My Home is my castle...
Nach zwei Wochen, die wir mit unseren 600-ern kreuz und quer und einmal rund um Schottland gefahren sind, rangiert dieses Land auf der Liste der von uns bereisten Länder ganz weit oben. Für uns Biker bietet es einfach alles: Super, gut ausgebaute Straßen mit schnellen Kurven und klasse Grip, dann kleine bis ganz kleine Single Track Roads, die unglaublich viel Spaß machen bei einem hohen Maß an Konzentration, weil man nie weiß, wer oder was um die nächste Ecke gebogen kommt. Trotzdem bleibt noch genügend Zeit, die oft ganz ursprüngliche Landschaft ohne Touristenrummel zu genießen. Manche Trails sind die reinste Achterbahn, nur ganz selten geht es gerade aus und dann immer noch wellenförmig auf und ab. Überhaupt ist Schottland überall gebirgig oder zumindest hügelig, einfach nie flach, was uns Niederrheinern besonders viel Fahrspass bringt.
Freie Fahrt
Beeindruckt hat uns das Fahrverhalten der Schotten, sei es auf vier und noch mehr Rädern. Man ist immer entspannt und höflich. Es gibt kein Drängeln oder Geschimpfe. Im Gegenteil wurde in den Passing Places meist gewartet oder man machte uns schnell Platz! Wir hatten fast immer freie Fahrt. Von den einheimischen Motorradfahrern haben wir in den Highlands niemanden, im Süden einen - auch auf Transalp - getroffen. Der Blick auf unser Nummerschild ließ ihn - wie andere übrigens auch - vor allem von der "deutschen Autobahn" ohne Tempolimit schwärmen, und das mit 50 PS! Wir dagegen freuten uns über die wenigen Geschwindigkeitsbeschränkungen auf den schottischen Landstraßen, vor allem nachdem wir uns endlich auf die Angaben in Meilen und mph eingestellt hatten. Polizei ist präsent, auch auf zwei Rädern, haben uns aber nie kontrolliert. Parken wird für Motorräder auch leicht ermöglicht, oft gibt es extra Parkplätze mit kurzen Wegen. Auch anderswo haben uns die Schotten mit ihrem respektvollen und zurückhaltenden, dabei sehr freundlichen, humorvollen und fröhlichen Umgang nachhaltig beeindruckt., z.B. bei einem Aufenthalt in einem Pub. Hier lief übrigens trotz Fußball-WM auf den obligatorischen Riesenbildschirmen bevorzugt Motorradsport, was den Aufenthalt für uns noch beliebter machte!
Karos und Kilt
Neben den landschaftlichen Leckerbissen im Norden wie im Süden und an den Küsten bietet Schottland auch viel Kultur und Geschichte. Die Schotten sind traditionsbewußt und stolz auf ihre Vergangenheit. Diese wird dem Besucher verständlich und eindrucksvoll nahegebracht, beispielsweise auf den Schlachtfeldern von Culloden. Auch die zahlreichen Burgen und Schlösser werden in Ehren gehalten und können oft ohne Führung besichtigt werden. Bis auf wenige Ausnahmen in den großen Städten ist es auch hier nie überlaufen. Das Übernachten ist nie ein Problem gewesen. Und was für uns Biker ja besonders wichtig ist: erstmal ein Kaffee, den es hier überall gibt. Wir haben meist in Hotels übernachtet, die oft kaum teurer als private B&Bs waren, aber mehr Komfort boten. Die Einrichtung ist liebevoll, meist kariert, manchmal kitschig, aber immer gemütlich. Man sieht, wir haben unser Herz an Schottland verloren und können sogar über die kulinarischen Zumutungen hinwegsehen. Trotzdem freuen wir uns dem Motto dieses Beitrag folgend wie nach jeder Toúr auf unser heimisches "Castle". In einigen Tagen werden wir wieder auf der rechten Straßenseite fahren und es gelten wieder KM und Euro. Vorher jedoch bekommt die Fährüberfahrt eine zweite Chance, in die Highlights unserer Reise aufgenommen zu werden!
Autor:Birgit und Ignatz Haan aus Emmerich am Rhein |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.