus in seinem Ort.
Über das Schloss hat er viele Informationen in zahlreichen Büchern gefunden, eine Zeichnung, die als Grundlage für sein Werk stammte, entnahm er dem Buch von Jan de Beijer. Das Gut Grondstein war einst ein Lehnsgut der Abtei Elten. Im 14. Jahrhundert ging es in das Eigentum des Herzogs von Kleve über. Um das Jahr 1378 erbaute Wilhelm von Loel, der Pächter des Gutes, ein stattliches Schloss. Es bestand aus einem spätgotischen Wohntrakt mit anschließendem Wehrturm, der durch Mauern mit den schweren runden Türmen an der anderen Seite der Burg verbunden war.
"Ich habe erst einmal eine komplette Holzschalung hergestellt, die einzelnen Gebäude geformt und in Beton gegossen. Das Schloss fand seinen Platz auf einer 50 mal 70 Zentimeter großen Betonplatte. Nachdem alles ausgetrocknet war, legte Theo van Lier Fenster und Türen auf, die er zuvor mit kleinen Holzplättchen aufgenagelt hatte. Die Windfahnen fertigte er aus Kupfer, der Schiefer auf dem Dach wurde mit schwarzer Farbe aufgemalt. Wie zu jedem seiner Häuser fertigte van Lier ein kleines Schildchen mit dem Namen und den wichtigsten Daten. Ist damit dann jetzt sein Tatendrang beendet? "Es ist schwer noch eine Genehmigung zu bekommen", lachte van Lier mit Hinblick auf das Veto seiner Frau. "Langeweile habe ich keine und ich habe da noch das alte Pastorat im Hinterkopf. Man muss es eigentlich nur machen." Und ein kleines Plätzchen im Vorgarten wäre noch vorhanden. Wenn das seine Ehefrau Louise wüsste.... Auch den ehemaligen Bahnhof in Elten hat Theo van Lier naturgetreu nachgebaut. Fotos: Jörg Terbrüggen