Dankeschön im Nacken eintätowiert
Ein klein wenig verrückt ist er ja schon, der Elmar Geulen. Zahlreiche Weltrekorde hat er aufgestellt, doch nun saß er auf seinem Bett im Willibrord-Spital und hielt das kleinen Schraubengerüst in der Hand, was ihm Dr. Martin Theis vor ein paar Monaten samt Platte eingesetzt und jetzt wieder entfernt hatte. „Mr. Hayabusa“, wie ihn alle in der Motorrad-Szene kennen, dreht jetzt wieder auf.
Als ich vor ein paar Tagen einen Anruf von Elmar Geulen erhielt, war ich etwas skeptisch. „Sie kennen mich bestimmt, googeln sie mal meinen Namen und sie werden zahlreiche Einträge finden.“ Und tatsächlich, ich hatte doch schon einmal etwas von diesem waghalsigen Motorradfahrer im Fernsehen gesehen. Und der liegt hier in Emmerich? „Wenn Sie Interesse haben können wir uns nach meiner Operation gerne unterhalten“, so sein Angebot.
Jetzt war ich neugierig geworden auf diesen Menschen, der auf zwei Reifen mit Vollgas über die Pisten jagte. Station 3 C. Hier war ich richtig. Als ich die Türe öffnete, erwartete mich „Mr. Hayabusa“ im Stuhl sitzend, vor ihm ein Tablett PC samt Autogrammkarten. Hinten am Kopf trug er einen kleinen Verband, der die riesige Narbe ein klein wenig verdeckte. Direkt daneben hatte sich Elmar Geulen folgendes eintätowieren lassen: Thanxs Dr. Martin Theis. Der wiederum war mir durchaus als Wirbelsäulen-Spezialist des Willibrord-Spitals bekannt. „Der Arzt meines Vertrauens“, so Geulen.
Harter Knochen mit weicher Schale
Einen Einblick in das Leben und Wirken von Dr. Hayabusa, was übersetzt der Wanderfalke heißt, bekam ich durch einen vielseitigen Artikel im Penthouse. „Die habe ich mir hier am Emmericher Bahnhof gekauft“, schmunzelte der Mann mit dem kleinen Ziegenbärtchen. 56 Jahre hat er schon auf den Schultern, doch der Geruch von quietschenden Reifen und das Adrenalin, welches im Geschwindigkeitsrausch durch seinen Körper schießt, lässt ihn nicht ruhen.
Er erzählt mir von seinen Erfolgen, von den Weltrekorden, „die kein Mensch braucht.“ Ein echt harter Knochen, aber mit einer durchaus weichen Schale, die später im Interview zum Vorschein kommen sollte. Alles hat er dokumentiert, dutzende von Ordner befinden sich auf seinem Tablet-PC. 2010 sei er das erste Mal mit Dr. Theis zusammen gekommen. „Ein Freund hatte mir die Klinik hier empfohlen. Ich hatte fürchterliche Schmerzen und Lähmungserscheinungen. Nach der OP war alles weg, dank Dr. Martin Theis.“
Es ist schon bemerkenswert. Da sitzt ein knallharter Mann auf dem Krankenbett, der in seinen Rennen keine Freunde kennt, der auch ein waghalsiges Überholmanöver nicht scheut. Und der blickt hoch zu einem Mann, der seine Knochen wieder so hingekriegt hat, dass er weiter Gas geben kann. „Dieser Mann ist einfach unglaublich. Es ist toll was er leistet und wie er mit seinen Patienten umgeht. Das ich jetzt noch lebe habe ich ihm zu verdanken.“ Dabei schießen diesem harten Kerl doch tatsächlich ein paar Tränen in die Augen.
Es war in diesem Jahr in Bremerhaven, als Geulen wieder einmal als Privatfahrer auf seiner Maschine unterwegs war. Er befand sich in einem Zweikampf mit einem anderen Fahrer, merkte, dass es in der nächsten Kurve eng werden könnte. „Ich griff zur Bremse, erwischte sie aber nicht. Ich rutschte ab und musste erneut nach dem Bremshebel packen.“ Alles passierte in Bruchteilen von Sekunden, die ihm wie eine Zeitlupe bis jetzt in Erinnerung ist.
Er stürzt über den Lenker mit dem Sturzhelm auf den Asphalt. Diese Sekunden haben sich tief in sein Unterbewusstsein gemeißelt. „Das werde ich niemals vergessen.“ Die Folge: ein dreifacher Genickbruch. Der alte Haudegen fuhr damit noch die 450 Kilometer nach Hause, rief Dr. Martin Theis auf dem Handy an, der ihn nach Durchsicht der Röntgenbilder sofort nach Emmerich holte. „Montags wurde ich operiert und freitags war ich mit all den Schrauben wieder zuhause.“
Sein Freund: Dr. Martin Theis
Ihm fehlen fast die Worte, wenn er über „meinen Freund“ redet. Daher auch die Tätowierung an seinem Hinterkopf. So drückt eben „Mr. Hayabusa“ seinen Dank aus. Und dieser bleibt für immer auf seinem Hinterkopf verewigt. Jetzt aber muss sich Elmar Geulen ganz schnell wieder erholen, denn er hat noch Großes vor. „Ich möchte gerne in Bonville in den USA einen neuen Weltrekord fahren. Das kostet aber so viel Geld, dass ich mich in der Fernseh-Show „Millionärswahl“ angemeldet habe. Ich bin jetzt unter den letzten 49 Teilnehmern. Jetzt gibt es noch sieben Shows, aus denen jeweils der Sieger ins Finale kommt. Ich muss da irgendetwas schnelles machen.“
Mit schnell meinte er natürlich: Geschwindigkeit. Mit seinem Motorrad versteht sich. Dabei bekommt er wieder ein Funkeln in den Augen. „Never give up“ - gebe niemals auf - lautet seine Devise. „Ich muss jetzt jede Minute nutzen.“ Er ist eben doch ein klein wenig verrückt. Und ich werde sicherlich bald wieder etwas von ihm hören. Da bin ich mir ganz sicher.
Autor:Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein |
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