Der Herr der Töpfe und Pfannen

Volker Kullmann zeigt stolz seinen Messerkoffer und den Gewürzkoffer. Foto: Jörg Terbrüggen
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Rees. Er hat schon für Vicky Leandros, Helmut Schmidt, Roy Black und viele andere Persönlichkeiten den Kochlöffel geschwungen. Für ihn ist Koch kein Beruf, für Volker Kullmann ist es eine Berufung.

Er war gerade einmal 14 Lenze jung, als sich Volker Kullmann mit der Straßenbahn auf den Weg zum Essener Hof, dem ersten Haus am Platze machte. Der gebürtige Essener Jung wollte Koch werden. Mit nichts außer dieser Idee im Kopf stand er schließlich in dem riesigen Haus an der Rezeption und sagte: „Mein Name ist Volker Kullmann und ich möchte mich bewerben als Koch.“
Kullmann erinnert sich als wäre es erst gestern gewesen und seine Augen begannen zu funkeln. „Der Direktor kam rein und hat mich fast mit seiner Ausstrahlung erschlagen. Er hat zu mir gesagt, Du willst Koch werden, weißt Du überhaupt wie schwer das ist.“ Nach einem kurzen Gespräch stand die Entscheidung fest: „Am 1. April 1961 konnte ich anfangen.“ Die nötigen sechs Kochgarnituren und das obligatorische Messerset (davon existieren heute noch zwei, drei Messer) spendierte dem Jungen seine Patentante. Zeit für ein ruhiges Einarbeiten gab es hier allerdings nicht. So feierte das Unternehmen Krupp in diesem Jahr das 150-jährige Firmenjubiläum und in der Villa Hügel fand ein Empfang mit 2.500 Gästen statt, unter ihnen auch der damalige Bundespräsident Theodor Heuss.
Mit 54 Mann in der Küche kümmerte sich Volker Kullmann um die Zubereitung von kleinen Kanapees. Bis zum Ende seiner Lehre blieb er in Essen und machte sich dann auf den Weg durch die Lande, war im Schwarzwald, in Interlaken in der Schweiz, im französischen Nancy und im Grandhotel in Stockholm, bis er im „Panorama“ in Hamburg landete, „dem ersten Restaurant, wo am Tisch gekocht wurde.“ Hier kredenzte er für Vicky Leandros und Helmut Schmidt Mahlzeiten.
Von 1973 bis 1975 war Volker Kullmann Küchenchef im Saalbau und in der Festlandhalle. Im Rahmen der Ruhrfestspiele traf er so manchen Schauspieler, für die er auch schon mal außerhalb der Karte kochte. 1975 wechselte er zum Barbarossa-Hotel, wo er fünf Jahre lang als Küchenchef tätig war. Hier lernte Kullmann auch seine Frau Annelie kennen, die 1980 Tochter Bianca zur Welt brachte.
In Rees fand der ewig Reisende dann 1980 seinen Ruhepunkt, obwohl er damals nach 14 Tagen schon wieder ausreißen wollte. Am 1. November wurde das Sport- und Freizeitcenter eröffnet, in dem er bis 1984 als Küchenchef wirbelte, ehe er den Komplex pachtete. Im Dezember 1990 löste er den Pachtvertrag auf. Doch getreu dem Motto „Niemals geht man so ganz“ und nach fünf weiteren Pächtern, einem Brand (1993) und dem Wiederaufbau stieg Volker Kullmann am 1. Oktober 1996 wieder ein.

Das Sport- und Freizeitcenter hatte ihn wieder. Die Lust am Kochen, der Geruch in der Küche, das brutzeln in der Pfanne und das köcheln in den Töpfen - wer ein solcher Koch aus Leidenschaft ist, wie Volker Kullmann, der kann einfach nicht ohne. „Für mich ist Koch kein Beruf, für mich ist das eine Berufung.“ Noch heute macht er jede Soße und Suppe selbst, würzt sie zum Teil mit Kräutern aus seinem eigenen kleinen Kräutergarten. „Das ist doch viel schöner, denn so kann ich meine eigene Note reinbringen und habe keine Einheitssoße, die immer gleich schmeckt.“
Doch wie hat sich der Beruf im Laufe der Jahre verändert? „Früher war alles viel schwerer, denn du hattest nicht die technischen Geräte von heute. In der Lehre habe ich noch auf einem Kohleofen gekocht. Du musstest viel mit Gefühl arbeiten, Fleisch und Fisch selbst ausnehmen und bearbeiten.“ Heute gibt es Konvektomaten in der Küche, die zwei Köche ersetzen. „Das hat die Küche revolutioniert.“ Und was muss ein Koch heutzutage mitbringen? „Er muss vor allem Idealismus mitbringen, er muss ein Gespür haben, mit Fleisch und Gewürzen umzugehen und er muss kreativ sein. Wichtig ist, dass der Teller ansprechend dekoriert ist und das Essen schmeckt.“
Zuhause kocht Volker Kullmann übrigens gar nicht. „Das macht meine Frau und die kocht sehr gut“. Sein Leibgericht: Königsberger Klopse. Und wie lange will er noch die Kochschürze umlegen? „Wenn der liebe Gott es so will, dann ist in fünf Jahren Schluss.“ Dann ist Volker Kullmann 70.

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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