"Wenn die Pläne so durchgeführt werden, wird Elten sterben"
Die Emotionen kochten teilweise über im Kolpinghaus. Dabei lagen die Positionen trotz unterschiedlicher Herangehensweise gar nicht so weit auseiander. Denn auch für Straßen NRW wäre die Umgehungsstraße durchaus sinnvoll im Zuge des dreigleisigen Ausbaus der Betuwe-Linie.
Allerdings hatte die ganze Sache einen kleinen, aber entscheidenden Haken. Die Umgehung war von der Politik nicht in Betracht gezogen worden. Kein Planungsauftrag - keine Umgehung. So einfach ist das manches Mal. Dass sich die Eltener damit überhaupt nicht einverstanden erklären wollen, war am Dienstag Abend deutlich zu spüren. Und als Heinz Gerd Biewald in seiner Powerpointpräsentation auch noch davon sprach, die Gleisbettvariante habe in Bezug auf auf alle Schutzgüter das schlechteste Ergebnis, hallten laute Buh-Rufe durch den Saal.
"Schämen sie sich nicht, gegen 5.000 Unterschriften anzuarbeiten", bemerkte ein aufgebrachter Bürger. Christoph Jansen von Straßen NRW: "Wir können nicht beliebig zurückgehen und keine neue Variantenprüfung machen." Der Verdacht, Straßen NRW hätte das von der Stadt seinerzeit in Auftrag gegebene IVV-Gutachten zu Rate gezogen, wies Jansen entschieden zurück. "Wir haben uns davon in keinster Weise beeinflussen lassen. Das waren auch nur grobe Ansätze, wir sind jetzt aber schon in der Planung so weit voran geschritten, dass wir weiter ins Detail gehen."
1999 hatte Straßen NRW die Umgehung ins Gespräch gebracht. "Wir sind aber relativ früh davon abgewichen, denn dafür gab es keinen Planungsauftrag seitens der Politik. Die Umgehungsstraße war damals mit in unseren Planungen verankert, die Maßnahme ist allerdings aus dem Bedarfsplan herausgenommen worden, weil der Bund keine Notwendigkeit sah. Hätten wir weiter die Umgehungsstraße im Bedarfsplan, bräuchten wir hier nicht so kontrovers diskutieren." Gar nicht einsehen wollten die Eltener allerdings, dass der Schwerlastverkehr zum einen über den Tichelkamp, zum anderen durch den Ort abgeführt werden soll.
Dazu Jansen von Straßen NRW: "Die Gleisbettvariante würde den Verkehr aus dem Ort heraus führen, das können wir gar nicht bestreiten. Aber die Regierung will keine Umgehungsstraße. Wir wissen, dass wir heute hierher gekommen sind und ihnen nicht das präsentieren können, was sie gerne hören möchten." Auch das Viadukt kam zur Sprache. Vor allem Mütter mit ihren Kindern sowie Behinderte hätten nach derzeitigem Planungsstand erhebliche Probleme mit dem zu erwartenden Verkehr. Johannes ten Brink: "Wollen sie die alle auch da durch schicken?" Man habe sicherlich an der ein oder anderen Stelle noch Defizite, womit man sich beschäftigen müsse. Dazu sei das Planfeststellungsverfahren schließlich da.
"Die Schwächen des Plans werden hier heute überhaupt nicht diskutiert. Der Hang, in den eingegriffen wird, bleibt kaputt, er kann und wird nicht gleichwertig ersetzt. Vieles geht in den Planungsunterlagen unter. Ich vermisse eine faire Bewertung aller Varianten. Da fehlt es an vielen Ecken und Enden", bemerkte Adelbert Niemers vom BUND. Und Hans Frericks meinte zum Abschluss: "Wenn der ganze Verkehr durch den Ort geführt wird, dann stirbt Elten. Wer will sich da noch hinsetzen, das ist nicht mehr lebenswert." Das war auch im Hinblick auf einen möglichen Kneipp-Kurort angemerkt.
Autor:Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein |
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