Grusswort zum Jahreswechsel in Emmerich
Peter Hinze: "Auch im zweiten Jahr der Pandemie die Hoffnung nie ganz verloren"
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
kennen Sie das? Sie laufen in der Dunkelheit bei einem Spaziergang auf ein Licht in der Ferne zu. Sie wollen wissen, was da ist, bei dem Licht. Deshalb laufen sie, und laufen, und laufen. Das Licht immer fest im Blick. Obwohl Sie es deutlich vor Augen haben, kommt es einfach nicht näher. So ähnlich geht es mir in der Corona-Pandemie.
Seitdem vor ziemlich genau einem Jahr die ersten Spritzen mit Impfstoff an die ältesten Mitbürgerinnen und Mitbürger verabreicht wurden, haben wir das Licht am Ende des Tunnels eigentlich fest im Blick. Wir kennen den Ausweg aus der Krise. Und trotzdem scheinen wir auch 24 Monate nach Bekanntwerden der ersten Corona-Erkrankungen nicht am Ende der Pandemie, sondern irgendwie noch mittendrin zu sein.
Ich gebe zu, noch im Sommer hatte ich – wie wahrscheinlich viele von Ihnen – das Gefühl, es geschafft zu haben: Urlaub im In- und Ausland war wieder möglich, größere Feste konnten wieder gefeiert werden und bei den privaten Kontakten waren nahezu alle Beschränkungen zurückgefahren worden. Man war manchmal schon fast wieder versucht, den Menschen zur Begrüßung die Hand zu geben. Dass diese Form der „Normalität“ nicht durchzuhalten sei, hatten Experten schon früh vorhergesagt. Der Herbst hat diese wissenschaftlichen Prognosen dann traurige Realität werden lassen. Wieder mussten die Kontaktbeschränkungen hochgefahren und Feierlichkeiten – insbesondere in Innenräumen – abgesagt werden.
Zu den Leidtragenden zählten unter anderem erneut die Emmericher Karnevalisten und Schützen. Das GECK hatte zunächst die Proklamation, das Prinzentreffen auf dem Schiff und den Karnevalumzug abgesagt. Vor einigen Wochen kam dann auch die unausweichliche Absage des Sitzungskarnevals. In 2021 hat kein einziges Schützenfest stattfinden können. Im zweiten Jahr hintereinander kein Stadtschützenfest. Damit sind wichtige Säule des geselligen und gesellschaftlichen Miteinanders in der Stadt hart getroffen. Ich hoffe und wünsche mir, dass es den Vereinen und Bruderschaften gelingt, die Aktiven bei der Stange zu halten, damit im nächsten Jahr – hoffentlich! – Schützenfeste und eine ordentliche Session irgendwie wieder möglich sind. Das gleiche gilt natürlich auch für die vielen anderen ehrenamtlich getragenen Vereine und Organisationen in der Stadt.
Auch sie konnten in den vergangenen zwei Jahren der Pandemie – wenn überhaupt – nur eingeschränkt feiern, musizieren oder Wettkämpfe organisieren. Ich habe in vielen Gesprächen mitbekommen, dass sich zahlreiche Engagierte kreative Gedanken dazu gemacht haben, wie man das Miteinander trotzdem am Leben halten kann. Dafür gebührt Ihnen mein großer Respekt und Dank!
Die Wissenschaft ist sich einig: aus der aktuellen, eher trübseligen Situation gibt es nur einen schnellen Ausweg. Und das ist die Impfung. Seit einigen Wochen hat der Kreis Kleve seine Impfangebote wieder hochgefahren. Auch zahlreiche niedergelassene Ärztinnen und Ärzte und ihre Praxisteams arbeiten im Moment am Rande der Belastungsgrenze, um so viele Erst-, Zweit- oder Boosterimpfungen durchzuführen, wie möglich. Den Einsatz des medizinischen Personals – ob in Arztpraxen, Krankenhäusern, Impfzentren oder Pflegeeinrichtungen und – diensten – kann man in dieser Zeit gar nicht genug würdigen.
