Schutz gegen Schaulustige

Hinter dem Sichtschutz können die Rettungskräfte in aller Ruhe ihre Arbeit versehen. Der Autofahrer sieht davon nichts mehr. Fotos: Jörg Terbrüggen
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Leider muss man in den Medien immer wieder davon lesen, dass sogenannte Gaffer die Arbeiten an einer Unfallstelle in dem Maße behindern, dass Einsatzfahrzeuge nicht rechtzeitig vor Ort sind. Nordrhein-Westfalen setzt daher seit geraumer Zeit auf mobile Sichtschutzwände gegen die so genannten "Gaffer" bei Unfällen auf Autobahnen. Ein Standort für die Sichtschutzwände ist auch die Autobahnmeisterei in Isselburg.

NRW hat die blickdichten Elemente als erstes Bundesland flächendeckend eingeführt. Die grünen Wände sollen helfen, Staus und Nachfolge-Unfälle zu vermeiden. Schaulustige oder Autofahrer, die sich reflexartig vom Geschehen auf der Gegenfahrbahn ablenken lassen, bekommen nichts mehr zu sehen. Rund 470.000 Euro aus Bundesmitteln hat Straßen.NRW in insgesamt zwölf Sichtschutzsysteme investiert.
Jedes der zwölf Systeme besteht aus einem Anhänger mit 40 einzelnen Stahlrahmen (aufgestellt jeweils 2,5 Meter lang und 2,1 Meter hoch), in denen jeweils eine grüne, blickdichte Folie verspannt ist. Vor Ort angekommen, können die Mitarbeiter der jeweiligen Autobahnmeisterei somit eine bis zu 100 Meter lange, undurchsichtige Wand errichten.
"Der Aufbau dauert ungefähr 20 Minuten", erklärte der Sprecher der Autobahn-Niederlassung Krefeld, Norbert Cleve. Zum Einsatz gekommen ist die mobile Schutzwand vom Isselburger Standort bisher fünf Mal. So auch letztes Jahr in Wesel. Hier gab es einen schweren LKW-Unfall mit einer komplizierten Bergung. "Es war erschreckend zu sehen, wie viele Autofahrer mit ihren Handys fotografierten", bemerkte der Betriebsdienstleiter der Autobahnmeisterei Isselburg, Jürgen Laakmann. "Als die Wand stand normalisierte sich der Verkehrsfluss sehr schnell, es gab ja nichts mehr zu sehen."
"Auch auf der Gegenfahrbahn normalisierte sich der Verkehr schnell wieder", so Laakmann. "Das Einzugsgebiet reicht bis Oberhausen und auf die andere Rheinseite Richtung A 57", so Norbert Cleve. Der Einsatzort sollte innerhalb einer Fahrstunde erreichbar sein. Isselburg ist der nordwestlichste Standort im Autobahnnetz Rheinland. "Ein Mitarbeiter steht bei uns immer in Bereitschaft, um mit dem gepackten Anhänger loszufahren. Zwei weitere sind dann ja schon meistens vor Ort", erläuterte Laakmann.
Ob und wann die zuständige Autobahnmeisterei von Straßen.NRW nach einem Unfall eine Sichtschutzwand aufbaut, entscheidet die Polizei am Ort des Geschehens. Ausschlaggebend ist dabei nicht nur die Frage, wie "spektakulär" - und somit potenziell ablenkend für andere Verkehrsteilnehmer - ein Unglück ist. Da es je nach Tageszeit und Unfallstelle bis zu 100 Minuten dauern kann, bis die Elemente vor Ort und aufgebaut sind, muss der Einsatzleiter zuvor abschätzen, wie lang Rettung und Räumung an der Unglücksstelle voraussichtlich laufen. Hinzu kommen äußere Umstände, so darf die Windstärke maximal Stufe fünf erreichen.
In den Niederlanden sind mobile Sichtschutzwände seit längerer Zeit ein gewohnter Anblick. Seinen Weg nach Deutschland fand das System durch den Wettbewerb "Gute Ideen gegen den Stau" bei Straßen.NRW. Ein Mitarbeiter des Landebetriebes schlug die grünen Wände vor.
Insgesamt 88 Mal waren die grünen Wände zwischen Mai 2015 und Mai 2017 auf den NRW-Autobahnen im Einsatz, um neugierige Blicke Schaulustiger auf die Unfallstelle zu verhindern. Mit positivem Effekt. Zudem werden die Sichtschutzwände von den Einsatzkräften vor Ort als Sicherheitsgewinn wahrgenommen: Abgeschirmt von Ablenkungen und Belästigungen ist ein ruhigeres und zügigeres Arbeiten möglich. Innerhalb von ein paar Minuten lassen sich die Sichtschutzelemente zu einer 100 Meter langen Wand aufbauen.

Hinter dem Sichtschutz können die Rettungskräfte in aller Ruhe ihre Arbeit versehen. Der Autofahrer sieht davon nichts mehr. Fotos: Jörg Terbrüggen
Die einzelnen Elemente lassen sich einfach miteinander verbinden.
Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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