Lebenshilfe Unterer Niederrhein stellt defizitäres Angebot ein
Ende eines Pflegedienstes

Bald nicht mehr im Einsatz: Die Lebenshilfe Unterer Niederrhein stellt den ambulanten Pflegedienst ein. Foto: Lebenshilfe Unterer Niederrhein
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Vor zwei Jahren hat die Lebenshilfe Unterer Niederrhein den Ambulanten Pflegedienst mit großen Erwartungen eröffnet. „Die haben sich leider nicht erfüllt“, erklärt Geschäftsführer Mike Stefan Töller jetzt. Die Lebenshilfe stellt dieses Angebot Ende Oktober ein. „Es ist ein schwieriger Schritt, der uns nicht leicht fällt“, so Töller. Gerade den rund 15 Beschäftigten und 30 Klienten hätte er gerne eine andere Nachricht überbracht.

„Unser Ambulanter Pflegedienst ist seit Beginn hochdefizitär. Eine Aussicht auf Besserung besteht nicht“, erklärt Töller. Dafür gibt es nach Auffassung der Lebenshilfe mehrere Gründe. „Das Bundesteilhabegesetz hat sich nicht in der von uns erwarteten Richtung entwickelt“, so Töller.

Das schon 2017 verabschiedete Gesetz hat grundlegende Leistungen der Eingliederungshilfe neu bewertet und verteilt. Menschen mit Handicap, die beispielsweise in einer Wohnform wohnen, hätten für die pflegerische Leistungen auf den Pflegedienst zurückgreifen können. „Die Nachfragen waren aber verhalten. In den zwei Jahren konnten wir nicht genügend Klienten gewinnen“, berichtet Töller.

Der ambulante Pflegedienst der Lebenshilfe sei nicht mit klassischen Anbietern zu vergleichen. „Unserer satzungsfestgelegte Klientenkreis ist in der Regel berufstätig in der Werkstatt“, erklärt Töller. Die zeitlichen Möglichkeiten der Pflege seien auf ein enges Zeitfenster beschränkt. Das stellte die Lebenshilfe vor große Herausforderungen in der Organisation und Refinanzierung.

Das Unternehmen hat die Klienten und Mitarbeiter vorab über diesen Schritt informiert. „Wir unterstützen, soweit wir können, hier an andere Anbieter zu vermitteln“, sagt Töller. „Für die Betroffenen und Angehörigen ist es natürlich eine Enttäuschung, aber wir müssen die Lebenshilfe Unterer Niederrhein im Gesamten betrachten.“ Gerade in Zeiten der Corona-Krise müssen solche unternehmerischen Wagnisse nachhaltig betrachtet werden. Aber für die Beschäftigten besteht Hoffnung. „Wir sind dabei, für die Mitarbeiter des Ambulanten Pflegedienstes Alternativen innerhalb der Lebenshilfe oder bei anderen Anbietern zu vermitteln“, zeigt sich Töller zuversichtlich.

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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