Flucht in die Sucht: Der Kreuzbund bietet Hilfe zur Selbsthilfe

Brigittes Stobbe ist gernen Ansprechparterin für diejenigen, die sich für den Kreuzbund interessieren.
  • Brigittes Stobbe ist gernen Ansprechparterin für diejenigen, die sich für den Kreuzbund interessieren.
  • hochgeladen von Caroline Büsgen

Schnell mal ein Tablettchen genommen, wenn man im Dauerstress ist, schlecht schlafen kann. Nicht nur gemütlich, sondern regelrecht notwendig, die Gläser Wein, Campari oder Wermut für die Entspannung am Abend. Cool und hip, die kleinen bunten Designerdogen, die einstimmen auf’s Partywochenende… Alles ja nicht dramatisch, oder?

Mehr Frauen als Männer, gleichermaßen alle Altersklassen wie auch gesellschaftliche Schichten und viele Co-Abhängige… Der Kreuzbund ist eine Selbsthilfegruppe für Suchrkranke. Tipps, Infos oder einfach nur jemanden finden, der einem zuhört… Anonym oder nicht, das handhaben die Leiterinnen der beiden Emmericher Gruppen, Brigitte Stobbe und Irmgard Schlebusch ganz nach den Bedürfnissen der Mitglieder.

Wer mag, kann jederzeit auch ohne Anmeldung einmal vorbeischauen, wer bleiben möchte, wird eine Zeitlang durch einen Paten begleitet, damit die Eingliederung in die Gruppe leichter fällt. Viele kommen Jahre lang regelmäßig, andere sporadisch, machen bleiben schließlich ganz weg.

„Die Sucht ist eine anerkannte Krankheit, aber häufig will das im Privaten keiner sehen und wissen“, ist die Erfahrung von Brigitte Stobbe, die aus Erfahrung spricht. In der Familie war sie durch die Sucht von Angehörigen zwar nur indirekt betroffen, sie weiß aber um die Mechanismen von Vertuschung, Entschuldigung, Verharmlosung. Heute ist es der Skatabend, morgen der Kegelabend… und wenn der Kater am nächsten Tag die Krallen ausfährt, rufen vor allen Dingen Frauen gerne auf der Arbeitsstelle an und bemühen das Argument ‚Grippe’ oder rechtfertigen die körperlichen Spuren von Gewalt, obwohl sie es besser wissen.“ Männer mit Frauen, die tabletten- oder alkoholsüchtig sind, verhalten sich anders: „Frauen, die sich in Süchte flüchten, werden rasch als ‚Säuferin’ bezeichnet und erfahren Verachtung für dieses Verhalten. Nach den Ursachen fragt hier selten jemand und in der Nachbarschaft wird hinter vorgehaltener Hand getuschelt oder man geht auf Distanz. Sie erfahren wenig Solidarität von ihren Partnern, die die Hilfesuchenden dann eher verlassen. Zum Glück ändert sich das Verhalten langsam!“, so die Erfahrungen der Leiterin der Emmericher Gruppe.

Jeder Mensch, der süchtig wird, hat seine eigene Gesichte, und die wird in der Selbsthilfegruppe ernst genommen. Häufig hilft es den Betroffenen schon, wenn einmal jemand zuhört und einen nicht diskriminiert. Zwischen Anfang dreißig und 70 Jahren sind die Mitglieder, wer kommt, tut schon den ersten Schritt. „Erst wenn man sich zu seiner Sucht bekennt und einen Schritt wenigstens in die geschützte Öffentlichkeit der kleinen Gruppe macht, hat man eine Chance auf Heilung. Man erfährt, wie andere geschafft habe, sich aus der Sucht zu lösen.“

Der Kreuzbund hat eine klares Profil: Tabletten, Alkohol, weiche Drogen oder Spielsucht… wer hier Hilfe braucht, der kann den Kontakt aufnehmen. „Die Suchtberatungsstellen sind diesen Menschen zunächst häufig zu professionell“, ist die Erfahrung von Irmgard Schlebusch. Wer aber bei Opiaten angelangt ist, der braucht professionelle Hilfe und Therapien, und hier ist der Kreuzbund dann nicht mehr in der Lage zu begleiten.

Die Kreuzbund-Gruppe Emmerich zieht um!. Ab 20. September ist die Selbsthilfegruppe für Suchtkranke, die bereits seit 25 Jahren existiert, dienstags in der Zeit von 19 – 21 Uhr im Martiniheim zu finden. Wer sich mit dem Gedanken trägt, hier einmal vorbei zu schauen, muss nicht befürchten, dass nur ‚schwere’ Themen besprochen werden. Das ist der Fall, wenn es sich ergibt. „Wir kochen gemeinsam und besprechen auch viele alltägliche Dinge, sind einfach gesellig!“, so die Leiterinnen und hoffen, damit ein niedrigschwelliges Angebot gemacht zu haben, das diejenigen anspricht, die als Süchtige oder Familienmitglieder betroffen sind. Die Gruppeleiterinnen sind unter Tel.: 0 28 28/90 39 871 (B. Stobbe) und 0 28 51/26 46 (I. Schlebusch) zu erreichen.

Autor:

Caroline Büsgen aus Emmerich am Rhein

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