Das war Nostalgie pur
Oldtimer-Wohnwagen an der Emmericher Rheinpromenade
Im Rahmen der Automobilausstellung trafen sich die Mitglieder der „Deutsch-Niederländischen Oldtimer Caravan-Freunde“ erstmalig an der Emmericher Rheinpromenade. 18 Oldtimer-Wohnwagen, gezogen von meist historischen Autos, konnten bei Bilderbuchwetter von den vielen Besuchern besichtigt werden.
Rund die Hälfte der Aussteller waren wie Kees de Haan aus den Niederlanden angereist. Er kam mit seinem 50 Jahre alten, schwedischen SMV 12 aus dem 90 Kilometer entfernten Hattem, in der Nähe von Zwolle, in die Rheinstadt.
Raymond Küster aus Rheinland-Pfalz stellte mit dem Dethelffs Isny Allgäu aus dem Jahr 1955 den ältesten Wohnwagen aus. Der Wagen hat eine Länge von 3,55 Metern, die Höhe während der Fahrt beträgt 1,82 Meter. Aufgebaut und mit ausgefahrenem Dach kommt man dann auf 2,35 Meter. Im Innenraum lässt sich ein Waschbecken in einer Schublade herausziehen. Vor 63 Jahren mussten rund 4.000 Euro für den Wohnwagen bezahlt werden – zum Vergleich: ein VW Käfer kostete damals rund 1.900 Euro.
Der Piccolo von Elektro-Stahlbau Putzbrunn war der kleinste Wohnwagen an der Emmericher Promenade. Mit gerade 2,49 Meter Länge und 1,38 Meter Höhe ist der Wagen motorrollertauglich. Das Modell mit der Herstellernummer 1 kann ohne Oberteil sogar als Boot verwendet werden. Als „Zugmaschine“ verwendeten die Eigentümer Luise und Hermann Gerhardt eine 60 Jahre alte BMW Isetta 300.
In der DDR wurden nicht nur Trabbis gebaut, sondern auch Wohnwagen. Die Firma Würdig in Bad Düben baute 50 Jahre das Dübener Ei mit 3,85 Meter Länge. Der Wagen von Daniel Werner aus Düsseldorf wurde 1989 gebaut. Der Düsseldorfer hat das Fahrzeug seit 2002 und ist von der Qualität überzeugt: „Der Anhänger ist solide gebaut und leicht, nur 400 kg schwer“. Gezogen wird das Dübener Ei stilgerecht von einem 1965er Trabant 600 vom Sachsenring VEB.
Die meisten Wohnwagen und -mobile durften nicht betreten werden. Ein Caravan-Fan aus Bremen hatte daher sein Auto und den Wohnwagen mit mehreren Schildern verziert: „Nur gucken, nicht anfassen“.
Klaus und Claudia Kammann aus Moers hingegen luden viele Besucher in ihr Grenzland Ibiza II von 1978 ein. Die Besonderheiten der seltenen Grenzland-Wohnmobile waren Echtholzausbau, verspiegelte Duschbäder und zwei große Betten.
Das Fahrzeug erinnerte an eine englische Bibliothek und wurde mit viele Einbauten nachgerüstet: elektrischer Kaminofen, Backofen, Teeautomat aus der 50er Jahren, Toaster aus den 60er Jahren, Orientteppiche, zeitgenössische Lampen und weitere Accessoires wie Spiegel, Bilder und Bücherregale.
Bis Ende 2016 haben die Eheleute Kamman den Grenzland Ibiza II noch für ihre Urlaube genutzt. Vor 40 Jahren musste man rund 55.000 € für das außergewöhnliche Fahrzeug zahlen.
Auch die älteren Zugfahrzeuge wurden oft bewundert. Die Emmericherin Claudia Becker hatte sich direkt in den Buick Super 56L Cabriolet von 1947 verliebt. Aber selber möchte sie keinen Oldtimer fahren: „Den kriegst du ja nirgendwo repariert und eine Klimaanlage hat der auch nicht.“ Dabei wies Becker auf das Schild hin: „Noch zu 98 % aus Originalteilen“.
Viele stolze Eigentümer hatten zur Information einen kleinen Steckbrief an ihre Fahrzeuge geheftet. Oft hatten sie es sich in Liege- oder Campingstühlen vor ihren Fahrzeugen bequem gemacht und standen gerne für Fragen zur Verfügung.
Einige Oldtimerbesitzer versuchten augenscheinlich in Emmerich überflüssigen Ballast loszuwerden. Allerlei ausrangierter Kram wurde an den Wohnwagen und Wohnmobilen zum Trödel angeboten.
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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