Nette Nachbarn

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Der Grenzübergang Litauen-Polen empfängt uns zunächst mit dem Charme verlassener russischer Bastionen. An der kleinen Wechselstube spricht man nur russisch, aber wir können unsere Lats und Litas in Zlotys umtauschen. Dann, nach ein paar Kilometern erhöht sich spontan die Frequenz unseres Motorradfahrerherzens.
Krumme Strassen
Die Straßen fordern jetzt die Federwege unserer Maschinen und wir jubeln über Sonne, hügelige Landschaften, Natur, Störche und: Kurven, Kurven, Kurven! Wer hätte das gedacht, es klappt doch noch mit den Schräglagen. Dafür wird die Verständigung schwieriger. Konnten wir uns selbst in den entlegensten Gegenden des Baltikum mit ein paar Brocken Englisch durchschlagen, trifft man hier nur auf polnisch oder russisch. Tja, da sind wir mit unserem Latein sprichwörtlich am Ende. Unser kleiner Sprachführer bringt uns das Nötigste bei. Die Region der Masuren ist ein wahres Naturparadies, vor allem für Motorradfahrer, wenn man die Hauptstraße - eine LKW-Transitstrecke - meidet.
Neue Strassen
Ebenfalls sollten Motorradfahrer unbedingt die größeren Städte weiträumig umfahren. Durch kilometerlange Staus und Abgase geht es hier nur quälend langsam voran, eingebremst durch unzählige Ampeln und noch mehr Baustellen. Die Aufholjagd an westliche Standards ist am Bauboom deutlich zu erkennen. Straßen, Brücken, Verbindungen entstehen so rasant, dass sogar die Kartenaktualisierung unseres Navis überfordert ist.
Auf den Nebenstraßen dagegen ist man alleine mit sich und den Störchen. Allzu zügig wird die Fahrt dennoch nicht, denn die Straßen sind holprig und die Ideallinie oft verschmutzt. Wir cruisen also genüsslich durch die Gegend. Das Fahrvergnügen wird noch getoppt durch angenehme Stopps auf sehr schön angelegten Rastplätzen mit einer guten und sehr preiswerten Küche. Motorradfahrerherz – was willst du mehr?
Alle Wetter!
Am nächsten Tag macht uns das Wetter dann einen Strich durch unsere Reisepläne. Es regnet in Strömen, dann kommt noch ein kräftiger Wind auf, die Sicht wird miserabel und die Fahrt auf den Nebenstrecken zu gefährlich. Wir entschliessen uns zu einem Richtungswechsel an die Ostseeküste – wie gefühlte Hunderttausende weitere Verkehrsteilnehmer auch. Nach knapp fünfstündiger Fahrt durch dichten Regen und Verkehr und trotz (neuer!) Regenkombi völlig durchnässt und durchgefroren finden wir ein gutes Hotel. Hier spricht man fließend englisch und verwöhnt uns mit Komfort und gutem Essen.
Wieder Ostsee
Am nächsten Tag testen wir eine neue Methode der Gepäckreduzierung aus: wir lassen einfach eine Tasche im Hotel und bemerken dies ungefähr 450 Kilometer später. Hier, im Ostseebad Kolberg spricht man Deutsch und regelt das Missgeschick. Nun ja, da müssen wir wohl einen Waschtag einlegen, noch ein guter Grund für einen Ruhetag am schönen weißen Ostseestrand. Badesachen befinden sich natürlich in der besagten Tasche! Dennoch wir genießen wir einen Tag ohne Motorradhandschuhe & Co. in einem der typischen Strandkörbe.
Insgesamt hat uns Polen durch seine Gastfreundschaft, die wunderschöne Natur und tolle Motorradstrecken sehr beeindruckt und wir wissen nun: Polen ist eine zweite Reise wert!

Autor:

Birgit und Ignatz Haan aus Emmerich am Rhein

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