Alter Schwede!
So könnte man sagen, wenn man die skandinavischen Entfernungen auf einem Motorrad realisiert hat. Nach der MotoGP in Assen und einem Übernachtungsstop an der dänischen Landesgrenze machen wir uns auf Richtung Schweden. Die Schönheit Dänemarks bleibt uns zunächst unter einer dichten Wolkendecke verborgen. Langeweile kommt unter der Regenkombi dennoch nicht auf, liegt doch die Überquerung des Storebaelt auf unserer Route, dem großen Bruder der Emmericher Rheinbrücke. Bei dem Wind heute braucht es schon eines festen Griffs am Lenker, um die Motorräder in der Spur zuhalten.
Öresund: Gut gegen Höhenangst
Die ultimative Prüfung für Brückenphobiker wie Ignatz stellt jedoch die Öresundbrücke nach Schweden dar. Nach einem zig Kilometer langen Tunnel werden wir mit phantastischen Ausblicken über den Öresund belohnt. Trotzdem: Wind und Wetter machen aus der Fahrt einen Kraftakt. Danach ist erst mal eine Pause angesagt. Mensch und Maschine müssen auftanken. Zum Glück kann man hier überall mit Kreditkarte zahlen, denn noch haben wir keine schwedischen Kronen. Aber warum werden wir mit kritischen Blicken beäugt? Ein kleines Schild klärt uns auf: Helme tragen ist in der Tankstelle verboten! Ach so! Mit gefülltem Spritfass sind wir gut gerüstet für die nächsten Kilometer. Zahlreiche Schilder warnen uns vor kreuzenden Wildschweinen und Elchen. Ob die nur zur Belebung des Tourismus aufgestellt wurden...?
Auf den Spuren von Astrid Lindgren
Zunächst lassen wir es auf der Weiterreise durchs beschauliche Smaland entspannt angehen. Überall begegnen uns die Landschaften und Spuren aus den bekannten Werken von Astrid Lindgren. Michel müsste doch unser Alter erreicht haben? Ob er es auch liebt, mit einem Motorrad durch Lönneberga zu düsen? Man sollte es annehmen, befinden wir uns doch im Motorradfahrer-Paradies Südschweden: Keine Ampeln, kaum Schilder und weit und breit kein Mensch.
Offroad- Spaß
Dennoch begegnen uns nur wenig Motorradreisende. Vielleicht werden Ausdauer und Sitzfleisch auf einer schmalen Motorradbank zu stark beansprucht? Oder stellt der Asphalt zu wenig Anforderungen an die Fahrkunst und hält sich der Fahrspaß auf manch langen Geraden zu sehr in Grenzen? Dagegen hilft nur eines: Blinker setzen und Abbiegen in die Büsche. Unsere Reiseenduros jedenfalls können abseits der geteerten Hauptstraße ihre Gelände-Gene voll ausleben. Endlich geht es auf einsamen Schotterwegen durch tiefe Wälder und über Stock und Stein – ein Erlebnis, das wir aus Deutschland schon fast nicht mehr kennen. Dann wieder genießen wir den Anblick und Geruch gelber Felder und erholen uns an einem der zahlreichen, unerwartet großen und dennoch idyllischen Seen.
Übernachtung in Hütten
Gute und bezahlbare Übernachtungsmöglichkeiten bieten kleine rote Holzhütten auf gut ausgestatteten Campingplätzen überall im Land. Wir legen einen Ruhetag ein. Es ist Waschtag: T-Shirts und Co. wurden in der vergangenen Woche unter- und übereinander getragen, um den fast winterlichen Temperaturen zu trotzen. Dank moderner Technik ist alles schnell erledigt, so dass uns noch genügend Zeit zum Relaxen bleibt.
Um nicht aus der Übung zu kommen und weil die Sonne uns anlacht, entscheiden wir uns trotz Ruhetag zu einer kleinen Offroad-Runde, um einheimisches Getier aufzuspüren. Also: Koffer runter und rein ins Grüne. Leider ist es beim Entdecken schwedischer Mücken geblieben.
Insgesamt ist Schweden vor allem eines: riesig. Um das Land richtig genießen zu können, sollte man sich viel Zeit nehmen. Wir jedoch reisen bald weiter.
Autor:Birgit und Ignatz Haan aus Emmerich am Rhein |
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