Rollende Zeitbombe

Birgit Böhne (li.) und Helmut Wesser (re.) vom Bündnis90/Die Grünen in Rees kämpfen darum, dass der Castortransport nicht durch Rees rollt
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  • hochgeladen von Caroline Büsgen

Ein Szenario, das sich in Rees so recht niemand vorstellen möchte: 76 Mal rollen stark gesicherte Castorbehälter über die Rheinbrücke und durch Rees über die B 67 Richtung Norden… Das könnte möglicherweise passieren, wenn im Sommer nächsten Jahres das Atom-Zwischenlager in Jülich geräumt werden muss, weil die Verträge auslaufen. Von Jülich aus würden sich die Brennstäbe dann auf den Weg in ein weiteres, ebenso vorläufiges Zwischenlanger ins münsterländische Ahaus machen.

Diesen Weg halten die Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen für überflüssig und unzumutbar für die Bevölkerung derjenigen Kommunen, die am Transportweg liegen, aber auch für das Land NRW. Harald Schwalbe vom Ökologiereferat der Landespartei hat auf dem Marktplatz in Rees jetzt gemeinsamen mit seinen lokalen Mitstreitern über die Risiken und Alternativen informiert und Unterschriften gegen eine Transport im Allgemeinen und durch Rees im Besonderen gesammelt.

Für grundsätzlich sinnlos halten die Umweltschützer den Transport allein schon deshalb, weil auch Ahaus nur eine Zwischenlösung ist. Von dort aus müsse ein weiterer Transport in ein geeignetes Endlager erfolgen. Warum also der Transport von Zwischenlager zu Zwischenlager fragt sich auch der Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen in Rees, Helmut Wesser. Sicherlich müsste das Zwischenlager Jülich aus-, um oder sogar neu gebaut werden, das sei aber allemal die bessere Lösung, als die hochgefährliche Ladung durchs Rheinland und Münsterland zu fahren. Nur zwei hoch spezialisierte Transportvorrichtungen gibt es derzeit, bei 152 Castoren müssten 76 Transporte mit einem immensen Polizeiaufgebot organisiert werden. Vorbereitung, Durchführung, Rückfahrt… pro Transport sind einige Tage Zeit notwendig, so dass die Gefahrguttransporte über die Dauer von eineinhalb Jahren laufend erfolgen würden. Die Ruhrgebietsstädte haben schon mit Argumenten wir der hohen Verkehrs- und Bevölkerungsdichte dankend abgelehnt, Wesel käme wegen des Transportweges durch die Innenstadt und weil die Konstruktion der Rheinbrücke den Castortransport nicht zulässt, auch nicht in Frage. Eine relativ direkte Verbindung sehen die Grünen eben über die Reeser Rheinbrücke, so dass dieser Transportweg durchaus realistisch wäre. Ein Antrag, den Transportweg auch durch Rees nicht zu genehmigen, liegt derzeit beim Bürgermeister – der Ausgang bleibt anzuwarten. Ein Politikum ist der Castortransport allemal: Der Bund ist mit 90 Prozent am Zwischenlager in Jülich beteiligt, das Land NRW mit 10 Prozent. Mit diesen Mehrheitsverhältnissen, so skizziert Harald Schwalbe, kann der Bund die Marschrichtung in dieser Angelegenheit weitgehend allein vorgeben. Die Transportkosten werden auch durch den Bund getragen. Den immensen Aufwand aber, den allein die Polizeieinsätze bedeuten würden, trüge das Land NRW allein. Im Falle eines Umbaus der Jülicher Lagerstätte wäre der Bund dann aber hier wieder in der finanziellen Pflicht… vor dem Hintergrund dieser Konstellation befürchtet Helmut Wesser, dass die für Rees ungünstige Entscheidung möglicherweise allein Ergebnis finanzieller Interessen sein würde.

Autor:

Caroline Büsgen aus Emmerich am Rhein

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