Kampf gegen die Keime
„Für dieses Zimmer gelten besondere Hygieneanforderungen.“ Dieses Schild hing an der Türklinke eines Zimmers im Willibrord-Spital. Vor der Türe steht ein sogenanntes Hygienecenter mit Handschuhen und Mundschutz. Besucher müssen sich beim Pflegepersonal informieren.
Die Pflegerin, die dieses Zimmer gerade betreten möchte, hält sich genau an die vorgeschriebenen und auf einem Blatt am Hygienecenter dokumentierten Vorschriften. Ob gerade hier einer der verschwindend geringen „Risikopatienten“ mit dem Bakterium „MRSA“ (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus) liegt, ist nicht bekannt. 2013 wurden von den 12.776 Patienten 2.383 als risikobehaftet eingestuft, MRSA zu haben.
Zu den Risikopatienten zählen Bewohner einer Senioreneinrichtung und in der Landwirtschaft beschäftigte Personen, wie auch Patienten mit offenen Wunden. Diese Patienten bekommen alle einen Nasenabstrich, um einer möglichen Keimbesiedlung auf die Spur zu kommen. „Bei 55 von den 2.383 möglichen Risikopatienten war der Befund postiv“, erklärte Dr. Jochen Heger, stellvertretender Ärztlicher Direktor. Das Bakterium sitzt natürlicherweise auf der Schleimhaut des Nasenvorhofes. Bei Verletzung der Haut oder auch durch medizinische Maßnahmen, wie zum Beispiel eine Operation, kann es Wundinfektionen auslösen. Sie können harmlos verlaufen, sie können aber auch zu schweren Infektionen führen. Hier hilft in der Regel ein Antibiotika. „Doch manche Stämme sind mittlerweile resistent, da Antibiotika heute schon bei einer Erkältung vom Arzt verabreicht wird“, so Dr. Heger. In solchen Fällen spricht man dann von MRSA.
Isolation im Einzelzimmer
Beim positiven Befund von MRSA wird der Patient in ein Einzelzimmer isoliert, das nur mit beschriebener Schutzkleidung betreten werden darf. Besuch ist nur eingeschränkt erlaubt. „Der Patient wird fünf Tage lang drei mal täglich mit einer Nasensalbe behandelt, ab dem siebten Tag erfolgen drei Nasenabstriche in Folge“, beschrieb Hygienefachkraft Angelika Schulz. Wenn diese dann negativ sind, kann der Patient aus der Isolation entlassen und auf ein normales Zimmer verlegt werden.
Für diese Behandlung im Kampf gegen auftretende Keime hat das Willibrord-Spital jetzt das Gütesiegel „Euregio-net MRSA“ als erste Klinik im Kreis Kleve erhalten. Landrat Wolfgang Spreen wird das Zertifikat am 17. Februar im Kreishaus übergeben. Mit diesem Gütesiegel dokumentiert das Krankenhaus, dass es zehn Qualitätskriterien erfüllt hat und sich regelmäßigen Überprüfungen stellt. Bei der einjährigen Vorbereitung auf dieses Ziel wurden die Hygiene-Verantwortlichen vom Kreisgesundheitsamt ebenso unterstützt wie von Professor Andreas Voss vom Canisius-Wilhelmina-Krankenhaus Nimwegen. Der Mikobiologe war vor zehn Jahren Initiator des Siegels.
Auch in Senioreneinrichtungen
In einer Prävalenz-Erhebung erfolgt einmal pro Jahr eine Woche lang ein Nasenabstrich bei sämtlichen Patienten. Bei MRSA-Patienten ist das Krankenhaus zudem verpflichtet, das Gesundheitsamt zu informieren und Keimstämme in einem Fremdlabor ermitteln zu lassen. Innerhalb des Verbundes der pro homine streben nun auch die neun Senioreneinrichtungen in Emmerich, Rees, Wesel und Voerde das Gütesiegel an. Die Vorbereitungen dazu sind angelaufen.
Autor:Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein |
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