Der letzte Hebben-König
Ein klein wenig Wehmut schwang schon mit an diesem lauen Sommerabend bei der Schützengesellschaft Borussia. Ein letztes Mal saßen die Schützen in ihren Uniformen mit Frauen und Freunden im Garten der Gaststätte Hebben und feierten. Nach 30 Jahren hieß es Abschied nehmen. "Da geht ein Stück Nachkriegsgeschichte", so Direktor Bert Griksch.
35 Jahre hatte man bei Slütter den König ausgeschossen, nun wurde bei Hebben der 30. König gekürt. Wohin die Reise geht ist offen. Es gibt drei mögliche Optionen: die Societät, das Schützenhaus Kapaunenberg und das PAN. "Wir sind in guten Gesprächen mit der Societät und dem Schützenhaus. Möglicherweise feiern wir mal da und mal da und befragen anschließend die Mitglieder. Wir fühlen uns jetzt aber nicht unter Druck gesetzt", so Griksch.
Das fühlten sich auch die beiden Königsbewerber nicht. Der eine, 33 Jahre jung, seit zwölf Jahren im Vorstand und seit zehn Jahren Schießmeister und Vogelbauer, der andere 60 Jahre alt, Unternehmensberater und Vorsitzender der PAN-Stiftung. Gemeint waren Jörn Schmitt und Karl Janssen. "Ich diskutiere seit 30 Jahren mit meiner Frau über den Königsschuss. Das soll heute jetzt ein Ende haben", so Janssen. Sein Vater hatte es ihm vor 60 Jahren vorgemacht, war selbst König der Borussia.
Sollte sich Geschichte wiederholen? Janssen tätigte den ersten Schuss, für Schmitt übernahm das sein Patenkind Leon. Schnell war klar, hier wollten beide den Vogel runter holen. Für Jörn Schmitt etwas ganz besonderes, denn es war der 50 von ihm gezimmerte Vogel, und sein letzter. Ein Vorteil? Lange mussten die umstehen Besucher dann auch nicht warten, bis das Federvieh seinen Widerstand aufgab. Mit dem 39. Schuss holte Karl Janssen die Überreste von der Stange.
Während er vor Glück strahlte, brachen bei seinem Mitstreiter Jörn Schmitt alle Dämme. Er weinte hemmungslos. Janssen nahm ihn sofort in den Arm und drückte ihn. "Ich hätte es dir auch gegönnt", sagte er. Dann nahm er seine Frau Irene in den Arm, drückte Tochter Anna. "Das ist nach der Geburt unserer Tochter und der Hochzeit der glücklichste Moment in meinem Leben. Ich war schon als kleines Kind immer im Schießstand und musste die Patronen aufheben. Für mich ist Heimat die Borussia." Der neue König nahm den unterlegenen Mitstreiter in den Arm. Beim Preisschießen sicherte sich Jan Kerski von den Weseler Bürgerschützen die Krone.
Der Kopf ging an Stefan Terhorst, der rechte Flügel an Jörn Schmitt, die linke Schwinge an Yannic Sommer.
Den Reichsapfel nahm Tim Blümlein mit nach Hause, das Zepter sicherte sich Sigmar Peters.
Geehrt wurden Jan Janssen, Wolfgang May und Herbert Seewald für 50-jährige Mitgliedschaft, seit 25 Jahren ist Thomas Meenen bei der Borussia. Daten, Fakten
Autor:Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein |
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