Ich weiß aus persönlichen Begegnungen, dass es immer noch zahlreiche Menschen gibt, die ernsthafte Bedenken gegen die Impfung haben. Das zeigen ja auch die Impfzahlen. Ich gebe zu, auch mir fehlen die Worte, wenn ich so manches Argument gegen die Impfung höre oder lese. Bei allem Verständnis, mir fehlt da manchmal auch der Solidaritätsgedanken bei denjenigen, die sich nicht impfen lassen wollen. Aber: eins ist mir wichtig. Wir dürfen nicht aufhören, miteinander zu reden.
Anschreien, Anpöbeln und mit dem Finger auf „die Anderen“ zu zeigen, wird uns auf Dauer nicht helfen. Im Gegenteil. Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich noch genügend Menschen von der Sinnhaftigkeit und Ungefährlichkeit der Impfung überzeugen lassen können. Zum eigenen Schutz, aber auch zum Schutz der Mitmenschen. Dann kann uns im kommenden Jahr vielleicht endlich der Schritt aus der Pandemie, hin zu mehr Normalität, gelingen.
Denn in 2022 warten große Aufgaben auf uns. Erst vor wenigen Tagen haben wir den Haushaltsplan für das kommende Jahr beschlossen. Darin sind Investitionen in einem Umfang von rund 32 Millionen Euro enthalten. Das Geld fließt vornehmlich in Schulbau- und Straßenbauprojekte. So wird sich das „Gesicht der Stadt“ an verschiedenen Stellen nachhaltig verändern: schon Anfang des neuen Jahres startet die Neugestaltung des Neumarktes. Hier klafft seit über zwei Jahrzehnten eine städtebauliche Wunde, die mit der Baumaßnahme endlich der Vergangenheit angehören wird. Außerdem werden wir das neue, moderne Schulgebäude am Brink im kommenden Sommer den Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule übergeben können. Zu der Baumaßnahme zählt dann auch eine komplette Neugestaltung des Schulhofes und der umliegenden Anlagen.
Weiter vorantreiben werden wir im kommenden Jahr auch die Planungen rund um das Schulgebäude am Grollschen Weg – als letztem Baustein des Projektes Gesamtschule. Für weitere zentrale Plätze stehen Veränderungen an: so wird die Neugestaltung von Geistmarkt, Rathausvorplatz und Kleiner Löwe weiter konkretisiert. Auch der Vorplatz des Bahnhofes wird in 2022 ein neues Gesicht erhalten. Neues Pflaster, mehr Grün, mehr Platz für Fahrräder sind ein erster Schritt, um das Bahnhofsumfeld attraktiv zu gestalten.
Zum Schluss möchte ich all denen herzlich danken, die im vergangenen Jahr in unserer Stadt in hauptamtlicher oder ehrenamtlicher Funktion ihren persönlichen Beitrag dazu geleistet haben, dass wir auch im zweiten Jahr der Pandemie die Hoffnung nie ganz verloren haben. Viele von Ihnen haben dabei ein Engagement an den Tag gelegt, das deutlich über das normale Maß hinausgeht.
Umso mehr haben wir uns jetzt alle eine kleine Atempause verdient. Kommen Sie zur Ruhe, genießen Sie Zeit mit Ihren Lieben und schöpfen Sie Kraft für das Kommende. Machen Sie mal einen Spaziergang – vielleicht im Dunkeln. Und wenn Sie auf ein Licht in der Ferne zulaufen, vergessen Sie nicht, auf dem Weg auch mal nach links und rechts zu schauen. Auch dort kann viel Leuchtendes sein: liebe Menschen, ein nettes Wort, ein kleines Geschenk. Schauen wir also mit Zuversicht auf das kommende Jahr. In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein gesundes, glückliches und erfülltes neues Jahr.
Herzlichst
Ihr Peter Hinze
Autor:Lokalkompass Kreis Wesel aus Wesel |
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