Thema Pflege: Wir sprachen mit Altenpflegerin Britta Braun
"Man muss das Herz erobern"
Sie ist Späteinsteigerin und hat sich für einen Beruf entschieden, über den seit vielen Jahren immer wieder diskutiert wird. Britta Braun ist Altenpflegerin. Seit zwei Wochen arbeitet sie in der Einrichtung St. Augustinus in Emmerich. Die 57-Jährige entschied sich erst 2012 dazu, ihr berufliches Hauptaugenmerk auf die Pflege zu legen. Wir sprachen mit ihr über einen Beruf, der ihr sehr schnell ans Herz gewachsen ist.
Stadtanzeiger: Warum haben Sie sich beruflich für die Pflege entschieden?
Britta Braun: "Ich habe viele Jahre zuhause gepflegt und dabei kam so viel Dankbarkeit zurück. Meine Familie hat mich dann in meinem Wunsch gestärkt, und dann bin ich da durch. Man muss das Herz erobern, um die Pflege hinzubekommen. Die Tage sind so kurzweilig und der Beruf so vielseitig und interessant."
Stadtanzeiger: Was mögen Sie an diesem Beruf so besonders?
Britta Braun: "Alles, die Eigenverantwortung, die Menschen. Ich hächele eigentlich nach den ganzen Aufgaben."
Stadtanzeiger: Was missfällt Ihnen am Beruf?
Britta Braun: "Eigentlich gar nichts, außer wenn Kollegen keine Lust in der Pflege haben."
Stadtanzeiger: Was sind die Probleme in der Pflege?
Britta Braun: "Die Gelder und die Gesetzesgebung. Uns wird immer mehr abverlangt. Mit all den Dokumentationen, die wir führen müssen, macht man uns das Leben schwer. Wir sitzen immer in Erklärungsnot. Und das ist wichtige Zeit, die uns verloren geht. Der bürokratische Teil nimmt viel zu viel Zeit in Anspruch."
Stadtanzeiger: Was sagen Sie zu dem Satz von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, wenn jeder eine Stunde mehr arbeiten würde, wäre uns geholfen?
Britta Braun: "Gar nicht gut. Wir müssen viel flexibler werden und brauchen gut Leute. Das geht allerdings nur mit einem guten Arbeitszeitenregelkonto. Zu verlangen, eine Stunde mehr zu arbeiten, ist einfach zu viel. Mehr Personal hingegen würden wir alle mit Kusshand nehmen. Aber aufgrund des schlechten Rufs wird es immer schwieriger qualifiziertes Fachpersonal zu bekommen."
Stadtanzeiger: Ist die finanzielle Entlohnung angemessen für den Beruf?
Britta Braun: "Ich finde ja, zumindest was unsere Holding anbelangt. Wir haben alle Vergünstigungen, die man sich wünschen kann."
Stadtanzeiger: Haben Sie eigentlich genügend Zeit für die Bewohner?
Britta Braun: "Man hat die Zeit, wenn man alles vernünftig delegiert. Es ist Erfahrungssache, aber es geht."
Stadtanzeiger: Was würden Sie jungen Leuten sagen, die sich überlegen einen Pflegeberuf zu erlernen?
Britta Braun: "Es gibt keinen abwechslungsreicheren Beruf, aber man muss das Gespür dafür bekommen. Und vor allem darf man die Probleme nicht mit nach Hause nehmen."
Stadtanzeiger: Haben Sie ihre Entscheidung einmal bereut?
Britta Braun: "Nein. Ich habe diesen Weg bewusst gewählt, habe meine Praxisanleitung gemacht, jetzt meine Wohnbereichsleitung. Ich habe bisher so viel zurückbekommen, auch von der Holding."
Stadtanzeiger: Wie viele Patienten sind auf Ihrer Station?
Britta Braun: "24. Vom Pflegegrad eins bis zum Pflegegrad fünf." Viele Jahre hat sie zuhause gepflegt, seit 2012 ist Britta Braun Altenpflegerin in St. Augustinus.
Foto: Jörg Terbrüggen
Autor:Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein |
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