Burnout: Modeerscheinung oder echtes k.o.?
Ein bisschen dünnhäutig, wie? Und müde dazu? Das Arbeiten, der Haushalt strengen Sie an? Naja, und Stress mit dem Partner... Kann es sein, dass Sie unter einem Burnout-Syndrom leiden?
Der Reeser Psychiater und Psychotherapeut Dr. Hans-Jürgen Bosma bringt es auf den Punkt: Die Idealisten, die Perfektionisten und die Kämpfernaturen sind besonders gefährdet in das abzurutschen, was die Fachwelt einen „körperlichen, seelischen und mentalen Erschöpfungszustand“ nennt. Wer dann auch noch zu den Eigenwilligen gehört, der ist prädestiniert, bei entsprechenden äußeren Rahmenbedingungen und psychischem Dauerstress auszubrennen, wenn ihm Mutter Natur nicht gerade ein 'dickes Fell' geschenkt hat. Die Globalisierung, sich verändernde Arbeitsmärkte und -plätze, sind, neben einer individuellen Ausstattung mit Persönlichkeitsmerkmalen ursächlich für ein Phänomen, das Arbeitspsychologen, Führungskräfte und Gesellschaftskritiker gleichermaßen beschäftigt. Die volkswirtschaftlichen Schäden des Burnouts sind immens, wer sich als Chef rechtzeitig um die seelische Gesundheit seiner Belegschaft kümmert, bekommt die positive Rückmeldung beizeiten in Form einer Steigerung des Unternehmensgewinns: Wer gerne, entspannt und kreativ arbeitet, trägt zum Wohlstand des Unternehmens bei, sichert Arbeitsplätze (darunter seinen eigenen), und bekennt sich auch in schwierigeren Zeiten zu seinem Arbeitgeber.
Der Seminarraum des Altenheims Sankt Augustinus war bis auf den letzten Platz gefüllt, neben ärztlichen Kollegen und Pflegekräften hatten sich auch interessierte Arbeitgeber und Bürger eingefunden, um sich über das inzwischen gesellschaftsfähige Erschöpfungssyndrom zu informieren. Schon in wenigen Jahren werden, so erwarten es internationale Statistiken, die Krankmeldungen aufgrund seelischer Probleme etwa die Hälfte aller Arbeitsunfähigkeiten ausmachen. Der Schaden,der den Unternehmen und der Volkswirtschaft entsteht, ist schon jetzt erheblich: 11 Millionen Fehltage, 22 Milliarden Euro an Belastungen der Sozialsysteme... und das ist aktuell wohl nur die Spitze des Eisbergs.
Laut Sozialgesetzbuch hat der Arbeitgeber die Gesundheit seiner Mitarbeiter im Auge zu haben, bei den Selbständigen oder auch im privaten Bereich heißt das Zauberwort 'Selbstfürsorge'. Auszeiten, arbeits- und terminfreie Zeiten, eine Änderung der Lebensführung und eine kritische Reflexion von Werten sind unerlässlich, wenn ehemalige Leistungsträger 'an die Kante' geraten und mittelfristig nicht mehr arbeitsfähig sind.
Autor:Caroline Büsgen aus Emmerich am Rhein |
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